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Mainz 05: Das Spektakel ist zurück

Die Mainzer feiern nach dem 2:2 gegen Leverkusen ihren neuen Trainer Thomas Tuchel. Ähnlichkeiten zum ehemaligen Coach Jürgen Klopp erkennt man aber nur auf den ersten Blick.

Seit einer Woche haben viele Mainzer ein neues Hobby. Es geht dabei um Thomas Tuchel, den neuen Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten FSV Mainz 05, dessen rekultivierte Mannschaft zum Saisonstart ein überraschendes 2:2 (1:2) gegen Bayer Leverkusen erreichte. Wie redet er? Wie verkauft er sich im Fernsehen? Ist dieser Seitenscheitel eigentlich noch oder wieder in? Trägt er einen Drei- oder Viertagebart? Und überhaupt: Wie viel Jürgen Klopp steckt in dem 35-Jährigen? Die Einjahrespersonalie Jörn Andersen, im Mai noch gefeierter Aufstiegsheld, ist längst vergessen.

Alle feiern Thomas Tuchel.

Aber er ist ganz gewiss nicht wie Klopp, der den kleinen Klub vom Bruchweg in den Jahren 2001 bis 2008 zur Marke machte. Und der womöglich über eine rostige Autofelge und deren Auswirkung auf die Form der Mannschaft hätte referieren können – und halb Mainz hätte an seinen Lippen gehangen. Auch Tuchel rasiert sich nicht jeden Tag, trägt wie Klopp die Haare ein Stückchen länger, lässt auf dem Platz gerne offensives Pressing praktizieren, und das Wort „Leidenschaft“ befindet sich ebenfalls in seinem Wortschatz. Trotzdem will Tuchel ein eigener Typ sein. Eher sanft in der öffentlichen Rhetorik formuliert er Sätze wie den folgenden: „Das 2:2 war ein Bonuspunkt, das gibt uns viel Stärke.“

Dabei stimmt das ja. In Führung gegangen, in Rückstand geraten, in der Schlussphase durch den Kunstschuss-Freistoß von Daniel Gunkel zum Ausgleich gekommen, in diesem Stil könnte es durchaus weitergehen aus Sicht von Christian Heidel. „Das Spektakel ist zurück“, sagt der Mainzer Manager. Das David-gegen-Goliath-Image liegt Mainz, und Tuchel, der so brav daherkommt, in der Kabine aber sehr laut werden kann, wird dieses Bild weitertransportieren. Wobei der jüngste Bundesligatrainer kaum Zeit zur Einarbeitung hatte und sich in den ersten zwei Tagen beinahe in der Kabine verlaufen hätte. Später bewies er Mut mit der Nominierung des 18-jährigen Stürmers Andre Schürrle für die Startelf.

Thomas Tuchel hat eine klare Spielidee, kommuniziert gerne und hat auch deshalb in Windeseile einiges geleistet. „Großartige Arbeit“ attestiert jedenfalls Mittelfeldspieler Andreas Ivanschitz. Tuchel hat auch das Wir-Gefühl der Mannschaft gestärkt und sie „so heiß gemacht, dass Leverkusen anfangs nicht wusste, was los ist“, wie Manager Heidel beobachtet hatte. Erlösung und Bestätigung sei das Remis gewesen, sagte der Erfolgstrainer der Mainzer, der mit den A-Junioren im Mai Deutscher Meister geworden ist und deshalb befördert wurde. „Vielleicht wächst der unbekannte Trainer ja noch über bis hinaus“, sagt Heidel. Als er ihm den Profijob antragen wollte, erkundigte sich Tuchel zunächst, ob er nur als Notlösung im Spiel sei. Die Antwort war ein Zweijahresvertrag. Ein guter Anfang ist gemacht für Mainz, jetzt muss nur noch der Spielberichtsbogen korrekt ausgefüllt werden. Da stand in der Zeile mit dem Trainernamen nämlich „Thuchel“.

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