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„Defensiv müssen wir stabiler sein und besser als Mannschaft agieren“, bemerkte Joachim Löw.

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Löw trotzt Abwehrdebatten: Offensiv zum Sieg gegen Österreich

Joachim Löw will vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich die Defensivschwächen ausmerzen, von einem Fehler im Spielsystem will er nichts wissen. Auch im Nachbarschaftsduell soll die Offensive den Unterschied machen, so der Bundestrainer.

Abwehrdebatten hin oder her, Joachim Löw verspricht auch gegen Österreich ein weiteres Offensivspektakel und will von einem Systemfehler nichts wissen. „Wir schießen auf jeden Fall mehr Tore als wir bekommen gegen Österreich“, verkündete der Bundestrainer voller Zuversicht vor dem hochemotionalen Duell der deutschen Fußball-Nationalmannschaft mit dem aufmüpfigen Nachbarn am Freitag (20.45 Uhr/ZDF) in München.

Seit 82 Jahren haben die Österreicher kein Länderspiel in Deutschland gewonnen. Löw ließ bei der Pressekonferenz am Mittwoch über den Dächern von München mit einem beeindruckenden Blick auf das Alpenpanorama keinen Zweifel daran, dass dies so bleiben wird und er keine Bauchlandung beim Endspurt zur WM 2014 in Brasilien befürchtet: „Die Mannschaft muss offensiv verteidigen. Wenn wir kompakt waren, haben wir gute Spiele gemacht und gewonnen.“ Kompaktheit ist in den Übungstagen vor der WM-Qualifikation in der mit 68 000 Fans ausverkauften Allianz Arena und auch anschließend bei Außenseiter Färöer „ein wichtiges Thema“, räumte Löw ein. Abgeschottet von der Öffentlichkeit ließ der Bundestrainer am Mittwoch auf dem Trainingsplatz das „offensive Verteidigen“ üben. „Klar ist, defensiv müssen wir stabiler sein und besser als Mannschaft agieren“, bemerkte der Freiburger vor seinem 96. Spiel als Verantwortlicher des DFB-Teams.

Vor allem aus der etwas längeren Vorbereitungszeit zieht Löw seinen Optimismus, dass es Defensivlücken wie in den vergangenen Länderspielen dieses Mal nicht geben wird. „Das gibt mir als Trainer die Möglichkeit, intensiver zu kommunizieren“, begründete der 53-jährige Freiburger seine Zuversicht. „Unterscheiden Sie bitte zwischen Qualifikations- oder Turnierspielen und Freundschaftsspielen“, ermahnte Löw seine Kritiker. „Wir arbeiten gerade an der Abstimmung vorne, hinten und in den Umschaltaktionen“, berichtete Mittelfeldspieler André Schürrle.

Löw muss im zentralen Mittelfeld nach Bastian Schweinsteiger und Ilkay Gündogan womöglich auch auf Lars Bender verzichten. Hinter dem Leverkusener stehe wegen einer Hüftprellung „ein Fragezeichen“. Neben dem als Führungskraft gesetzten Sami Khedira könnte Lokalmatador Toni Kroos in der Zentrale erste Wahl sein. „Er hat diese Rolle immer ganz gut gespielt bei uns“, sagte Löw. Allerdings hat der 23 Jahre alte Münchner in diesem Jahr nur 34 Länderspiel-Minuten absolviert - beim 2:1-Sieg in Frankreich im Februar. Auch Lars Benders Zwillingsbruder Sven von Borussia Dortmund sei eine Alternative, verriet Löw.

Khedira und Sven Bender konnten am Mittwoch erstmals mit der Mannschaft trainieren. Bei Khedira, der zuletzt eine Knie-Blessur hatte, geht Löw fest von einem Einsatz aus. Der „Führungsspieler“ von Real Madrid soll der Defensive nach neun Gegentoren in den letzten drei Länderspielen zur angestrebten Kompaktheit verhelfen.

Zudem könnte der von Löw mit Lob bedachte Bayern-Profi Jérome Boateng als neuer Mann in der Innenverteidigung für mehr Stabilität sorgen. Beim 3:3 zum Saisonstart gegen Paraguy hatte das nach Boatengs Einwechslung bereits geklappt. „Jérome hat sich eindeutig verbessert“, betonte Löw. Bei Mesut Özil erwartet der DFB-Chefcoach keine negativen Auswirkungen des überraschenden Wechsels von Real Madrid zum FC Arsenal: „Mesut ist mit dem Wechsel absolut zufrieden. Im Training war ihm absolut nichts anzumerken“, berichtete Löw.

Eine grundsätzliche Korrektur seines Spielsystems lehnt Löw ab: „Ich bin nicht bereit zu sagen, unsere Mannschaft spielt nur noch auf Konter.“ Man werde sich nicht „in der eigenen Hälfte verschanzen“. Gerade der Respekt vor der Offensivstärke der Deutschen ist auf österreichischer Seite groß. „Seit 1931 hat Österreich nicht mehr gewonnen in Deutschland. Das ist eine richtige Hausmarke. Da sind wir nicht der Favorit“, unterstrich Cheftrainer Marcel Koller.

Löw will mit zwei Quali-Siegen möglichst schon vorzeitig die WM-Teilnahme als Gruppensieger perfekt machen. „Wir haben nichts zu verschenken. Der Ernst der Situation ist uns absolut bewusst. Wir werden Österreich nicht unterschätzen. Österreich wird hochmotiviert, mutig und angriffslustig in das Duell gehen“, sagte Löw voraus.

Vor allem für Philipp Lahm soll die Partie ein unvergessliches Erlebnis werden. „Er ist ein absolutes Vorbild an Seriosität und Einsatzbereitschaft“, lobte Löw seinen Kapitän vor dessen 100. Länderspiel. Und der Bundestrainer traut dem 29-jährigen Münchner auch nach dem Jubiläum in dessen „Wohnzimmer“ Allianz Arena noch viel zu: „Philipp wird noch viele wichtige Spiele für uns bestreiten. Ich sehe noch lange nicht, dass er sein Limit überschritten hat.“ (dpa)

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