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Magath

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Magath auf Schalke: Prokura zum Ärgern

Im Trainingslager wird Felix Magath bewusst, welch schwierige Aufgabe er mit Schalke übernommen hat.

Felix Magath hat wenig Vergnügen. Immer wieder blickt er fast verärgert weg oder sucht ein emotionales Gespräch mit Kotrainer Seppo Eichkorn. Der Trainer des FC Schalke 04 ist unzufrieden mit dem, was seine Spieler auf dem Trainingsplatz veranstalten. Fehlpässe reihen sich an Fehlpässe, Missverständnisse und technische Fehler gehören fast schon selbstverständlich zu den Bemühungen der Schalker Profis. Zudem fehlt der Bewegungsdrang. Im Herzlake absolvieren die Westfalen bereits ihr zweites Trainingslager innerhalb von zwei Wochen. Neben einigen Spielformen legt Felix Magath gesteigerten Wert auf konditionelle Arbeit. „Der körperliche Zustand der Spieler war nicht so prickelnd am Anfang, deshalb müssen wir viel tun“, nörgelte Magath, „wir haben da enormen Nachholbedarf, das Thema wird uns noch länger beschäftigen.“

Offenbar wird Felix Magath beim Aufenthalt im Emsland erst richtig bewusst, welch schwierige Aufgabe er übernommen hat. Der Trainer und Manager soll den neuen FC Schalke 04 bauen und alte Seilschaften vollständig entfernen. Aufsichtsratschef Clemens Tönnies hat ihm dafür Prokura erteilt.

In der Klubverwaltung kann Magath dieses Ansinnen zwar recht kostengünstig umsetzen. Doch das Herzstück des Vereins, die Profimannschaft, erfordert seiner Auffassung nach größere Investitionen. „Es ist natürlich leichter, zehn Neue zu holen, aber wir schwimmen nun mal nicht im Geld“, sagt der Trainer, der Wolfsburg zum Meister gemacht hat. Und den mit mittlerweile 136,6 Millionen Euro verschuldeten Schalkern stehen nach der Verpflichtung von Talent Lewis Holtby nur noch rund 2,5 Millionen Euro Investitionskapital zur Verfügung. Für einen radikalen sportlichen Umbruch ist das sicherlich viel zu wenig. „Bei Schalke wurde in den vergangenen Jahren immer auf eine massive Deckung gesetzt“, sagt Magath, „ich möchte aber offensiv spielen lassen, das wird ein Veränderungsprozess, der noch länger andauern wird.“ Also muss er es mit den Mitteln der intensiven Trainingsarbeit versuchen, für die er ja auch bekannt ist. Sein Image als Antreiber pflegt er jedenfalls äußerst sorgsam. Einen Trainingshügel, wie er ihn in Wolfsburg bauen ließ, benötigt er in Schalke nicht. Er hat bereits die Treppen des alten Parkstadions entdeckt. Und auch Zugang Emin Yalin hat die neue Gangart zu spüren bekommen. Im Testspiel gegen Enschede (0:0) wechselte ihn der Trainer bereits nach sechs Minuten aus. Anschließend spielte Magath die Aktion herunter. „Er hat immerhin sechs Minuten gespielt, andere haben gar nicht gespielt“, sagte er.

Felix Magath weiß, dass die großen Hoffnungen der Anhänger aber auch der Klubführung möglichst zügig in positive Resultate umgewandelt werden müssen. Seine Ankündigung, spätestens in vier Jahren mit den Schalkern die Meisterschale in die Luft recken zu wollen, kann aber nur dann Realität werden, wenn bereits am Ende der anstehenden Saison die Teilnahme am internationalen Wettbewerb und damit zusätzliche Einnahmen stehen. Falls dies misslingt, dürfte der vor der Saison 2009/2010 um rund acht Millionen Euro auf 47 Millionen Euro gekürzte Etat für die Lizenzspieler weiter sinken und sich die Verpflichtung qualitativ hochwertiger Spieler erschweren.

Magaths unverblümte Kritik an seinen Spielern in Herzlake verschafft ihm auch etwas Luft. Sollte sein Team die Erwartungen nicht erfüllen können, könnte er dies auf die Defizite zurückführen, die ihm seine Vorgänger hinterlassen haben und für deren Beseitigung er nicht genug Zeit hatte. Sollte er zügig Erfolg haben, würde seine Arbeit im besonders hellen Licht erstrahlen. Er könne den Titel nicht versprechen, hat Magath in Herzlake gesagt. Zumindest konditionell aber, das lässt sich prognostizieren, werden es seine Spieler zu Saisonbeginn mit jedem Titelkandidaten aufnehmen können.

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