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Sport: Letzte Warnung

Alexander Madlung hat mit seinem Verhalten Trainer Falko Götz aufgebracht und muss jetzt in Herthas Regionalliga-Team spielen

Berlin - Alexander Madlung ist in diesen Tagen kein besonders ergiebiger Gesprächspartner. Auf Fragen reagiert er am liebsten mit Gegenfragen. Wie er mit seiner aktuellen Situation umgehe. „Welche Situation?“ Ob er Verständnis dafür gehabt habe, dass Trainer Falko Götz ihn für das Spiel bei Werder Bremen aus dem Kader verbannt hat. „Verständnis? Nee, wieso?“ Wenigstens auf die Frage, ob er damit rechne, am Sonntag gegen Bielefeld wieder dabei zu sein, hat Madlung eine klare Antwort. „Keine Ahnung.“

Alexander Madlung, 23 Jahre alt, Fußballprofi beim Berliner Bundesligisten Hertha BSC, steht nicht im Ruf, besonders einsichtig zu sein. In kurzer Zeit hat er 300 Knöllchen kassiert – fürs Falschparken. Und so ähnlich ist es zuletzt auch mit den Roten Karten gewesen. Innerhalb von drei Wochen hat Madlung drei Platzverweise gesammelt. Der letzte, beim 1:2 in Duisburg, war der Auslöser für Götz’ harte Disziplinierungsmaßnahme. „Die Gründe habe ich ihm deutlich genannt“, sagt Herthas Trainer.

Madlung ist nicht der erste Spieler, dessen Berufseinstellung Götz öffentlich in Frage stellt. Ähnlich ist es auch Alexander Ludwig, Thorben Marx und Sofian Chahed ergangen. „Ich würde liebend gern darauf verzichten“, sagt Herthas Trainer. „Aber es gibt Spieler, die verstehen’s, und es gibt Spieler, die verstehen’s nicht.“ Ludwig scheint es nicht verstanden zu haben. Er ist an den Zweitligisten Dynamo Dresden ausgeliehen und in der Rückrunde gerade eine Viertelstunde zum Einsatz gekommen. Chahed hingegen hat ein Jahr lang in Herthas Regionalligateam gespielt, ehe er bei den Profis wieder eine Chance bekam. Zuletzt hat er sich mit konstanten Leistungen für einen neuen Vertrag empfohlen. „Sofian hat einen Werdegang, der typisch ist für einen jungen Spieler“, sagt Götz. „Nach den ersten Spielen wurde er sehr gelobt, dann kam der Abfall.“ Inzwischen kann sich Herthas Trainer wieder „vorstellen, längerfristig mit ihm zusammenzuarbeiten“.

Schwankende Leistungen sind bei jungen Spielern nicht ungewöhnlich. Götz ärgert allerdings, dass sich viele Talente zu schnell mit dem Erreichten zufrieden geben. Manchmal ist es leichter, überhaupt in die Bundesliga zu kommen, als in ihr drin zu bleiben. Herthas Nachwuchs, auf den der Verein angesichts seiner Finanzprobleme mittelfristig mehr denn je angewiesen ist, wird daher inzwischen nicht mehr nur fußballerisch ausgebildet. Die Spieler werden nun auch in ihrer Persönlichkeit geschult, damit sie besser auf die Erfordernisse des Profifußballs vorbereitet sind. „Es ist sinnvoll, auch unsere Top- Perspektivspieler einzubeziehen“, sagt Götz. Madlung nimmt an diesen Schulungen nicht teil. Mit 23 Jahren sei er bereits zu alt dafür, sagt er selbst, „das geht eher Richtung 19-, 20-Jährige“.

Alexander Madlung hat die Frage noch nicht abschließend beantwortet, ob er – wie Sofian Chahed – die Warnung rechtzeitig verstanden hat. Vor nicht allzu langer Zeit hat er sich noch als Kandidat für die Nationalelf gesehen, am Wochenende aber, als die Profis mit einem 3:0 in Bremen ihre sportliche Krise beendet haben, musste Madlung mit Herthas Regionalligateam ein Freundschaftsspiel gegen den Oberligisten Dresden-Nord bestreiten. Für den Innenverteidiger war es eine Rückkehr in jene Mannschaft, aus der er sich vor drei Jahren zu den Profis hoch gedient hat. Karsten Heine, der Trainer des Amateurteams, hat Madlung nicht anders erlebt als die meisten Spieler, die von den Profis zur zweiten Mannschaft strafversetzt wurden. „Eine sehr ordentliche Leistung“, bescheinigt er dem Innenverteidiger. „Auf dem Platz hat er viel organisiert und viel gesprochen“, sagt Heine. „Aber das ist auch sehr klug, dass er diesen Ausflug nicht als Sommerurlaub versteht.“

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