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Liebhaberstück auf der Bank: Michael Ballack setzt Staub an

Michael Ballack ist nach langer Verletzungspause wieder fit, doch Leverkusens Trainer Jupp Heynckes plant zu Rückrundenbeginn ohne ihn im defensiven Mittelfeld.

Jupp Heynckes war immer schon ein Trainer, der den Starfußballern seiner Mannschaften keine Privilegien einräumte. „Egal wie die Spieler heißen, alle werden bei mir gleich behandelt“, lautet einer seiner Motto-Sätze. Trotz seiner 65 Jahre zeigt Heynckes bei Bayer 04 Leverkusen keine Zeichen von Altersmilde. Schon am Wochenende stellte der Trainer des Tabellendritten der Fußball-Bundesliga klar: Sein gerade von einer Knieverletzung genesener Star Michael Ballack wird am Freitagabend beim Rückrunden-Auftakt gegen Tabellenführer Borussia Dortmund nicht zur Startformation gehören.

Heynckes nahm den 34-Jährigen nicht mit nach Osnabrück, wo Leverkusen am Sonntag sein letztes Testspiel bestritt und 3:0 gewann. Ballack, der sich am dritten Spieltag in Hannover verletzt hatte, durfte zu Hause bleiben und mit den anderen Rekonvaleszenten des Vereins trainieren. „Michael weiß selbst, dass er noch viel aufholen muss“, sagt Heynckes. Es war Ballacks zweite schwere Verletzung in nur einem halben Jahr. Im Mai hatte er in seinem letzten Spiel für den FC Chelsea einen Innenbandriss im rechten Sprunggelenk erlitten.

In der Vorbereitung auf die Rückrunde kam er nur in der vergangenen Woche im Testspiel in Oberhausen (2:1) zum Einsatz. Er durfte in der zweiten Halbzeit auf der Position im defensiven Mittelfeld in einer Bayer-B-Elf spielen, zusammen mit Profis wie Danny da Costa oder Burak Kaplan. Heynckes lobte Ballack anschließend dafür, dass er sich gut bewegt und das Spiel gelenkt habe – aufbauende Worte, die der Trainer auch für andere Spieler findet, die sich zurückkämpfen wollen. All dies wäre kein Problem, wenn Ballack nur ein Spieler wie jeder andere wäre. Doch das ist er nicht, Ballack steht unter besonderer Beobachtung.

Ballack ist der Prestige-Profi der Bayer AG

Er ist einerseits offiziell immer noch Kapitän der Nationalmannschaft, der sich in seinem Klub für eine Rückkehr in die Auswahl empfehlen will. Andererseits ist er der Prestige-Profi der Bayer AG, deren Idee es war, ihn im Sommer heim nach Leverkusen zu holen, wo er von 1999 bis 2002 gespielt hat und zum Spieler von Weltformat aufgestiegen war. Heynckes durfte diesem Plan der Manager nur noch zustimmen. Für Ballack stockten sie den Spieleretat aus Konzernmitteln auf, mit mindestens zehn Millionen Euro pro Saison soll sein Zweijahres-Vertrag dotiert sein. Und natürlich wollen die Manager ihr teures Liebhaberstück nun auch spielen sehen, sie machen intern Druck.

Vor diesem Hintergrund ist es zu sehen, dass Bayers Sportchef Rudi Völler vor ein paar Tagen zum WDR sagte: „Michael braucht jetzt Spielpraxis, wenn er topfit ist, wird er uns mit seiner Klasse weiterhelfen.“ Da ahnte Völler aber wohl noch nicht, wie stur Heynckes sein kann. Um einen Konflikt mit dem Trainer zu vermeiden, demonstrierte Völler nun zuletzt Harmonie: „Michael hat zwei schwere Verletzungen hinter sich, da braucht es seine Zeit“, lautet Völlers jüngstes Statement. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser ergänzt: „Was Heynckes tut, ist in erster Linie im Interesse von Michael Ballack.“

Klüger wäre es aber wohl gewesen, wenn sich Ballack einen anderen Verein als Bayer 04 für seinen Karriereherbst gesucht hätte. Seine Position im defensiven Mittelfeld ist in Leverkusen mit dem Chilenen Arturo Vidal und Kapitän Simon Rolfes brillant besetzt. Vidal war der beste Bayer-Profi der Hinrunde, Rolfes hat nach langer Verletzungspause zu alter Stärke gefunden. Es gibt keinen Grund dafür, warum Heynckes einen der beiden zugunsten Ballacks aus dem Spiel nehmen sollte. Der 21-jährige Lars Bender, Ersatzmann auf der Sechser-Position, gehört ebenfalls zu Heynckes’ Lieblingsspielern. Auch weiter vorn sieht es schlecht für Ballack aus, dort spielt meist der Brasilianer Renato Augusto. Auch er hat eine starke Hinrunde gespielt.

Ballack, der alternde Star, kann also noch so fit werden, er wird es schwer haben, sich gegen die begabte, jüngere Konkurrenz durchzusetzen. Andererseits: Kämpfen ist Ballack gewohnt.

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