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Mit Berlin verbandelt. Der 25 Jahre alte Kenianer Patrick Makau hat bisher alle seine Rennen Berlin gewonnen.

© rtr

Marathon-Gewinner Patrick Makau: Ein Regenkönig aus Kenia

Trotz schlechtem Wetter gewinnt Patrick Makau nach einem spannenden Rennen in hervorragender Zeit.

Berlin - Um einen Nachbarn zu treffen, musste Patrick Makau erst 42,195 Kilometer in einem fremden Land laufen. Kenias Premierminister Raila Odinga wohnt in Nairobi ganz in seiner Nähe. „Aber ich habe noch nie mit ihm gesprochen, es ist fast unmöglich, ihn zu treffen“, erzählte Makau. Nachdem er am Sonntag nach 2:05:08 Stunden als Erster ins Ziel gelaufen war, trudelte er einige Schritte aus, drehte dann aber um und nutzte eine einmalige Chance. Er umarmte Odinga und hielt noch ein Schwätzchen mit ihm, das ließ seine Kondition gerade noch zu.

Odinga hatte sich für seinen Besuch in Berlin den richtigen Zeitpunkt ausgesucht. Denn nach vier Jahren Dominanz des Äthiopiers Haile Gebrselassie gewann erstmals wieder ein Kenianer den schnellsten Stadtmarathon der Welt. Gebrselassie hat sich in diesem Jahr für New York entschieden, diesen Marathon wolle er einmal in seinem Leben gewinnen. In Berlin kam zwei Sekunden nach Patrick Makau mit Geoffrey Mutai ein weiterer Kenianer auf Platz zwei. Makau vor Mutai – in dieser Reihenfolge war auch der Rotterdam-Marathon im April ausgegangen. Diesmal waren beide zwar etwa eine Viertelminute langsamer, doch trotz Regen, dem Gift für schnelle Marathonzeiten, liefen sie erstaunlich rasant durch die Stadt.

Bis kurz vor dem Ziel gehörte noch ein Äthiopier zu ihrer kleinen Laufgruppe, der 20 Jahre alte Bazu Worku. Es gab also nicht mehr wie in den vergangenen Jahren ein einsames Rennen, in denen Gebrselassie allein gegen die Uhr gelaufen war, sondern ein spannendes Kräftemessen, in dem sich die Läufer gegenseitig antrieben. Bei Kilometer 25 waren noch acht eng beisammen, eskortiert von mehreren Tempomachern, die in schwarz-weiß gestreiften Trikots wie Häftlinge aussahen, gefangen in den zeitlichen Plänen der Organisatoren. Sie mussten die Spitzengruppe nach festen Vorgaben ziehen.

Nach Kilometer 30 waren nur noch Makau, Mutai und Worku vorne übrig. Makau ließ sich sogar etwas zurückfallen. „Das ist eine Taktik von mir, die ich gerne anwende“, sagte er. Den anderen beiden überließ er jedenfalls das Tempomachen und sparte dabei vielleicht die entscheidenden Reserven für die Schlussphase. Worku konnte bei Kilometer 40 nicht mehr mithalten, Mutai folgte Makau zwar auf den Fersen, für einen siegreichen Schlussspurt reichte es aber nicht mehr.

Im Ziel begann dann das Theoretisieren darüber, was bei gutem Marathonwetter alles möglich gewesen wäre. Sogar ein Weltrekord? Der steht bei 2:03:59 Stunden, aufgestellt 2008 in Berlin von Gebrselassie. Aber Regen macht langsam, die Schuhe saugen sich voll mit Wasser, der Körper kühlt aus, das lässt die Muskeln hart werden. „Ich mag das Wetter nicht, aber ich mag Berlin“, lautete Makaus Tageszusammenfassung. Es war nach zwei Siegen beim 25-Kilometer-Lauf und zwei beim Halbmarathon sein fünfter Triumph im fünften Rennen in Berlin.

Das Wetter verhinderte auf jeden Fall ein noch besseres Rennen, das mussten auch die Fernsehzuschauer miterleben. Wegen des Nebels konnten die Hubschrauber nicht starten, die zum einen Bilder aus der Vogelperspektive liefern, zum anderen auch das Signal der mobilen Kameras weiterleiten. Beim Sender n-tv, der den Marathon nach 17 Jahren öffentlich-rechtlicher Übertragung erstmals zeigte, waren deshalb weniger Bilder vom Rennverlauf zu sehen als sonst üblich.

Zwischenzeitlich glaubten die Kommentatoren auch, dass ihnen der schnellste deutsche Läufer entgangen war, denn nach 2:17 Stunden war angeblich ein Berliner ins Ziel gelaufen. Weil sein Name in der Szene jedoch unbekannt ist und ihm Zwischenzeiten fehlen, hat er wohl eine Abkürzung genommen.

Sieger Makau hat dagegen in Berlin verlängert. Bis Freitag bleibt er in der Stadt, will in den Zoo gehen und ins Olympiastadion und wohnt bei Lauforganisator Christoph Kopp im Grunewald, der ihn seit seinen ersten Starts in Berlin kennt. „Mal sehen“, sagte Kopp, „ob er heute die 62 Stufen bei uns im Haus noch hochkommt.“

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