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Sport: Lob der Sparsamkeit

Der Deutsche wird in Serbien umgangssprachlich manchmal auch Shvaba, Schwabe, genannt. Und was das Tischtennis betrifft, stimmt diese Bezeichnung auch.

Der Deutsche wird in Serbien umgangssprachlich manchmal auch Shvaba, Schwabe, genannt. Und was das Tischtennis betrifft, stimmt diese Bezeichnung auch. Der deutsche Tischtennisverband hat, wie bei der Europameisterschaft in Belgrad zu sehen war, zuletzt eine geradezu schwäbische Sparsamkeit gezeigt: Er entwickelt pro Generation genau ein oder zwei große Talente. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Auf diese Weise konnte das deutsche Team gestern erstmals Europameister werden. Die Mannschaft, die im Finale Kroatien 3:0 bezwang, bestand aus drei sportlichen Generationen: Jörg Roßkopf (37 Jahre), Timo Boll (26) sowie Christian Süß (21) und Dimitri Owtscharow (18). Ein ehemaliger, ein aktueller und zwei kommende Weltklassespieler in einem Team. Eine solche Kontinuität kennt man sonst nur von den Chinesen, in Europa ist sie einmalig. Die Schweden hingegen haben alle ihre Stars in einer Generation versammelt: Sie hießen Jan-Ove Waldner, Jörgen Persson, Erik Lindh, Mikael Appelgren und Peter Karlsson. Natürlich hätte der deutsche Verband auch gerne einmal eine solche Mannschaft gehabt, denn die Schweden hatten damit großen Erfolg: Zwischen 1989 und 1999 wurden sie vier Mal Weltmeister. Der Nachteil aber zeigt sich jetzt: In Serbien landete der Nachwuchs ohne die alten Helden, die inzwischen im Seniorenbereich ab 40 Jahren spielen könnten, nur auf Rang 17. Viele Jahre lang haben die Alten die Plätze blockiert, nun fehlt es an hochklassigem Nachwuchs.

Nicht so beim Shvaba. Im deutschen Team ist zumeist nur ein Platz vergeben, früher an Roßkopf, heute an Boll. Sparsamkeit, das zeigt sich bei der EM in Serbien, zahlt sich eben langfristig aus.

Jörg Petrasch

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