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Mit letzter Kraft. Andreas Birnbacher verpasste seine zweite Bronzemedaille in Ruhpolding nur um 0,8 Sekunden.

© dapd

Männer-Einzel der Biathlon-WM: Der verflixte letzte Schuss

Andreas Birnbacher war bis kurz vor Schluss im Rennen um Gold. Doch beim Sieg des Slowenen Jakov Fak wird er im Einzel der Biahtlon-WM in Ruhpolding doch nur Vierter.

Wie ein beleidigter Junge steckte Uwe Müssiggang seine Hände in die Hosentasche. Der Chefcoach der deutschen Biathleten war bedient, musste er im Einzelrennen am Dienstag doch einiges ertragen. Nach 20 Kilometern und 20 Schüssen verpasste sein Athlet Andreas Birnbacher die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft in Ruhpolding lediglich um 0,8 Sekunden. Der Tscheche Jaroslav Soukup hatte sich noch knapp vor den Deutschen geschoben. Das Rennen in der traditionsreichsten Disziplin des Biathlonsports gewann der Slowene Jakov Fak vor Simon Fourcade aus Frankreich.

Zwischenzeitlich hatte der Bundestrainer noch recht gute Laune und war „sehr froh über die Art und Weise“, wie seine Starter aufgetreten waren. Müssiggang hatte mit einer Medaille spekuliert, vielleicht sogar mit der goldenen, doch es kam ganz anders. 19 Schüsse platzierte Birnbacher, 19 Mal traf er, der 20. und letzte Schuss aber ging daneben. Die Medaille war verloren – und zwar nicht nur bei ihm. Auch Birnbachers Kollegen Arnd Peiffer und Michael Greis hatten ihre ersten 15 Patronen alle ins Ziel gesetzt, ehe sie bei der finalen Serie patzten. Greis bei Schuss Nummer 16, Peiffer bei den Versuchen 16 und 20.

Jeder aus dem Trio genehmigte sich dabei exakt eine Strafminute zu viel, um Weltmeister zu werden. Peiffer kam letztlich auf Platz sieben, Greis wurde Elfter. „Drei Mal einer zu viel“, sagte Müssiggang. „Alle drei standen vor dem WM-Titel, und doch hat es bei keinem geklappt – das ist schon ärgerlich.“

Ärgern darf sich auch der kroatische Biathlon-Verband: Bei den Olympischen Spielen 2010 war Jakov Fak, der neue Einzel-Weltmeister, noch für sein Heimatland Kroatien gestartet, wechselte dann aber unter großem diplomatischen Getöse zu den Slowenen. Dabei musste der 24-jährige Student, der vorher noch nie ein Weltcup-Rennen gewonnen hatte, im letzten Winter beinahe seine Karriere beenden, weil er sich am Abzugfinger Erfrierungen dritten Grades zugezogen hatte. Nun rannte Fak völlig überraschend zum Weltmeistertitel.

Und das löste vor allem bei Arnd Peiffer große Trauer aus. „Es wäre heute so leicht gewesen, aber das letzte Schießen ist immer das schwerste“, sagte er. Etwas gelassener kommentierte der Ruhpoldinger Michael Greis sein Malheur beim letzten Schießen, hatte er nach einer von Verletzungen und Krankheiten gespickten Saison doch erst auf den letzten Drücker den Sprung ins deutsche Team geschafft. „Ich bin von den Toten auferstanden“, sagte der 35-Jährige. „Man muss die Kirche im Dorf lassen, wenn man sieht, wo ich herkomme.“

Aus der entgegen gesetzten Richtung – als Weltcup-Dritter und bester Deutscher – war Andreas Birnbacher vor einer Woche in die Weltmeisterschaft gestartet. „Ich hätte schon gern eine Medaille gehabt, denn bei einer WM geht’s um Medaillen“, erklärte Birnbacher. Fritz Fischer, der Männer-Bundestrainer, hingegen flüchtete sich angesichts der vergebenen Gold-Chancen in Selbstironie: „Welche Mannschaft kann es sich schon leisten, drei Weltmeistertitel herzuschenken?“

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