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Sport: Lizenz für Ehrliche

Viele Handball-Klubs leben über ihre Verhältnisse und müssen um den Bundesliga-Status bangen

Berlin - Was in dieser Saison vorrangig über den Bundesliga-Handball geschrieben wurde, ärgert Frank Bohmann. „Da ging es doch meist nicht um Spiele und die Leistungen der Teams, sondern die großen Schlagzeilen gab es für Skandale. Für viele sind wir die Pleite-Liga“, sagt der Geschäftsführer der Handball Bundesliga GmbH (HBL).

In Hamburg, Wallau-Massenheim, Schwerin, Essen, Minden oder Nordhorn, die finanzielle Lage einiger Erstligisten ist zunehmend existenzbedrohend geworden. Damit sei die „Marke HBL deutlich geschädigt worden“. Frank Bohmann will dafür sorgen, dass sich derartiges nicht wiederholt. Gemeinsam mit dem Wirtschaftsprüfer Siegfried Friedrich und dem ehemals weltbesten Torhüter Andreas Thiel, der jetzt als Jurist arbeitet, bewertet er gerade die Unterlagen, die alle Erst- und Zweitligisten für die Lizenzerteilung eingereicht haben.

„Die überwiegende Mehrheit der Vereine arbeitet zum Glück solide“, sagt Bohmann und nennt als Beispiele den THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt, den TBV Lemgo und den SC Magdeburg, „aber wir müssen dennoch alle Teams genau überprüfen“. Unrealistische Zuschauerkalkulationen, vage Versprechungen von Sponsoren oder ungenaue Angaben zum Thema Altschulden sollen nicht mehr gebilligt werden. Die Lizenz soll es künftig allein für ehrliches Wirtschaften geben. Am 25. Mai werden die Ergebnisse der Prüfung bekannt gegeben.

Dankbar greift Bohmann einen Vorschlag von Uwe Schwenker auf. Der Kieler Manager will die Klubs verpflichten, ihre Etats mit Bankbürgschaften oder einer Patronatserklärung abzusichern. Auch zum Schutz der Vereine. „Eine Bankbürgschaft bekommen die Klubs nur, wenn wirtschaftlich alles in Ordnung ist.“ Aber bei welchem Handballklub ist das hundertprozentig der Fall?

„Wir müssen alle kämpfen, denn wir sind auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft“, sagt Bernd-Uwe Hildebrandt, der Manager des SC Magdeburg und gleichzeitig HBL-Vorsitzender ist. Ein wichtiger Kostenpunkt seien dabei die Spielergehälter. „Wir befinden uns im internationalen Wettbewerb“, sagt Hildebrandt. „Aber wenn in Deutschland ein Spieler 100 000 Euro verdient, dann hat der Verein wegen der 54 bis 60 Prozent an Steuern einen Aufwand von etwa 160 000 Euro für diesen Spieler zu leisten. In Spanien liegt der Steuersatz bei 19 Prozent, also mit 119 00 Euro belastet er den Klub.“ Hildebrandt sagt nicht, dass Spanien der aktuelle Weltmeister ist und in diesem Jahr gleich beide Finalisten in der Champions League stellt. Dass in der Bundesliga der Anteil ausländischer Spieler bei 38 Prozent liegt, ist demnach längst keine Garantie für Top-Leistungen.

Der SC Magdeburg geht mit Stars und aus dem eigenen Nachwuchs stammenden Talenten einen gangbaren Weg. „Die Kasse entlastet das nicht, wir investieren dafür viel Geld, das andere lieber in teure Spieler stecken“, sagt Hildebrandt.

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