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Sport: Lothars Matthäus: Es gab schon Schlimmeres im Leben des Fußballers

Von einer Krise, in der er sich angeblich befinden soll, will Lothar Matthäus nichts wissen. "Es gab schon viel Schlimmeres in meinem Leben", setzte der zurzeit verletzte Rekord-Nationalspieler derartige Spekulationen in Relation.

Von einer Krise, in der er sich angeblich befinden soll, will Lothar Matthäus nichts wissen. "Es gab schon viel Schlimmeres in meinem Leben", setzte der zurzeit verletzte Rekord-Nationalspieler derartige Spekulationen in Relation. Auch wenn ihm am Donnerstag die Vereinsführung der New York/New Jersey MetroStars im nächsten Gespräch kundtun würde, dass sie ihn nicht mehr braucht, stürzte das den 39-Jährigen nicht in Depressionen, behauptet er.

"Ich weiß, dass es in unserem Geschäft nicht immer ehrlich zugeht. Unser Geschäft ist schnelllebig. Ich würde es akzeptieren", sagte Matthäus. Er bezog auch Stellung zu den Vorwürfen, die aus der Mannschaft an die Öffentlichkeit drangen: "Manche Ausagen sind einfach dumm. Wenn ein Mannschaftskollege wie Michael Chung sagt, dass ich gehen sollte, interessiert mich das nicht. In der Mannschaft gibt es viele Neider, weil sie wissen, was ich verdiene", der deutsche Länderspiel-Weltrekordler.

Nach dem glanzvollen 2:0 der MetroStars durch Tore von Alex Comas in der 3. Minute und Petter Villegas in der 62. am Sonnabend im Spitzenspiel der Eastern Division beim Tabellen-Zweiten New England Revolution wird es für den Franken noch schwieriger, in der Mannschaft wieder Fuß zu fassen. Die schlechteste Elf des Vorjahres blieb im achten Spiel hintereinander ungeschlagen und registrierte mit dem vierten Auswärtssieg in Folge einen Vereinsrekord. Der Anteil von Matthäus an der Siegesserie ist gleich Null. Auch deshalb wünscht sich kaum noch einer den früheren Weltmeister zurück, dem Teamkollegen bescheinigen, "nicht mehr mit dem Herzen dabei zu sein". Mit 38 Punkten führen die MetroStars inzwischen souverän die Tabelle vor New England (26) an.

Ein von ständigem Trouble begleiteter Vereinswechsel mitten in der Saison, enttäuschende Spiele bei den MetroStars, Verletzungen, wenig wohlwollende Äußerungen von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt über die Liebesbeziehung zu dessen Tochter Maren, Debakel bei der Europameisterschaft, wüste Schuldzuweisungen danach und nun der Eklat in New York, wo er "so viel bewirken" wollte. All die Probleme konnten Matthäus angeblich nicht aus dem seelischen Gleichgewicht bringen. "Mich kann keiner mürbe machen", erwiderte er trotzig und erkennt aber gleichzeitig an: "Leider konnte ich nicht wie erhofft meinen Teil zu dem guten Tabellenstand der MetroStars beitragen."

Während die Mannschaft in Foxboro den zwölften Saisonsieg erkämpfte, schwitzte Lothar Matthäus in Manhattan für sein Comeback. "So schnell gebe ich nicht auf", ließ der für seine Kämpfernatur bekannte Routinier wissen. Wenn er am Donnerstag wie abgesprochen Manager Nick Sakiewicz und Trainer Octavio Zambrano, die ihren teuersten Kicker (eine Million Mark plus diverser materieller Vergütungen) offenbar loswerden wollen, anruft, möchte er ihnen mitteilen, dass er fit ist und wieder spielen kann. Matthäus meint: "Ich bin gespannt, was sie dann sagen."

Der 39-Jährige, auf Grund seines Trips mit Freundin Maren Müller-Wohlfahrt in den französischen Nobelbadeort St. Tropez ("Es war alles abgestimmt") ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, wirft der MetroStars-Führung um Manager Sakiewicz ein falsches Spiel vor. "Intern wird anders gesprochen als gegenüber Journalisten. Ich weiß nicht, was das soll", stellt der Weltmeister von 1990 fest, "wem soll ich in New York noch glauben?" Er wolle seinen Vertrag erfüllen. Sollte der Verein aber ein Problem haben, dann müsse man sich zusammensetzen. Für diesen Fall stellte Matthäus indes schon einmal seine Bedingungen klar: "Ich weiß, was gespielt wird. Aber ich verzichte auf nichts."

Was der einstige Libero von Bayern München, der laut seinem US-Manager Brian Eylert die Karriere in zweieinhalb Monaten beendet, nach einer vorzeitigen Vertragsauflösung tun würde, steht in den Sternen. Als Assistent des neuen DFB-Teamchefs Rudi Völler arbeite er ganz sicher nicht. "Ich brauche nach dieser verkorksten EM ein bisschen Distanz zum DFB. Ich weiß, was alles gelaufen ist in der Mannschaft, da würde ich auf der falschen Seite sitzen", sagte Matthäus, der "anders rangehen" würde als Rudi Völler. Über alles müsse erst einmal Gras wachsen. Wenn er überhaupt eine Position beim Deutschen Fußball Bund übernehmen sollte, "dann erst in ein paar Jahren".

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