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Der Achtelfinal-Tag in Wimbledon ist bei den Fans besonders beliebt. Bald aber wird er ein Spieltag wie jeder andere.

© AFP

„Manic Monday“ in Wimbledon: Der Wahnsinn hat ein Ende

Weil beim Tennis-Turnier in Wimbledon ab 2022 der spielfreie Sonntag abgeschafft wird, gibt es in diesem Jahr letztmals den „Manic Monday“.

Wer will, kann am zweiten Sonntag in Wimbledon das Gras wachsen hören. Traditionell wird dann im All England Lawn Tennis and Croquet Club kein Tennis gespielt. Der Rasen bekommt ein bisschen Extrazuwendung von den Greenkeepern, darf sich für ein paar Stunden erholen und sogar ein wenig wachsen, bis am Montag der Wahnsinn erst so richtig ausbricht. „Manic Monday“ heißt der Tag, an dem in Wimbledon alle Achtelfinalbegegnungen im Einzel stattfinden. Für keinen anderen Turniertag sind die Tickets so begehrt, schließlich spielen sämtliche Stars, die noch dabei sind. Und manche verschlägt es dabei sogar auf die Außenplätze.

In diesem Jahr allerdings bekommt der „Manic Monday“ eine nostalgische Note: Es wird der letzte seiner Art. Denn Wimbledon gibt ab 2022 den spielfreien „Middle Sunday“ auf – und verabschiedet sich damit von einer weiteren für das Turnier so typischen Tradition. Zur Erinnerung: Selbst Regen ist an der Church Road inzwischen zu verschmerzen, Centre Court und der Platz Nummer eins verfügen über ein Dach.

„Dadurch, dass am zweiten Sonntag künftig gespielt wird, können wir das wunderbare Erlebnis Wimbledon mit noch mehr Menschen auf der ganzen Welt teilen“, erklärte Wimbledon-Geschäftsführerin Sally Bolton die Neuerung in feinstem PR-Sprech. Natürlich lassen sich so auch ein paar mehr Tickets verkaufen und die Marke Wimbledon erhält einen weiteren Tag weltweite Aufmerksamkeit.

Eine etwas andere Meinung dazu hat Angelique Kerber: „Ich denke, dass ich das vermissen werde“, sagte die Deutsche vor ihrem Achtelfinale am Montag gegen Supertalent Cori Gauff aus den USA, das als zweites Match auf dem Centre Court angesetzt ist. Alexander Zverev, der auf dem zweitgrößten Platz der Anlage auf den Kanadier Felix Auger-Aliassime trifft, ist das Ganze hingegen bestenfalls egal.

Der spielfreie Sonntag wirkt längst wie aus der Zeit gefallen

So dürfte es vielen Tennisprofis und -fans auf der Welt gehen. Der spielfreie Sonntag wirkt längst wie aus der Zeit gefallen. Gebraucht hat ihn schon länger niemand mehr mehr wirklich – abgesehen vielleicht von den Anwohnern in der ansonsten ruhigen Villengegend im Londoner Südwesten. Die sollen einst sogar ein Mitspracherecht gehabt haben, als es darum ging, dass Männerfinale an einem Sonntag auszutragen. Bis 1981 fand dies nämlich noch regelmäßig samstags statt.

Künftig gibt es nun also sogar zwei Sonntage, an denen in Wimbledon gespielt wird. Und es ist auch nicht so, dass an der Tradition des spielfreien „Middle Sundays“ nicht schon gerüttelt worden wäre. 1991, 1997, 2004 und 2016 war das Wetter in London derart schlecht, dass den Turnierverantwortlichen gar nicht anderes übrig blieb, als die Tore zur Anlage am Ruhetag doch zu öffnen.

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2016 war davon auch Alexander Zverev betroffen, er verlor damals sein bis heute einziges Match auf dem Centre Court gegen den Tschechen Tomas Berdych. Am Montag wirft er sich mit den anderen 31 im Turnier verbliebenen Profis im Einzelfeld bei Frauen und Männern ins Getümmel.

Während das Turnier für Zverev einen normalen Verlauf mit Matches an jedem zweiten Tag nimmt, sieht das beispielsweise für Novak Djokovic leicht anders aus. Der Topfavorit auf den Titel spielte zuletzt am Freitag und hatte zuletzt gleich zwei freie Tage. Schon 2014 hatte Djokovic gefordert, den „Middle Sunday“ abzuschaffen – ein Wunsch, der nun mit Verspätung doch noch in Erfüllung geht.

Der große Verlierer ist ab 2022 allerdings der Rasen auf den Plätzen. Und so könnte es passieren, dass das dann 14<TH>Tage am Stück strapazierte Grün künftig spätestens zu den Finals als solches noch weniger auszumachen ist. Zeit, ihm beim Wachsen zuzuhören, wird es schließlich keine mehr geben.

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