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Sport: Leverkusens Aufpasser heißt Kohler

Der Ex-Nationalspieler wird Sportdirektor bei Bayer

Leverkusen. Wochenlang war spekuliert worden über den vakanten Posten des Sportdirektors bei Bayer Leverkusen. Manager Reiner Calmund hatte noch am Dienstag als „Wunschtypen, nicht als Kandidaten“ die Herren Otto Rehhagel, Michael Zorc, die Brüder Uli und Dieter Hoeneß, Rudi Völler und Rudi Assauer genannt. Und dann präsentierte Calmund am Mittwoch doch einen ganz anderen Nachfolger für Rudi Völler, der im Juli 2000 Teamchef der Nationalmannschaft geworden war: Der ehemalige Nationalspieler Jürgen Kohler soll künftig auf der Tribüne neben dem Manager mit der barocken Figur Platz nehmen. Vom 31. März an wird der aktuelle Trainer der U-21-Nationalmannschaft sein Amt antreten, der Vertrag ist auf fünf Jahre datiert. „Mit der Verpflichtung ist es uns gelungen, eine langfristige Lösung zu finden, um in der sportlichen Entwicklung von Bayer 04 Kontinuität sicherzustellen“, sagte Reiner Calmund.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) teilte derweil mit, Kohler hinsichtlich einer vorzeitigen Vertragsauflösung „keine Steine in den Weg legen zu wollen“. Diese pflegeleichte Entbindung kann als späte Kompensation dafür gelten, dass Bayer Leverkusen vor knapp drei Jahren Rudi Völler zum DFB ziehen ließ. Der 37-jährige Jürgen Kohler hatte erst im vergangenen August beim DFB einen Vertrag bis 2007 unterschrieben. Nun freut er sich auf einen „erstklassig geführten Verein und eine Mannschaft mit großem Entwicklungspotenzial“.

Angesichts der ernsthaften Gefahr, dass der erstklassig geführte Klub aus seiner momentanen misslichen sportlichen Situation nicht herausfindet und womöglich bald zweitklassig ist, gerieten die Leverkusener Reaktionen fast euphorisch. „Ich bin ganz happy, dass diese Personalie geklappt hat“, sagte etwa Wolfgang Holzhäuser. Sonst ist Bayers Geschäftsführer nicht für größere Euphorieausbrüche bekannt. Für Holzhäuser verkörpert der 105-fache Nationalspieler Jürgen Kohler „genau das, was wir zu brauchen glauben“. Kohler soll laut Holzhäuser Signale setzen, die der Klub derzeit bitter nötig hat.

Gleichzeitig soll Thomas Hörster, der in den letzten Wochen mitunter ein wenig überfordert wirkte, weiter als Trainer allein für die Aufstellung bei Bayer Leverkusen zuständig sein. Demnach ist Kohler nicht als aufpassender „Oberhörster“, wie der „Kölner Stadtanzeiger“ schon witzelte, vorgesehen und schon gar nicht als Coach für die kommende Saison. „Das steht nicht zur Disposition, der Jürgen Kohler ist Sportdirektor“, sagte Reiner Calmund dazu. Der Manager machte am Mittwoch einen zufriedenen, ja fast gelösten Eindruck – in dieser Saison beinahe schon eine Ausnahme. Nach dem sich hinziehenden Rausschmiss von Trainer Klaus Toppmöller waren Calmund schwere Vorwürfe gemacht worden.

„Wir wollten nach der Absage von Otto Rehhagel, der tatsächlich eine Art Lattek-Lösung gewesen wäre, keinen Obertrainer“, sagte Geschäftsführer Holzhäuser. „Das war immer so abgestimmt und von Anfang an unsere Lösung.“ Und dennoch werden vielleicht einige Beobachter fortan danach schauen, ob mit der Verpflichtung Kohlers nicht doch eine schleichende Entmachtung Hörsters verbunden ist. Vor allem für den Fall, dass die sportliche Talfahrt des derzeitigen Tabellensiebzehnten anhalten sollte. Dann wird sich auch Jürgen Kohler mit der Personalie Hörster auseinander setzen müssen. In Leverkusen ist angesichts der schwierigen sportlichen Situation jedenfalls derzeit alles denkbar.

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