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© dpa

Lukas Podolski: Waggon statt Lokomotive

Der 1. FC Köln wirkt so beliebig, wie Trainer Zvonimir Soldo seine Aufstellungen wählt. Besonders deutlich wird diese Willkür an seinem Umgang mit Podolski. Der Hoffnungsträger enttäuscht bisher.

Als Lukas Podolski am frühen Donnerstagmorgen auf das Trainingsgelände des 1.FC Köln gefahren kam, war er noch bester Laune. Ein Reporter musste zur Seite springen, weil der Stürmer Gas gegeben hatte, um auf den Parkplatz zu preschen. Mit einem Ausdruck kindlicher Freude über seinen kleinen Spaß auf dem Gesicht eilte er dann in die Umkleidekabine. Rund eine halbe Stunde später kam er gemeinsam mit seinen Teamkollegen wieder aus den Katakomben heraus. Von Freude und Leichtigkeit war nun weder bei Podolski noch bei den anderen Kölner Profis etwas zu erkennen. Mindestens 20 Minuten lang hatte FC-Präsident Wolfgang Overath auf die Spieler eingeredet.

Das 0:1 gegen Hannover 96 vom voran gegangenen Spieltag hat in Köln Spuren hinterlassen. Im Training kam am Donnerstag jedenfalls keine Freude mehr auf. Die ohnehin leidgeprüften Fans, die schon den destruktiven Fußball unter Christoph Daum ertragen mussten, haben spätestens nach dem Hannover-Spiel Zweifel daran, ob ihre Mannschaft konkurrenzfähig ist. Dabei mangelt es den Kölnern nicht an namhaften Spielern: Maniche, Petit, Womé, Podolski. Doch es fehlt auch mehr als drei Monate nach Saisonbeginn an einer Spielidee.

Der FC wirkt so beliebig, wie Trainer Zvonimir Soldo seine Aufstellungen wählt. Besonders deutlich wird diese Willkür an seinem Umgang mit Podolski. Nachdem der 24-Jährige als Hoffnungsträger vor der laufenden Spielzeit vom FC Bayern zurück in seine Heimat an den Rhein gewechselt war, wollte Podolski beweisen, dass er dieser Aufgabe gerecht werden kann. Der Offensivspieler rannte, kämpfte, grätschte, als sei er alleine auf dem Feld. Doch Soldo setzte Podolski immer nur dort ein, wo er die größte Not sah. „Das ist mit Lukas abgesprochen. Wir müssen an die Mannschaft denken, nicht an einzelne Spieler“, sagt Soldo. Mal links, mal rechts, mal Angreifer, mal defensiver ausgerichtet. Auf seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen durfte Lukas Podolski nur sporadisch spielen. Und von Spiel zu Spiel wurde der Hoffnungsträger mehr und mehr zum angepassten und formschwachen Ensemblemitglied.

Die Kritik an Soldo nimmt derzeit stark zu. Podolski selbst stimmt nicht mit ein. „Ich weiß, dass ich meine Stärken im Zentrum ausspielen kann. Aber die Situation ist so, dass ich links oder rechts gespielt habe, weil es für die Mannschaft am Besten war. Damit kann ich leben“, sagt er noch diplomatisch. Seine Enttäuschung über die sportliche Entwicklung ist ihm dabei aber anzusehen. Podolski ist zurzeit nur einer von vielen Waggons auf dem Kölner Verschiebebahnhof. Dabei sollte er die Lokomotive sein. Dafür hat der Klub rund zehn Millionen Euro investiert. Bisher erzielte der Nationalspieler einen Treffer, ein Tor bereitete er vor.

Zu allem Überfluss scheint es innerhalb der Mannschaft atmosphärische Störungen zu geben. Die Angreifer Podolski und Milivoje Novakovic gelten nicht gerade als gut befreundet, beide scheinen sich auf und neben dem Platz zu ignorieren. „Da muss noch einiges zusammenwachsen“, sagt der Kölner Manager Michael Meier. Dass das offensive Zusammenspiel nicht funktioniert, dafür sprechen die Fakten. Rund 2,5 Tormöglichkeiten pro Spiel in den bisherigen elf Partien sind eine erschreckende Bilanz, die sich auch in der Trefferausbeute von insgesamt nur sechs Toren widerspiegelt. „So muss man gar nicht erst nach Berlin fahren. Da bleibt man lieber zu Hause“, sagte Podolski nach dem Spiel gegen Hannover. Gegen Hertha soll er als hängende Spitze zum Zuge kommen. Je nachdem, wer noch ausfällt.

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