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Sport: „Magath ist ein Zocker“

Wirtschaftspsychologe Alfred Gebert über Fußballmanager, Transfers und Shoppingsucht

Herr Gebert, Felix Magath hat beim FC Schalke 04 in eineinhalb Jahren 32 Spieler verpflichtet, Dieter Hoeneß beim VfL Wolfsburg zwölf in einem halben Jahr, zuletzt sechs auf einmal. Kann ein Fußballmanager shoppingsüchtig sein?

Wirklich krankhaft Kaufsüchtige geben Geld aus und wissen nachher nicht mehr, wofür. Ein Süchtiger hätte also zehn Verteidiger auf der Bank sitzen und kauft den elften. Das kommt im Fußballmarkt eher selten vor. Manager wie Magath sind auf eine andere Art kaufsüchtig: Sie sind eher Zocker, so wie manche Banker.

Wo liegt der Unterschied?

Ein Kaufsüchtiger braucht nur den Kick im Moment des Kaufs. Oft fällt er dabei auf Sonderangebote rein: drei Jeans zum Preis von einer. Danach hat er sofort ein schlechtes Gewissen und schmeißt zwei Jeans wieder weg. Zocker sind dagegen überzeugt, dass sie nur gute Geschäfte abgeschlossen haben.

Warum?

Weil sie glauben, intelligenter zu sein als die anderen – auch manchmal als der Spieler selbst, der vielleicht weniger Gehalt fordert, als er für den Zocker wert ist. Ein Zocker spekuliert, seine Einkäufe irgendwann für ein Vielfaches wieder zu verkaufen, wie Aktien.

Was treibt so jemanden an?

Der Stolz und das Verlangen, sich auf dem Markt zu beweisen. Wenn sie Erfolg haben, dann werden sie teilweise dafür vergöttert. Sie leben von dieser Anerkennung.

Macht es einen Unterschied, ob sie das eigene oder das Geld anderer ausgeben?

Die meisten Kaufsüchtigen sind so krank, weil andere ihnen helfen: die Eltern, die Geld leihen, die Banken, die immer wieder neue Kredite geben. Doch während Süchtige ihre Ausgaben eher verschämt verstecken, versuchen Zocker, sie mit Daten wie etwa Scoutingberichten oder medizinischen Check-Ups zu rechtfertigen.

Bremsen Schulden so jemanden?

Ab einer gewissen Summe sind das nur noch Zahlen, zu denen man keinen Bezug hat. Echte Zocker sind Glücksspieler: Sie sehen nur den Gewinn, den sie bei etwas machen könnten, nicht die Verluste.

Viele Transfers werden oft kurz vor Ende der Wechselperiode getätigt. Warum?

Fristen spielen eine große Rolle. Das Gefühl, wie bei einer Auktion im letzten Moment alles auszureizen, gibt dem Zocker das Gefühl: Da war ich genial.

Wie hilft man einem Kaufsüchtigen?

Eine Maßnahme ist, Süchtige alles nur noch in bar bezahlen zu lassen, damit sie sehen, wie viel Geld das ist. Bei Fußballtransfers ist das eher schwierig, stellen Sie sich nur mal die Koffer voller Scheine vor! Eine andere Hilfe ist es, wenn man dem Kaufsüchtigen einen Partner an die Seite stellt, der mit aufpasst.

Das Gespräch führte Dominik Bardow.

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