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Kollegen unter sich. Manchester Uniteds Trainer David Moyes (r.) im Dialog mit seinem kickenden Co-Trainer Ryan Giggs.

© picture alliance / dpa

Manchester United: Trainer Moyes: Auserwählt und unterschätzt

David Moyes hat im Sommer bei Manchester United die Trainerlegende Alex Ferguson abgelöst. Der Schotte gerät zunehmend in die Kritik, weil die Ergebnisse nicht stimmen.

Seit Anfang dieser Saison hängt auf der berühmten Stretford-End-Tribüne im berühmten Old-Trafford-Stadion ein Banner. Es zeigt das Bild des immer seriösen Gesichts von David Moyes und dazu den Slogan: „The Chosen One“. Der Auserwählte.

Da ist was dran. David Moyes ist auserwählt worden für einen der begehrtesten Trainerjobs im Weltfußball, und das nicht von irgendeinem, sondern von der Legende persönlich. Als Sir Alex Ferguson einen Nachfolger suchte für sich selbst als Trainer bei Manchester United, da wollte er nicht Pep Guardiola und schon gar nicht José Mourinho. Er wollte einen Mann, der bislang keinen bemerkenswerten Titel gewonnen hat. Alex Ferguson wollte David Moyes.

Wenn United an diesem Mittwoch in der Champions League bei Bayer Leverkusen (20.45 Uhr/ZDF) antritt, wird der neue Trainer auf zwei wichtige Spieler verzichten müssen. Stürmer Robin van Persie und Verteidiger Nemanja Vidic traten die Reise ins Rheinland gar nicht mit an. Van Persie fehlte bereits zuletzt wegen Leistenproblemen, Vidic hatte vor gut zwei Wochen eine Gehirnerschütterung erlitten. „Beide fehlen nicht lange, aber mit einer Gehirnerschütterung wollen wir ihm etwas Zeit geben“, erklärte Moyes.

Die Saison ist gut drei Monate alt, und spätestens jetzt weiß der neue Trainer, dass der Job in Old Trafford nicht nur einer der begehrtesten im Weltfußball ist, sondern auch einer der schwierigsten. Nach zwölf Spieltagen der Premier League steht United nur auf Platz sechs. Acht Punkte hinter Arsenal und Fergusons Intimfeind Arsene Wenger. Hinter den alten Rivalen Chelsea, Liverpool und Manchester City. Ja sogar hinter Southampton. Das ist eine ungewohnte Situationen für die 659 Millionen Fans, die der Klub angeblich hat. Und als Verantwortlichen für diesen Fehlstart haben viele David Moyes herausgepickt.

Es hatte schon seine Gründe, warum Ferguson bei seiner Abschiedsrede verlangt hatte, die Fans sollten geschlossen „hinter dem neuen Trainer stehen“. Moyes weiß um den Wert dieser Rückendeckung. Doch die Fans wundern sich, warum ihre Elf häufig späte Tore kassiert wie zuletzt gegen Southampton und Cardiff. Sie wollen wissen, warum das neue United nicht konstant gute Ergebnisse liefert wie beim 1:0 gegen Arsenal oder beim 4:2 im Hinspiel gegen Leverkusen. Und speziell fragen sie sich, warum Moyes trotz eines unübersehbaren Mangels an Kreativität immer wieder auf den früheren Dortmunder Shinji Kagawa verzichtet.

Nun ist David Moyes keiner, der sich vor Kritik versteckt. Als junger Trainer bei Preston North End bekam er einmal einen Beschwerdebrief von einem Fan, und dieser staunte nicht schlecht, als es am nächsten Tag an seiner Tür klopfte. Vor ihm stand David Moyes, und er wollte die Beschwerde persönlich beantworten.

In Manchester fällt ihm der Umgang mit der Kritik leicht. Moyes weiß, dass sein Trainerjob trotz wachsender Misstöne nicht zur Disposition steht. Im September etwa beschwerten sich viele United-Fans schriftlich über die Arbeit des neuen Trainers, und alle bekamen sie eine offizielle Antwort: „Mit dem Sechsjahresvertrag zeigt Manchester United sein volles Vertrauen in David Moyes. Sein Projekt für die Zukunft des Klubs ist langfristig, wir verfallen nicht nach acht Wochen in Panik.“

Das Misstrauen von außen in Moyes’ Fähigkeiten hat seine Ursache im ständigen Vergleich mit Ferguson. Beide sind Schotten, beide übernahmen United auf höchstem Niveau. Das aber sind schon alle Gemeinsamkeiten. David Moyes ist David Moyes und hat seine eigene Ideen.

In einer ersten Maßnahme trennte er sich von Fergusons komplettem Trainerteam. Rene Meulensteen und Mike Phelan wurden ersetzt durch jüngere Leute wie Phil Neville und Ryan Giggs, der seit dem Sommer nicht mehr nur Spieler, sondern auch Co-Trainer ist. Er lässt härter trainieren als sein Vorgänger, und davon profitierte vor allem Wayne Rooney. Der hatte United verlassen wollen – auch wegen der Probleme, die er mit dessen Nachfolger erwartete. Als Rooney 2004 nach Manchester kam und dafür Everton verließ, hieß sein Trainer dort David Moyes, und es gab zum Abschied ein paar hässliche Geschichten. Vorbei und vergessen, sagte Moyes. Er hat sich nicht nur für den Verbleib des Stürmers starkgemacht, sondern auch dafür gesorgt, dass Rooney so gut spielt wie lange nicht mehr. In dieser Saison kommt er bisher schon auf acht Tore und elf Vorlagen.

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