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Juan Mata sagt Tschüss zu Chelsea.

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Live von der Insel - Die Fußballkolumne über England: Juan Mata - der Messias von Manchester

Manchester United hat sich einen Messias gekauft. Juan Mata soll den Klub aus der Krise schießen. Unser Autor erklärt, warum es für Manchester United überhaupt so weit kommen konnte und welcher Druck auf dem Neuzugang lastet.

Es war eine schwierige Woche für Manchester United. Im Elfmeterschießen gegen Sunderland aus dem Carling Cup geflogen, immer noch nur auf dem siebten Platz in der Liga und – das Tüpfelchen auf dem i – in der Deloitte Fußballgeldliga wurde der Klub vom FC Bayern überholt. Jetzt steht United nur auf dem vierten Platz in der Rangliste der Klubs, die „den höchsten Umsatz durch fußballerische Handlungen erzeugen“.

Diese letzte Niederlage tut wohl am meisten weh. Während ich schreibe, feiern Tausende von Bayern-Fans auf der Straße die endgültige Rache für 1999. Super Bayern. Super Bayern. Hey.

Bei United haben sie sich derweil damit getröstet, dass sie trotzdem immer noch Geld ausgeben können. Also kaufte der Klub Chelseas Juan Mata für 37 Millionen Pfund. Und hat seinen neuen Spieler gleich mit dem Hubschrauber zum Medizincheck einfliegen lassen.

Es ist schon auf wundersame Weise seltsam, dass Uniteds neuer Hoffnungsträger aus den Wolken auf Manchester herabgestiegen ist. Mit seinem Dreitagebart und dem immer heiteren Gesichtsausdruck wirkt Mata wie eine Art Hipster-Jesus. Denn wenn es etwas im Fußball gibt, das einen Messias dringend benötigt, ist es das Mittelfeld von Manchester United.

Das ist eines der größten Argumente für David Moyes. Der Start seiner United-Karriere ist zwar zum Albtraum geworden, aber er hat nicht an allem schuld. In den letzten Jahren seiner Amtszeit brachte Sir Alex Ferguson fast keinen guten Mittelfeldspieler mehr hervor. Keane, Scholes und Ronaldo und verließen den Klub, während Fergusons Einkaufspolitik erstaunlich erfolglos war. Seit 2006 ist Michael Carrick wohl der erfolgreichste Zugang im Mittelfeld. Genau. Michael Carrick.

Wie bei vielen Genies, die Langeweile haben, wollte Ferguson nur eine neue Herausforderung. Es war ja auch zu einfach gewesen, die Liga nur mit guten Spielern zu gewinnen. Viel spannender ist es, das mit Eric Djemba Djemba, Kleberson und einem 92 Jahre alten Paul Scholes zu probieren.

Moyes aber ist nicht ein solches Genie. Deswegen benötigt er Mata. Und deswegen hat der Klub so viel Geld an seinen Rivalen Chelsea überwiesen. Der Spanier, der in dieser Saison bei José Mourinho in Ungnade gefallen war, ist sicher ein begabter Spieler. Der aber kaum Spielpraxis hat. Chelsea grinst angesichts der Millionen-Ablöse zufrieden. Aber was soll's. Ohne böses Grinsen und große Schecks wäre Chelsea auch nicht Chelsea.

Im Norden Londons zeigte Arsene Wenger seinen gewohnten Trick und imitierte einen irritierten goldenen Adler, um den Mata-Transfer einzuschätzen. Ruhig und eloquent hat er bemerkt, dass Chelsea schon zweimal gegen United in dieser Saison gespielt hat, dementsprechend ist das Risiko des Verkaufs viel kleiner. Das, meinte er, sei etwas, was die Spielplanorganisatoren im Auge behalten sollten, wenn es um die Transferperiode im Januar geht.

Jedenfalls ist Mata jetzt ein United-Spieler, und steht unter wahnsinnig großem Druck. Er soll diesen traditionsreichen Fußballverein retten. Wenn er seine Leistung nicht bringt, dürfte sich United wohl nicht für die Champions League qualifizieren. Und wenn das wirklich passiert, darf bezweifelt werden, ob der Klub je wieder so viel Umsatz durch fußballerische Handlungen wie den FC Bayern erzeugen kann.

Kit Holden (@kitholden) ist Engländer und arbeitet derzeit als Praktikant beim Tagesspiegel. Er schreibt auch über deutschen Fußball für die englische Tageszeitung "The Independent".

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