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Sport: Lizenz im letzten Anlauf

Von Oliver Trust Stuttgart. Kurz nach 18 Uhr - nach ermüdender sechsstündiger Verhandlung - knallten am Riederwald in Frankfurt die Korken der Champagnerflaschen.

Von Oliver Trust

Stuttgart. Kurz nach 18 Uhr - nach ermüdender sechsstündiger Verhandlung - knallten am Riederwald in Frankfurt die Korken der Champagnerflaschen. Aus dem noblen Stuttgarter Hotel Steigenberger, wo sonst Staatsgäste absteigen, kam der erlösende Anruf vom Vorstandsvorsitzenden der Eintracht AG, Volker Sparmann: Eintracht Frankfurt bekommt doch eine Lizenz für die Zweite Fußball-Bundesliga. Das entschied das Ständige Neutrale Schiedsgericht der Deutschen Fußball Liga (DFL) unter Leitung von Wolfgang Grunsky, einem Arbeits- und Zivilrechtler aus Bielefeld. Gleichzeitig empfahl das Gericht der DFL eine Aufstockung der Zweiten Liga auf 19 Vereine. Dazu allerdings müsste eine Gesellschafterversammlung aller 36 Profiklubs eine Satzungsänderung beschließen. DFL-Geschäftsführer Heribert Bruchhagen hält das für kaum durchführbar.

„Ja“, sagte Bruchhagen, „das ist eine Niederlage für den Fußball. Das ist ein Rückschlag für das gesamte Lizenzierungsverfahren. Aber wir akzeptieren das Urteil, wir wollen den Gang vor ordentliche Gerichte vermeiden.“ Genau diesen Schritt aber zieht die sportlich aus der Zweiten Liga abgestiegene Spielvereinigung Unterhaching in Erwägung. Hachings Präsident Engelbert Kupka zeigte sich tief enttäuscht vom Urteil: „Das Lizenzierungsverfahren ist praktisch gegenstandslos. Jede Manipulation wird gedeckt".

Der Frankfurter Volker Sparmann dagegen setzte ein Siegerlächeln auf. „Das war ein Gericht, das sich nicht von Emotionen leiten ließ. Wir sind sehr zufrieden.“ Eintracht-Anwalt Christoph Schickhardt jubelte ebenfalls. „Wir sind zwei Wochen durchs Fegefeuer gegangen. Ich hoffe, die Ansicht, dass 19 Vereine mitspielen sollten, setzt sich durch. Unterhaching ist diese Situation kaum zumutbar.“

In Stuttgart ging es vor allem um die Frage der von der Hessischen Landesbank (Helaba) gewährten Bürgschaft über vier Millionen Euro. Nach Erteilung der Finanzhilfe soll die Helaba auf politischen Druck - das Landesparlament hatte die Hilfe abgelehnt - ihre Zusage einer unwiderruflichen Bürgschaft in zwei Telefonaten zurückgezogen haben. Auch das Gericht sprach von „einigen Ungereimtheiten“, trotzdem habe die Eintracht die Bedingungen erfüllt.

In Unterhaching vermutet Kupka nun, dass „der Verein Eintracht Frankfurt von dem Bankrückzug gewusst hat und die Unterlagen noch vorher abgegeben hat". Einer der Anrufe sei während einer Sitzung des Finanzgeschäftsführers nur von einer Sekretärin eine halbe Stunde vor Ablauf der Frist entgegen genommen worden. Das wirft kein gutes Licht auf die DFL, passt aber auch zum zweifelhaften Ruf der Eintracht. In der Vorstandsetage der Frankfurter ging es in den letzten Jahren zu wie im Taubenschlag. Neue Gesichter, die stets mit großspurig verkündeten neuen, diesmal sicheren Visionen antraten und meist mit einem Auge auf die Erträge schielten, die der Stadionneubau für die WM 2006 abwerfen könnte. Neue Investoren wollen bei der Eintracht AG als Stadionbetreiber auftreten und die neue Arena zu Modenschauen und Konzerten nutzen.

In den letzten Jahren fiel die Eintracht nach jahrelangen Skandalen durch weiteres Missmanagement auf. Fast 70 Millionen Mark wurden über gut gepolsterte Verträge für Spieler und Trainer verschleudert. Allein das weltweit vor allem in der Tennisszene operierende Unternehmen „Octagon“ pumpte 50 Millionen in den Klub.

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