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© AFP

Lionel Messi: Der Floh ist der Größte

Lionel Messi verkörpert wie kein Zweiter die Philosophie des FC Barcelona. Seine vier Tore im Champions-League-Viertelfinale gegen Arsenal machen ihn für viele endgültig zum besten Spieler der Welt.

„Weißt du, wer der beste Spieler der Welt ist?“, fragte vor einigen Jahren ein Freund Carles Folguera, als dieser an seinem Schreibtisch saß. Der Direktor des Jugendinternats des FC Barcelona glaubte zuerst an eine Fangfrage. Alle Welt war sich damals einig, dass Ronaldinho der Spieler schlechthin ist. Also antwortete Folguera: „Natürlich Ronaldinho.“ Sein Freund aber schüttelte nur den Kopf: „Kannst du vergessen, Messi ist viel besser. Ich habe ihn heute spielen sehen.“

Carles Folguera war etwas irritiert. Lionel Messi, gerade 16 Jahre alt, spielte zu diesem Zeitpunkt noch in der zweiten Mannschaft des FC Barcelona. Seitdem sind sechs Jahre vergangen und spätestens nach Messis Auftritt beim 4:1 gegen den FC Arsenal weiß Folguera, dass sein Freund Recht hatte. Messi erzielte zuerst mit einem Traumtor in den Winkel den Ausgleich und schoss dann noch drei weitere Tore, darunter ein herrlicher Lupfer über Arsenals Keeper Almunia. Damit hat er Barcelona fast im Alleingang ins Halbfinale der Champions League befördert.

Seit Wochen befindet sich Lionel Messi in der Form seines Lebens. Im März schoss er gegen den FC Valencia drei Tore, traf dann gegen den VfB Stuttgart doppelt und erzielte am darauffolgenden Sonntag gegen Saragossa wieder drei Treffer. Macht acht Tore in nur einer Woche – selbst für Lionel Messi eine neue Bestmarke. Und immer folgte beim Torjubel der Kuss auf das Klubwappen. Lionel Messi weiß, was er dem FC Barcelona zu verdanken hat und zahlt es mit überragenden Leistungen zurück. Im Alter von zwölf Jahren maß der Argentinier, der heute noch wegen seiner geringen Körpergröße „la Pulga“, (der Floh) genannt wird, nur 1,40 Meter. „Er war wirklich winzig“, erinnert sich Carles Folguera. Der katalanische Verein nahm sich dem Problem an und bezahlte der Familie Messi die dringend benötigte Hormonbehandlung für ihren Sprössling. Allerdings nur unter der Bedingung, dass dieser künftig das Trikot des Klubs trägt.

Lionel Messi hat all das nie vergessen. Wie kaum ein Zweiter verkörpert er die Philosophie des FC Barcelona. „Es spielt keine Rolle, wie groß oder klein einer ist. Wichtig sind nur seine Fähigkeiten auf dem Platz“, sagt Barcelonas Jugendkoordinator Albert Benaiges.

Auf dem Spielfeld gehörte Lionel Messi vom ersten Tag an zu den Besten. Der introvertierte Angreifer überzeugte die Verantwortlichen durch Leistung, nicht durch Worte. „Obwohl er so zurückhaltend, ja fast schüchtern war, akzeptierten ihn seine Mitspieler sofort, weil sie sahen, wie gut er war“, erinnert sich Carles Folguera. Niemals zuvor hatten die Nachwuchstrainer einen Spieler gesehen, der mit Ball schneller war als ohne. Das Spielgerät schien förmlich an seinem Fuß zu kleben. Nicht nur wegen seiner sportlichen Fähigkeiten, auch weil er so bodenständig wie am Anfang geblieben ist, hat sich an Messis Akzeptanz im Verein bis heute nichts geändert. Selbst der sonst eher zurückhaltende Trainer Josep Guardiola ist voll des Lobes. „Er kann der Beste werden.“

„Er kann“, mit dieser Aussage unterscheidet sich Guardiola von der Presse in Barcelona. Für die ist Messi schon jetzt der beste Fußballer aller Zeiten. Kein Tag vergeht, an dem keine Vergleiche zu Pele, Johan Cruyff und Diego Maradona gezogen werden. Um endgültig der Größte aller Zeiten zu sein, müsse er im Sommer nur noch Weltmeister werden, schreibt die Sporttageszeitung „Sport“. Doch das wird schwer. Denn Lionel Messi funktioniert bisher nur im Trikot des FC Barcelona. In der argentinischen Nationalmannschaft blieb er bisher meist blass. Dieser Umstand bewegte erst kürzlich Argentiniens Nationaltrainer Diego Maradona nach Barcelona. In einem Vieraugengespräch wollte er mit seinem Nachfolger auf dem Feld klären, warum der nur in Barcelona sein Potenzial abrufen kann und ob die Nationalmannschaft besser auf ihn zugeschnitten werden muss.

Messi schwieg bisher zu diesem Thema. Dabei ist offensichtlich, wie sehr er die Unterstützung seiner Teamkollegen braucht, um zu glänzen. Bei all den Lobeshymnen, die dem nur 1,68 Meter großen Stürmer zuteil werden, wird oft vergessen, welchen Wert Mitspieler wie Xavi oder Iniesta mit ihren Pässen für Messi haben. „Wir waren heute alle gut“, ist ein beliebter Satz, den Lionel Messi nach Spielen oft sagt. Auch hier liegt er ganz auf der Linie des Vereins, der ihm von Beginn an Bescheidenheit lehrte.

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