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Sport: Letzte Hoffnung Finanzamt

Kaiserslautern kann nur ein Aufschub der Steuernachzahlungen vor der sofortigen Pleite retten

Kaiserslautern. Die vergangene Nacht war für René C. Jäggi ein Albtraum. Als die Abgesandten des Finanzamtes offenbarten, dass der 1. FC Kaiserslautern 12,9 Millionen Euro wegen dubioser Spielerverträge nachzahlen muss, spürte der 54 Jahre alte Schweizer ein Zittern in den Knien. „Da bleibt einem die Luft weg“, flüsterte Jäggi. Allerdings ergibt sich für den Verein eine winzige Rettungsmöglichkeit. Nach Informationen des Tagesspiegel sollen die Finanzbehörden unter Umständen bereit sein, die sofortige Vollstreckung auszusetzen. Das heißt, der FCK muss nicht sofort zahlen, sondern hat eine vierwöchige Einspruchsfrist. Innerhalb dieser Periode kann verhandelt werden.

Auf diese Weise könnte der mit rund 30 Millionen Euro verschuldete und abstiegsbedrohte 1. FC Kaiserslautern von der sofortigen Zahlungsunfähigkeit gerettet werden. Die Finanzbehörden wollen sich auf den Handel einlassen, weil die Pfälzer von Anfang an alle Unterlagen zur Verfügung stellten und sich kooperativ zeigten. „Es bleibt aber eine gefährliche Situation“, sagt der FCK-Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi. Bis nächste Woche muss er ein Sanierungskonzept vorlegen, da ihm sonst Insolvenzverschleppung vorgeworfen werden könnte. Jäggi hofft zudem, dass eine Reduzierung der Nachforderungen des Finanzamtes erreicht werden kann. Die Ermittler hatten Zahlungen des Klubs an Spieler ins Ausland für Persönlichkeitsrechte als Steuerhinterziehung eingestuft. Jetzt sollen Einzelfälle der betreffenden Zahlungen erneut besprochen werden.

Bleibt die Frage, wie sich der Klub retten kann angesichts der Umbaukosten von 18,8 Millionen Euro an der WM-Arena Fritz-Walter-Stadion. „Es gibt keine Alternative zur Trennung von Sport und Immobiliengesellschaft“, sagt Jäggi. Mit anderen Worten: Die Stadt Kaiserslautern soll das Stadion übernehmen. Der FCK stuft seine Liegenschaften mit einem Wert von 33 Millionen Euro ein.

„Wir wollen den FCK erhalten und die WM 2006 und ein Stück Zukunft gewährleisten“, sagte Kaiserslauterns Bürgermeister Bernhard Deubig zwar. Als Rettungsbeispiel aber brachte er ein schwammiges „Cross- Border-Leasing“ ins Gespräch, bei dem das Stadion in die USA vermietet, vom Klub zurück gemietet wird und sogar Einnahmen erzielt würden. Eine alleinige Rettungsaktion der Stadt schloss Deubig aus: „Wir haben kein Geld.“ Und das Land will sich nicht weiter engagieren. Klappt der Deal mit der Stadt, könnte der FCK die 3,5 Millionen Euro zurückbekommen, die er an die insolvente Baufirma Holzmann zahlte, die das Stadion umbauen sollte.

Auch durch die Deutsche Fußball-Liga droht Ungemach. Sie prüft mögliche Verstöße gegen ihre Statuten. Schlimmstenfalls könnte dies Lizenzentzug bedeuten. „Wir hoffen auf die Minimalstrafe“, sagte Jäggi.

Die Nerven liegen blank, selbst beim Schweizer. Trainer Erik Gerets und seinen „tollen Hechten mit ihren schönen Autos“ raunte er zu: „Reißt euch endlich euren verdammten Arsch auf. Diese elf Clowns sollen zeigen, dass sie nicht die Totengräber des Vereins sind.“ Auch die ehemalige Führung attackierte Jäggi: „Wenn dem Verein von ihr Schaden zugefügt wurde, werden wir Regressforderungen stellen.“ Die Aussage der ehemaligen Vorstände Friedrich und Herzog sowie Ex-Aufsichtsratschef Wieschemann, den Klub mit ordentlicher Finanzlage übergeben zu haben, werde er nicht länger dulden. Das hinderte Wieschemann jedoch nicht daran, zu behaupten, es sei „niemals Schwarzgeld an Spieler oder Dritte“ gezahlt worden: „Alle Ausgaben sind im Detail belegt.“

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