zum Hauptinhalt
Mit dem neuen Trainer Louis van Gaal will der englische Rekordmeister zurück an die Spitze.

© Reuters

Manchester United: Louis van Gaal will Verein wieder an die Spitze führen

Manchester United hat eine desolate Saison hinter sich. Mit dem neuen Trainer Louis van Gaal will der englische Rekordmeister zurück an die Spitze – sofort.

Es scheint der perfekte Start für Louis van Gaal bei Manchester United zu sein. Die Mannschaft hat ihr erstes Testspiel gegen LA Galaxy 7:0 gewonnen. Wayne Rooney schießt wieder Tore. Und Co-Trainer Ryan Giggs beschreibt den Holländer als „einen der größten Trainer“. Der Van-Gaal-Effekt ist da. United glaubt wieder an sich. Auf einem Riesenplakat im Old Trafford steht der Holländer vor seinen Spielern. Er sieht selbstbewusst aus. Im Vereinssender läuft ein Werbespot, der Ex-Trainer David Moyes verhöhnt und „eine neue Ära“ ausruft.

Das war alles zu erwarten. Die letzte Saison lief für United so schlecht wie keine seit der Gründung der Premier League 1992. Moyes, Nachfolger von Sir Alex Ferguson, konnte sein Team nur auf den siebten Tabellenplatz führen. Es gab keinen großen Titel, keine Champions-League-Qualifikation, nicht mal einen Europa-League-Platz.

Louis van Gaal soll das nun verändern. Einen Dreijahresvertrag unterschrieb der ehemalige Bayern-Trainer bei Manchester United. Drei Jahre, um die Engländer wieder an die Spitze zu führen. So viel Zeit bleibt ihm aber nicht, das sportliche und finanzielle Selbstverständnis von United sieht eine sofortige Rückkehr in die Spitze vor. Van Gaal ist der perfekte Mann dafür. Während David Moyes sein Amt sehr respektvoll, sehr vorsichtig antrat, bringt van Gaal eine gewisse Arroganz mit, die dem Verein in letzter Zeit gefehlt hatte. Wie Ian Herbert, Manchester-Fußball-Korrespondent der Tageszeitung „Independent“, es formuliert, van Gaal habe „in seinen ersten Wochen nur für das Publikum gespielt“.

Verein soll zurück in die Schlagzeilen

Bei seiner Vorstellung beschrieb der 62 Jahre alte Trainer seinen neuen Verein als „größten Klub der Welt“. Seitdem hat er die Infrastruktur sowie die zahlreichen kommerziellen Verpflichtungen seiner Spieler scharf kritisiert. „Nächstes Jahr werden wir nicht so viel fliegen in der Vorbereitung“, meinte er. „Das ist nicht positiv für die Vorbereitung auf eine Premier-League-Saison.“

Eigentlich weiß van Gaal, dass solche Werbefahrten wie die aktuelle USA-Reise für die kommerzielle Maschine von United nicht zu vermeiden sind. Anders als Moyes will er aber vom ersten Tag an seine Autorität unter Beweis stellen. Van Gaal will, dass United wieder die Schlagzeilen beherrscht. Und nur so findet man wohl zur verloren gegangenen Arroganz des Klubs zurück.

Einen weiteren Beweis für den Van-Gaal-Effekt liefert José Mourinho. Der Chelsea-Trainer hat neulich gemeint, dass er Linksverteidiger Luke Shaw von Southampton nicht kaufen wollte, weil der Spieler auf arrogante Weise zu viel Geld verlangt habe. „Shaw hätte meinen Klub zerstört“, sagte der Portugiese. Der Verteidiger ging letztendlich zu United; Mourinhos Kommentar ist als klassische Attacke auf einen Rivalen zu verstehen. So ist er Moyes nur äußerst selten angegangen. Van Gaal hatte sich Mourinhos Angriff aber bewusst verdient.

Die Arroganz von United ist zurück

Der erste Schritt ist also erledigt. Als Manchester United Louis van Gaal verpflichtete, wollten die Klubeigner das alte United zurück. Wie früher beim FC Bayern und als Coach der niederländischen Nationalelf sollte er einen gefallenen Riesen wieder auf die Füßen bringen. Von der Mentalität her hat er es fast schon geschafft. Und fußballerisch?

Mit seiner 5-3-2-Taktik hatte er zwar Erfolg gegen LA Galaxy, aber diese Innovation ist Anti-United. Seit den 70er Jahren spielt der Klub immer mit einer Viererkette, und wenn van Gaals System irgendwann scheitert, wird er daran erinnert werden. Auch vom Kader her braucht der Trainer mehr, um in dieser Saison einen Titel zu holen. Shaw ist eine solide Verstärkung, ebenso Mittelfeldspieler Ander Herrera. Beide Transfers wurden aber noch von Moyes eingefädelt. Van Gaal braucht seinen eigenen Transfer. Er braucht eine noch höhere Qualität im Mittelfeld.

Realistisch gesehen wird ein Platz unter den ersten vier reichen, um das Van-Gaal-Projekt fortzusetzen. Aber ihm selbst genügt das nicht. Sein Adjutant Ryan Giggs hat neulich gesagt, dass das Ziel unbedingt der Titelgewinn sei. Und da war sie wieder: die Arroganz von United. Der Van-Gaal- Effekt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false