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Hin und weg. Claus Vetter beim Biathlon.

© Claus Vetter

Liebesgrüße aus Sotschi (4): Go for Gondel

In seiner Kolumne erzählt unser Korrespondent täglich Geschichten aus Sotschi. Diesmal hat er sich zum Biathlon begeben. Und wäre von dort fast nicht mehr weggekommen.

Das Biathlon- und Ski-Center Laura ist malerisch schön auf 1500 Metern in die Berge oberhalb von Krasnaja Poljana gewalzt worden. Die Auffahrt vom olympischen Bergdorf zum Biathlon ist ein genussvolles Erlebnis, von den kleinen Gondeln ist die Aussicht auf das Tal herrlich. Bester Laune kann der Besucher so die Biathlon-Wettbewerbe erreichen, sich dann im komfortablen Stadion einen Wettbewerb anschauen und dann – dann sollte er sich am besten überlegen, wo er sein Zelt im Schnee aufschlägt. Denn raufkommen ist eine einfache Sache, runterkommen eine andere, wie ich nach Björndalens Triumph mit 5000 anderen Menschen feststellen musste.

Alles drängelte sich um die viel zu kleine Gondelbahn. Ein Chaos, gegen das nur eines helfe, wie mir ein russischer Fan empfiehlt: „Das ist Russland. Hier passiert nichts mehr. Du musst hier übernachten. Geh am besten Biertrinken in der Berghütte da vorne.“ Ein guter Tipp, allerdings wird es dann wohl nichts mit der zweiten Fassung meines Björndalen-Textes, denke ich mir. Also bilden wir eine Journalisten-Bande. Fragen, betteln und werden schließlich mit einer anderen Bahn auf den Gipfel geschickt.

Freundlich und hilfsbereit sind sie fast immer, die russischen Gastgeber. Und das gibt einem eine innere Ruhe. Das wird schon, denke ich. Von oben soll es irgendwo wieder mit einer anderen Bahn runtergehen nach Krasnaja Poljana. Drei Bahnen weiter und mit viel Gedrängel und Geschrei in den Menschenmassen funktioniert es auch. Knapp drei Stunden nach Björndalens Gold betrete ich die Gondelbahn zu meinem Hotelort Gorky Gorod. Auf dem Hinweg hatte ich 30 Minuten gebraucht.

Jetzt schimpfe ich aber nicht vor mich hin, sondern genieße mit Andrej, meinem Gondelmitfahrer, die Aussicht bei meiner letzten Auffahrt des Tages. Andrej ist Bauarbeiter aus Magnitogorsk. Seit zwei Jahren ist er in Krasnaja Poljana. Ich könne mir kein Bild davon machen, wie schrecklich es hier noch vor zwei Jahren ausgesehen habe, sagt er. „Romantisch diese Aussicht“, sagt Andrej und lächelt mich an. Ich stimme ihm zu.

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