zum Hauptinhalt
1975/76 spielte der Spandauer SV mit Torwart Ulrich Bechem in der Zweiten Liga. Hier eine Szene mit Bechem aus einem Pokalspiel beim VfB Stuttgart 1978.

© Imago/Sportfoto Rudel

Lichtblick in einer bitteren Zweitligasaison vor 45 Jahren: Als der Spandauer SV ein Ligaspiel gegen Bayer Leverkusen gewann

Der Spandauer SV war in der Saison 1975/76 völlig chancenlos. Auf den Tag vor 45 Jahren gelang am 23. Spieltag endlich der erste Sieg.

Berliner Klub, historisch schlechte Saison, schon ein Weilchen her – das kann nur, das muss Tasmania 1900 sein.

Einerseits richtig, klar. Ist ja nicht erst seit Schalkes letztlich erfolglosem Angriff auf Tasmanias Sieglosserie bekannt. Aber es gibt da noch einen anderen Berliner Klub, der lediglich eine Etage unter Tasmania ebenfalls seit Jahrzehnten eine besondere Marke hält. Wir schauen in der ewigen Tabelle der Zweiten Liga nach ganz unten und entdecken – den Spandauer SV. Auf Platz 127.

Über den 56. Rang der Tasmanen im Bundesligaklassement würden sie beim SSV vielleicht milde lächeln. Wenn es den Verein noch gäbe. Dieser große Klub der Berliner Fußballlandschaft existiert seit 2014 nicht mehr.

1975 schafften die Spandauer, die in den 50er Jahren dreimal hintereinander den Berliner Pokal gewonnen hatten, völlig überraschend den Aufstieg in die Zweite Bundesliga Nord. Viel Geld hatten sie nicht, und Heinz Balzer, Präsident und Vater des Erfolges, wollte keine großen finanziellen Abenteuer riskieren.

Der Verband Berliner Ballspielvereine und der Senat halfen bei der vom DFB geforderten Sicherheit in Höhe von 100 000 D-Mark aus. Ähnlich wie Tasmania zehn Jahre zuvor ging das Team je nach Sichtweise als großer Außenseiter oder komplett chancenlos in die Saison 1975/76.

[Behalten Sie den Überblick über die Corona-Entwicklung in Ihrem Berliner Kiez. In unseren Tagesspiegel-Bezirksnewslettern berichten wir über die Krise und die Auswirkungen auf Ihre Nachbarschaft. Kostenlos und kompakt: leute.tagesspiegel.de.]

Zum Auftakt gab es im Stadion am Askanierring (inzwischen Helmut-Schleusener-Stadion) vor 2290 Besuchern ein 2:7 gegen Mitaufsteiger Union Solingen.

In manchen Spielen, etwa den jeweils mit 2:3 verlorenen Derbys gegen Wacker 04 und Tennis Borussia hielt der SSV gut mit. Der erste Punkt kam jedoch erst im November 1975 beim 1:1 gegen die SG Wattenscheid 09.

Anpfiff bei minus drei Grad

Am 15. Februar 1976, exakt vor 45 Jahren, gastierte mit Bayer 04 Leverkusen ein weiterer Aufsteiger in Spandau. Minus drei Grad, Schnee auf dem Rasen, darunter alles gefroren, 469 treue Anhänger – die kleinste Kulisse der Saison – zahlten Eintritt. Und wurden dafür belohnt: Der SSV war klar besser.

Weil Bayers Torwart Fred Bockholt einen Glanztag erwischt hatte, stand es aber bis fast zur Pause 0:0. Dann traf Peter Heinrich mit einem Kopfball.

Die Gastgeber erzielten ein weiteres reguläres Tor, das allerdings nicht anerkannt wurde. Trotzdem stand am Schluss der erste Sieg im 23. Versuch! Ein weiterer sollte noch dazukommen. Am Ende waren es 8:68 Punkte und 33:115 Tore.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false