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Sport: Linford Christie will jetzt gegen den Leichtathletik-Weltverband vorgehen

Ein Freispruch ist noch lange kein Freispruch - diese Erfahrung musste der britische Sprinter Linford Christie machen, nachdem ihn der britische Leichtathletik-Verband (UK Athletics) am Montag vom Dopingvorwurf freigesprochen hatte. Weil die IAAF den Fall aber weiterdrehen will, geht der Olympiasieger über 100 Meter von 1992 nun zum Gegenangriff über.

Ein Freispruch ist noch lange kein Freispruch - diese Erfahrung musste der britische Sprinter Linford Christie machen, nachdem ihn der britische Leichtathletik-Verband (UK Athletics) am Montag vom Dopingvorwurf freigesprochen hatte. Weil die IAAF den Fall aber weiterdrehen will, geht der Olympiasieger über 100 Meter von 1992 nun zum Gegenangriff über.

"Ich glaube, die Tests sind unzuverlässig. Die IAAF sollte Nachforschungen betreiben. Sie sollte alle Tests auf Nandrolone stoppen, bis sie wirklich behaupten kann, dass die Dopingtests zuverlässig sind", sagte der 39-Jährige Engländer in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender BBC. Im Anschluss an das Dortmunder Hallenmeeting im Februar waren bei Christie Spuren des anabolen Steroids Nandrolone festgestellt worden. Anfang August hatte UK Athletics eine Sperre gegen ihn verhängt, die nun jedoch von der Disziplinarkommission des Verbandes aufgehoben wurde.

Christie ist mit seiner kämpferischen Haltung nicht allein. "Die IAAF ist sehr gut darin, Substanzen zu entdecken. Sie schneidet jedoch sehr schlecht ab, wenn sie erklären soll, wie die Substanzen dorthin (in den Körper) gekommen sind", sagte David Moorcroft, der Geschäftsführer von UK Athletics.

Sowohl bei Christie als auch bei Moorcroft herrschen Unverständnis und Empörung darüber, dass die IAAF Zweifel am Freispruch des Sprinters durch UK Athletics hat. "Wir müssen uns an das englische Recht halten, und darum müssen wir über jede Zweifel hinaus beweisen, dass der Athlet unschuldig ist, bevor ihm das Gegenteil nachgewiesen werden kann", sagte Moorcroft weiter im "Daily Telegraph."

Damit reagierte der Geschäftsführer von UK Athletics auf Äußerungen von IAAF-Sekretär Istvan Gyulai, der erklärt hatte, dass der Fall für den Weltverband nicht abgeschlossen sei. "Das Dilemma liegt darin, dass UK Athletics erklärt hat, es könne nicht ohne jegliche Zweifel bewiesen werden, dass die vorhandene Substanz in der Dopingprobe von einer verbotenen Substanz stamme. Die IAAF schreibt jedoch vor, dass es keine Rolle spielt, woher die Substanz kommt, wenn sie im Körper nachgewiesen werden kann. Es liegt am Athleten, den Beweis dafür zu erbringen, dass die Substanz natürlichen Ursprungs ist", wird Gyulai in englischen Medien zitiert.

Der britische Leichtathletik-Verband muss sich nicht wundern, wenn Zweifel über seine Urteile bestehen. Nach Dougie Walker, dem Europameister über 200 Meter, hat UK Athletics nun zum zweiten Mal innerhalb eines Monats einen Athleten vom Dopingvorwurf freigesprochen, mit einer Begründung, die im Gegensatz zu den IAAF- Richtlinien steht. "Die Angelegenheit drehte sich um die Substanz, und damit waren die Mengen irrelevant", erklärte UK-Athletics- Sprecherin Jayne Pearce zu dem Prinzip, das sowohl bei Walker als auch bei Christie angewendet wurde.

Die Zweifel werden noch wachsen, wenn sich UK Athletics weiter weigert, die Dopingtests ausländischer Labors anzuerkennen. Und zum zweiten Mal entstand der Eindruck, dass der britische Verband Angst vor eine Zivilklage hatte, die Christie im Falle eines Schuldspruchs angedeutet hatte. Diane Modahl fordert nach dem Freispruch vom Dopingvorwurf Schadenersatz für ihre fünfjährige Sperre.

Damit steht die Glaubwürdigkeit von UK Athletics auf dem Spiel. "Es muss Besorgnis erregen, wenn UK Athletics nicht glaubt, dass britische Athleten Dopingmittel zu sich genommen haben", schreibt auch die seriöse englische Tageszeitung "The Independent."

Martin Pütter

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