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Sport: Makkabiade: Spiele der Angst

Die Arena macht keinen sicheren Eindruck. Das Teddy-Stadion in Jerusalem liegt im Einschussbereich palästinensischer Mörser und Maschinengewehre.

Die Arena macht keinen sicheren Eindruck. Das Teddy-Stadion in Jerusalem liegt im Einschussbereich palästinensischer Mörser und Maschinengewehre. Dennoch wurde die Eröffnung der Makkabiade, der jüdischen Olympischen Spiele, vom Nationalstadion bei Tel Aviv hierher verlegt - und zwar aus Sicherheitsgründen. Denn bei der letzten Makkabiade-Eröffnung war in Tel Aviv eine marode Holzbrücke über den winzigen Yarkon-Fluss eingestürzt, gerade als die australische Delegation sie überqueren wollte. Vier Australier kamen damals ums Leben. Und zwar nicht durch den Sturz oder durch Ertrinken, sondern wegen der Giftstoffe im Fluss.

Nun fand die Feier also in Jerusalem statt. Doch mit der Sicherheit ist es auch diesmal nicht gut bestellt. Unmittelbar vor Beginn der Spiele hatte sich am Sonntag ein palästinensischer Selbstmord-Attentäter im Norden Israels in die Luft gesprengt und drei Israelis in den Tod gerissen. Viele Sportteams sind aus Angst vor dem Terror nicht vollzählig angereist. Aus den Niederlanden ist nur ein einziger Teilnehmer gekommen. Ein 50-jähriger Schachspieler trotzt dem Teilnahmeverbot des holländischen Verbands. "Das sind Angsthasen", sagt er über seine Kollegen. Andere Teams sind überhaupt nicht da. Und so wurden die Spiele kurzerhand von elf auf acht Tage gekürzt.

Auch die Zuschauer können sich in diesem Jahr nicht recht begeistern. Zur Eröffnung war das Stadion nur zu zwei Dritteln gefüllt - trotz Gratiseintritts. Ministerpräsident Ariel Sharon begrüßte die 2000 anwesenden Sportler aus 42 Ländern auf Englisch: "Danke, dass ihr gekommen seid. Ihr habt es geschafft." Doch die optimistischen Worte erweisen sich für viele Sportler als hohl. Im "Makkabia-Dorf" klagen die ausländischen Gäste, dass jedermann unkontrolliert mit riesigen Gepäckstücken ins Dorf gelangen kann, wenn er nur einen Plastikausweis aus der Tasche zieht. Doch die Athleten versuchen, gelassen zu bleiben. Ein weiterer Anschlagversuch am Eröffnungsabend in Jerusalem, bei dem zwei islamistische Terroristen einen Kilometer vom Stadion entfernt bei der vorzeitigen Explosion ihrer Bombe ums Leben kamen, bewegte niemanden zur vorzeitigen Heimreise.

Die sportlichen Wettbewerbe hatten schon vor der offiziellen Eröffnung begonnen. Einziger Höhepunkt war bislang der Sieg des amerikanischen Rückenschwimmers Lenny Krayzelburg. Der Weltrekordhalter und Olympiasieger von Sydney hat aus zionistischen Gründen die Makkabia-Spiele den Weltmeisterschaften in Japan vorgezogen. Ein Ausnahmefall.

Vor drei Jahrzehnten hatte ein anderer Schwimmer für die letzten Weltklasseleistungen bei der Makkabiade gesorgt: Mark Spitz, später siebenfacher Goldmedaillengewinner in München. Seither gab es von den Wettkämpfen nur Kurioses zu berichten. So musste einmal wegen zu hoher Wassertemperaturen eine Lastwagenladung Eis ins Schwimmbecken gekippt werden.

Sportlich gibt es sonst nicht viel zu melden aus Jerusalem. Interessant war immerhin der 12:0-Sieg der israelischen Fußball-Junioren über Kanada. Dabei überraschte keineswegs die Höhe des Erfolgs. Erstaunlich war auch nicht, dass Stürmer Benny Janach ein Hattrick innerhalb von fünf Minuten gelang und sein Kollege Eran Levy fünf Mal ins Netz traf. Für Aufregung in der israelischen Öffentlichkeit sorgte allein der Umstand, dass das Spiel eine dreiviertel Stunde zu spät angepfiffen wurde. Die Sportfunktionäre hatten vergessen, ihr Nachwuchsteam von der Partie zu informieren. So viel zum sportlichen Wert der Makkabiade.

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