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Nicht der Fahrstuhl. Und auch nicht der Claus Vetter. Aber egal.

© dpa

Liebesgrüße aus Sotschi (1): Therapie auf Russisch

Anfang der Woche ist unser Reporter in Sotschi eingetroffen und hat die Berichterstattung aufgenommen. Oder fährt er nur den ganzen Tag Fahrstuhl? Wie auch immer. Ab heute gibt es an dieser Stelle täglich eine neue Episode aus seinem Olympia-Alltag.

Rums. Ein Geräusch wie ein dumpfer Schlag. Aber niemand hatte sich geschlagen, das war der Hotelfahrstuhl. Zwischen dem dritten und vierten Stock legte er eine Pause ein. Aber wer sagt denn, dass in einer wenig funktionierenden Welt immer alles funktionieren soll. Cool bleiben, als Erfahrung abhaken. Sind ja viele Menschen im Hotel, wird nicht lange dauern.

Also, den Hilfeknopf gedrückt. Tüüüüüüt. Ein Geräusch wie aus einer billigen Fantröte dröhnte in – meinen Ohren! Der Alarm war vor allem im Fahrstuhl zu hören, nun sah ich den Lautsprecher. Die Außenwelt reagierte nicht. Schlecht.

Nach gefühlt drei Stunden Dauerknopfdrücken noch schlechter. Ein Anruf bei der Rezeption leitete schließlich meine Rettung ein. Ein Elektriker befreite mich nach 30 bedrückenden Minuten. Überglücklich wollte ich meinem Retter um den Hals fallen, doch er wich zurück. „It’s the electricity“, sagte der Mann gelangweilt in russischem Englisch. Hieß auf Deutsch: Stell dich nicht so an, hier fallen dauernd Fahrstühle aus. Schüchtern fragte ich nach der Treppe. Gibt’s nicht, nur für Mitarbeiter, sagte mein Retter. Ein Kollege, 33 Minuten Stillstandserfahrung, sagte mir später: Die Treppe würde in irgendeinen Hotelhinterhof münden, also praktisch im Nichts. Daher fahre ich weiter Fahrstuhl, mit sinkender Nervosität.

Ich war sogar wieder in dem Aufzug und danke meinem russischen Retter im Hotel von Sotschi: Er hat mir nicht gestattet, eine Klaustrophobie zu kultivieren. Ich bin jetzt angstfrei – was Fahrstühle betrifft.

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