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© dpa

Lukas Podolski: Zwei Tore, zwei Herzen

Die Treffer gegen sein Geburtsland Polen stürzen Lukas Podolski in ein innerliches Dilemma, das er auf seine ganz eigene Weise zum Ausdruck bringt – ohne große Worte

Der Pole mit der Nummer 18 krabbelte hoch am Zaun, der in Stadien die Spieler vor den Zuschauern trennt. Nummer 18 nahm an diesem Abend auch diese Hürde. Er herzte einen strammen Herrn samt seinem Gefolge. Es war ein inniges Bild im grellen Licht des Klagenfurter Wörthersee-Stadions, alle Fernsehkameras fingen es ein. Doch es war eine kleine Fälschung. Denn im roten Hemd mit der 18 hintendrauf steckte nicht mehr der polnische Spielmacher Mariusz Lewandowski, sondern Lukas Podolski. Und in diesem Bild steckte ganz viel Seele.

Als die deutschen Spieler nach ihrem 2:0-EM-Auftaktsieg in ihren weißen Trikots auf die Ehrenrunde einbogen, marschierte Lukas Podolski in Rot vorneweg. Der 23-Jährige war der Einzige, der auf dem Feld sein Trikot getauscht und das der polnischen Mannschaft auch übergezogen hatte. Er winkte den freudetrunkenen deutschen Fans zu und wurde von den polnischen beklatscht. Wenn sie schon den Deutschen unterliegen, dann bitteschön durch die Tore Podolskis, der ja immer noch irgendwie einer von ihnen ist.

Lukas Podolski, der den Deutschen den ersten EM-Sieg seit zwölf Jahren bescherte, bog auf dem Rückzug in die Kabine also ab, er ging dorthin, wo es nicht zwangsläufig wehtun muss, aber wehtun kann. Podolski hatte seinen Vater erspäht und winkte ihn die Traversen herunter. Dann umarmte er ihn, küsste ihn. Der Vater hatte Tränen in den Augen, und ganz viel Stolz. Onkel Podolski und andere Verwandte strahlten. "Sie haben sich gefreut für mich und mir gratuliert, selbst wenn sie den Polen die Daumen gedrückt und polnische Fanschals getragen haben. Ich habe eine sehr große Familie in Polen, man muss auch Respekt haben für das Land", sagte er hinterher etwas förmlich-steif.

Aber da gab es eine Szene, die viel mehr über ihn sagte, als seine Sätze. Es war die Szene nach seinem Führungstor. Podolski jubelte nicht, er blieb einfach stehen. Für einen Moment, erst dann kamen seine Mitspieler jubelnd angeflogen und vergruben ihn. Als sie wieder von ihm abließen, stakste Podolski zurück in die eigene Hälfte. Sein Gesicht vergrub er dabei in seinen beiden Händen, den Kopf leicht gesenkt. Man kennt das von kleinen Kindern, die das so tun, wenn sie nicht gesehen werden wollen. Sie glauben, wenn sie nichts sehen, könne man auch sie nicht sehen. Dabei sahen die 30 000 Stadionbesucher und bis zu 26 Millionen Deutsche an den Fernsehern, was los war. Podolski rang mit den Tränen. Das war nicht gestellt, er folgte nur seinem Instinkt. Und so spielt er auch Fußball: Wenn er vor dem Tor steht, macht er meist das Richtige. Und jetzt auch danach. Spiele gegen Polen sind für Lukas Podolski keine einfachen. Gewinnt er für Deutschland, schmerzt seine Seele, die polnische. Er war zwei, als er mit seinen Eltern Gliwice verließ. Dort, im Stadtteil Sosnica, wurde er geboren. Als Lukasz Podolskiin, wie es im Taufschein steht. Vater Waldemar war einst Profi in Polens erster Liga, Mutter Christina spielte in der Handball-Nationalmannschaft. Die Großmutter und andere Verwandte blieben zurück. Wann immer es geht, besucht er sie. "Ich habe ja oft genug gesagt, dass ich polnisches Blut in mir habe", sagte er gestern. "Als Fußballer bin ich jedoch in Deutschland groß und bekannt geworden - deshalb gab es für mich nur ein Ziel, dass wir gewinnen."

Lukas Podolski habe immer noch eine enge Beziehung zu Polen, sagte Oliver Bierhoff am anderen Tag. Es sei eine "nette Geste" gewesen, den Jubel nicht zu groß ausfallen zu lassen. "Wichtig war nur, dass er für uns die Tore gemacht hat", sagte der Manager der Nationalmannschaft. Eine nüchterne Analyse. In Wirklichkeit wirkte die Geste viel tiefer und könnte dem deutschen Fußball mehr Sympathien einbringen als alles bisher Dagewesene. Die polnischen Fans, die mit großen Erwartungen in ein medial mitunter geschmacklos hochgeschaukeltes Spiel gegangen waren, erhoben sich hinterher von ihren Sitzen, als Lukas Podolski zum "Man of the Match" gekürt wurde.

"Der Poldi war der Schlüsselspieler, er hat ein Riesenspiel gemacht. Wenn es bei uns vorne richtig abgeht, sind wir schwer aufzuhalten", sagte Per Mertesacker. Auch die anderen deutschen Spieler überschütteten Podolski mit Komplimenten. "Das war eine hervorragende Leistung von ihm, nicht nur wegen seiner beiden Tore, er ist viele Wege gegangen, hat Zweikä

Der Pole mit der Nummer 18 krabbelte hoch am Zaun, der in Stadien die Spieler vor den Zuschauern trennt. Nummer 18 nahm an diesem Abend auch diese Hürde. Er herzte einen strammen Herrn samt seinem Gefolge. Es war ein inniges Bild im grellen Licht des Klagenfurter Wörthersee-Stadions, alle Fernsehkameras fingen es ein. Doch es war eine kleine Fälschung. Denn im roten Hemd mit der 18 hintendrauf steckte nicht mehr der polnische Spielmacher Mariusz Lewandowski, sondern Lukas Podolski. Und in diesem Bild steckte ganz viel Seele.

Als die deutschen Spieler nach ihrem 2:0-EM-Auftaktsieg in ihren weißen Trikots auf die Ehrenrunde einbogen, marschierte Lukas Podolski in Rot vorneweg. Der 23-Jährige war der Einzige, der auf dem Feld sein Trikot getauscht und das der polnischen Mannschaft auch übergezogen hatte. Er winkte den freudetrunkenen deutschen Fans zu und wurde von den polnischen beklatscht. Wenn sie schon den Deutschen unterliegen, dann bitteschön durch die Tore Podolskis, der ja immer noch irgendwie einer von ihnen ist.

Lukas Podolski, der den Deutschen den ersten EM-Sieg seit zwölf Jahren bescherte, bog auf dem Rückzug in die Kabine also ab, er ging dorthin, wo es nicht zwangsläufig wehtun muss, aber wehtun kann. Podolski hatte seinen Vater erspäht und winkte ihn die Traversen herunter. Dann umarmte er ihn, küsste ihn. Der Vater hatte Tränen in den Augen, und ganz viel Stolz. Onkel Podolski und andere Verwandte strahlten. "Sie haben sich gefreut für mich und mir gratuliert, selbst wenn sie den Polen die Daumen gedrückt und polnische Fanschals getragen haben. Ich habe eine sehr große Familie in Polen, man muss auch Respekt haben für das Land", sagte er hinterher etwas förmlich-steif.

Aber da gab es eine Szene, die viel mehr über ihn sagte, als seine Sätze. Es war die Szene nach seinem Führungstor. Podolski jubelte nicht, er blieb einfach stehen. Für einen Moment, erst dann kamen seine Mitspieler jubelnd angeflogen und vergruben ihn. Als sie wieder von ihm abließen, stakste Podolski zurück in die eigene Hälfte. Sein Gesicht vergrub er dabei in seinen beiden Händen, den Kopf leicht gesenkt. Man kennt das von kleinen Kindern, die das so tun, wenn sie nicht gesehen werden wollen. Sie glauben, wenn sie nichts sehen, könne man auch sie nicht sehen. Dabei sahen die 30 000 Stadionbesucher und bis zu 26 Millionen Deutsche an den Fernsehern, was los war. Podolski rang mit den Tränen. Das war nicht gestellt, er folgte nur seinem Instinkt. Und so spielt er auch Fußball: Wenn er vor dem Tor steht, macht er meist das Richtige. Und jetzt auch danach. Spiele gegen Polen sind für Lukas Podolski keine einfachen. Gewinnt er für Deutschland, schmerzt seine Seele, die polnische. Er war zwei, als er mit seinen Eltern Gliwice verließ. Dort, im Stadtteil Sosnica, wurde er geboren. Als Lukasz Podolskiin, wie es im Taufschein steht. Vater Waldemar war einst Profi in Polens erster Liga, Mutter Christina spielte in der Handball-Nationalmannschaft. Die Großmutter und andere Verwandte blieben zurück. Wann immer es geht, besucht er sie. "Ich habe ja oft genug gesagt, dass ich polnisches Blut in mir habe", sagte er gestern. "Als Fußballer bin ich jedoch in Deutschland groß und bekannt geworden - deshalb gab es für mich nur ein Ziel, dass wir gewinnen."

Lukas Podolski habe immer noch eine enge Beziehung zu Polen, sagte Oliver Bierhoff am anderen Tag. Es sei eine "nette Geste" gewesen, den Jubel nicht zu groß ausfallen zu lassen. "Wichtig war nur, dass er für uns die Tore gemacht hat", sagte der Manager der Nationalmannschaft. Eine nüchterne Analyse. In Wirklichkeit wirkte die Geste viel tiefer und könnte dem deutschen Fußball mehr Sympathien einbringen als alles bisher Dagewesene. Die polnischen Fans, die mit großen Erwartungen in ein medial mitunter geschmacklos hochgeschaukeltes Spiel gegangen waren, erhoben sich hinterher von ihren Sitzen, als Lukas Podolski zum "Man of the Match" gekürt wurde.

"Der Poldi war der Schlüsselspieler, er hat ein Riesenspiel gemacht. Wenn es bei uns vorne richtig abgeht, sind wir schwer aufzuhalten", sagte Per Mertesacker. Auch die anderen deutschen Spieler überschütteten Podolski mit Komplimenten. "Das war eine hervorragende Leistung von ihm, nicht nur wegen seiner beiden Tore, er ist viele Wege gegangen, hat Zweikämpfe gewonnen auf einer für ihn nicht so gewohnten Position im linken Mittelfeld. Er hat diese Rolle sehr gut interpretiert", sagte Kapitän Michael Ballack.

Damit ist eine nicht ganz unwesentliche Idee von Joachim Löw fürs Erste aufgegangen. Podolski im linken Mittelfeld zu bringen, war die offensivste und riskanteste aller Optionen. Beim Bundestrainer hörte es sich hinterher wie eine Selbstverständlichkeit an. Man wisse doch, "dass er brandgefährlich ist, wenn er in der Bewegung zum Torabschluss kommt". Dass Podolski beim FC Bayern nicht das beste Jahr hatte und hinter Spielern wie Toni und Ribéry verschwand, habe Löw nie irritiert. Die intensive EM-Vorbereitung habe Podolski mit am besten von allen weggesteckt, er besitze ein großes körperliches Potenzial. "Bei uns in der Nationalmannschaft hat er viele Tore geschossen und war immer ein Leistungsträger", sagte Löw.

27 sind es bisher, in 49 Länderspielen. Und das mit gerade mal 23 Jahren. Am Donnerstag gegen Kroatien bestreitet er sein 50. Länderspiel für Deutschland. Und Lukas Podolski hat nur einen Wunsch, der ihm gestern leicht von der Seele ging: "Den Polen drücke ich die Daumen, dass sie auch das Viertelfinale erreichen - mit einem Sieg gegen Kroatien können wir ihnen ja ein bisschen helfen."

mpfe gewonnen auf einer für ihn nicht so gewohnten Position im linken Mittelfeld. Er hat diese Rolle sehr gut interpretiert", sagte Kapitän Michael Ballack.

Damit ist eine nicht ganz unwesentliche Idee von Joachim Löw fürs Erste aufgegangen. Podolski im linken Mittelfeld zu bringen, war die offensivste und riskanteste aller Optionen. Beim Bundestrainer hörte es sich hinterher wie eine Selbstverständlichkeit an. Man wisse doch, "dass er brandgefährlich ist, wenn er in der Bewegung zum Torabschluss kommt". Dass Podolski beim FC Bayern nicht das beste Jahr hatte und hinter Spielern wie Toni und Ribéry verschwand, habe Löw nie irritiert. Die intensive EM-Vorbereitung habe Podolski mit am besten von allen weggesteckt, er besitze ein großes körperliches Potenzial. "Bei uns in der Nationalmannschaft hat er viele Tore geschossen und war immer ein Leistungsträger", sagte Löw.

27 sind es bisher, in 49 Länderspielen. Und das mit gerade mal 23 Jahren. Am Donnerstag gegen Kroatien bestreitet er sein 50. Länderspiel für Deutschland. Und Lukas Podolski hat nur einen Wunsch, der ihm gestern leicht von der Seele ging: "Den Polen drücke ich die Daumen, dass sie auch das Viertelfinale erreichen - mit einem Sieg gegen Kroatien können wir ihnen ja ein bisschen helfen."

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