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Olympia im Fußball-Tempel. Auch Reals Bernabeu-Stadion spielt in Madrids Konzept eine zentrale Rolle.

© picture alliance / dpa

Madrids Olympiabewerbung: Billig-Spiele in der Schulden-Kapitale

Die spanische Hauptstadt Madrid möchte im dritten Anlauf endlich den Zuschlag für Olympia bekommen und versucht das IOC mit dem Plan von Billig-Sommerspielen zu überzeugen.

Diesmal wird nichts dem Zufall überlassen, beim dritten Anlauf soll es endlich klappen. Wenn am kommenden Montag die Experten des Internationalen Olympischen Komitees nach Madrid kommen, dann ist die Stadt vorbereitet. Minutengenau haben die Bürgermeisterin Ana Botella und ihre Stadtverwaltung bereits den Empfang und die Präsentation ihrer Bewerbung für die Spiele 2020 geprobt – mit Besuch in allen geplanten Sportstätten, mit gestellten Fragerunden, mit Teilnahme von Regierungsmitgliedern. Zu gut erinnert man sich noch der bösen Worte der IOC-Bosse über die miserable Präsentation des Madrider Konzepts bei der letzten Bewerbung für 2016, als man an Rio de Janeiro scheiterte.

Auch für die spanische Regierung hat die Olympiabewerbung eine hohe Priorität. Deswegen hat das Kabinett in der vergangenen Woche noch schnell den Entwurf eines verschärften Anti-Doping-Gesetzes auf den Weg gebracht, um die Olympia-Experten zufrieden zu stellen. Denn nicht nur der laufende Prozess gegen den Doping-Arzt Eufemiano Fuentes zeigt, wie lasch Spanien in der Vergangenheit mit dem Thema umgegangen ist. Das neue Gesetz, davon ist Sportminister José Ignacio Wert überzeugt, werde alle Zweifel des Auslands am ernsthaften Kampf gegen Doping beseitigen. Offen gab der Minister zu, dass die Madrider Olympia-Bewerbungen für 2012 und 2016 auch am Thema Doping gescheitert waren.

Die Regierung möchte den unter der schweren Wirtschaftskrise leidenden Spaniern mit dem Projekt Olympia eine Aufbruchstimmung vermitteln. Deswegen wird auch die Madrider Bürgermeisterin nicht müde, immer wieder zu versichern, dass die Spiele Arbeitsplätze schaffen werden und gerade kleine Unternehmen „vom Schwung und Anstoß“ der Spiele profitieren werden. Doch gerade beim Punkt „öffentliche Unterstützung“ der Bewerbung, der für die IOC-Kommission einen hohen Stellenwert hat, sieht es nicht gut aus. Madrid ist bereits jetzt die am höchsten verschuldete Kommune des Landes.

Für die Spiele in Madrid sollen nur 1,5 Milliarden Euro ausgegeben werden

Viele Madrilenen, die bereits jetzt unter Kürzungen im Sozialbereich, im Gesundheitssystem und bei den Schulen leiden, fürchten weitere Milliardenausgaben. Deswegen bemüht sich die Regionalregierung unentwegt, die finanziellen Belastungen herunter zu rechnen. Madrid 2020 sollen die billigsten Spiele aller Zeiten werden, behauptet die Bürgermeisterin: Nur 1,5 Milliarden Euro werde man über acht Jahre verteilt bei einem Zuschlag ausgeben. In London 2012 waren es 12 Milliarden Euro.

Aufgehen soll der Plan von Billig-Spielen weitgehend durch die Nutzung vorhandener Sportstätten: Basketball soll in der historischen Stierkampfarena stattfinden, die Fußballer sollen im Bernabéu-Stadion von Real Madrid um Olympia-Gold kicken und die Handballer im erst wenige Jahre alten Sportpalast antreten. Für die Leichtathleten soll ein bereits vorhandenes Stadion erweitert werden für 75 000 Zuschauer – und danach vom Real-Rivalen Atletico als neues Domizil gekauft werden.

Weltweit werben für Olympia 2020 in Madrid will auch der Unternehmer Sheldon Adelson – nicht ganz uneigennützig. Der Chef des Casino-Konzerns Las Vegas Sands ist einer der reichsten Menschen der Welt. In Madrid plant er den Bau einer gigantischen Spielerstadt. Die erste Ausbaustufe der 17-Milliarden-Investition „Eurovegas“ soll rechtzeitig für die Spiele fertig sein. Doch richtig rund läuft es für Madrid nicht, das zusammen mit Istanbul und Tokio in der Finalrunde der Auswahlphase ist. So hat Griechenland – traditionell mit gespannten Beziehungen zum Nachbarland – vor wenigen Tagen überraschend seine Unterstützung für die türkische Bewerbung erklärt, und damit einen Vorbehalt des IOC entschärft.

In Spanien wurden dagegen Korruptionsvorwürfe gegen den ehemaligen Vizepräsidenten des Nationalen Olympischen Komitees bekannt. Der derzeit bereits wegen Korruptionsverdachts vor Gericht stehende Schwiegersohn des Königs, Inaki Urdangarin, soll bei der letzten Bewerbung vor vier Jahren fast 150 000 Euro für eine angebliche Beratertätigkeit kassiert haben. Zu den schlechten Nachrichten passt, dass die Mitarbeiter der Fluggesellschaft Iberia gerade dann rund 1000 Flüge bestreiken werden, wenn die IOC-Experten einfliegen.

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