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Ein Schluck für den Zweiten. Dennis Kimetto (l.) bekommt vom Marathon-Sieger Geoffrey Mutai etwas Siegerbier.

© dpa

Marathonläufer Kimetto: Eine Karriere mit vielen Fragezeichen

Bis vor einem Jahr war Dennis Kimetto nur Experten bekannt. Nun wurde der Kenianer Zweiter beim Berlin-Marathon. Eine Karriere mit Fragezeichen.

Am Tag nach dem Rennen saß Dennis Kimetto schon entspannter auf seinem Sessel. Unmittelbar nach dem Lauf am Sonntag sah er aus wie ein schüchterner Teenager, der in seiner ersten Tanzstunde auf seinen Einsatz wartet. In einem Konferenzraum sagte er voller Hochachtung: „Geoffrey ist der Boss“. Geoffrey Mutai war gemeint, sein Trainingspartner, Sieger der Marathons in Boston und New York 2011 und Sieger des Berlin-Marathons 2012. Nun, eine Nacht später, berichtet Kimetto etwas gelöster von den Trainingsläufen in Kenia: „Beim letzten Kilometer lässt mir Geoffrey keine Chance.“

Auch in Berlin wurde Kimetto Zweiter, eine Sekunde hinter Mutai, dem Favoriten, der den Weltrekord um nur 37 Sekunden verfehlte. Vielleicht wollte Kimetto seinen Trainingspartner aber auch nicht schlagen. Er hätte sonst verhindert, dass Mutai uneinholbar in der Gesamtwertung der Serie World Marathon Majors vorne liegt und dadurch 500 000 Dollar gewinnt. Der eigentliche, unerwartete Star dieses Rennens war dennoch Dennis Kimetto. Er hatte seinen ersten Marathon überhaupt absolviert, noch nie war ein Debütant so schnell wie dieser Kenianer.

Sehen Sie die etwas anderen Bilder vom Berlin-Marathon 2012:

Noch vor einem Jahr kannten ihn höchstens Insider. Auf die internationale Bühne holte ihn im vergangenen Jahr Mutais Manager Gerard van de Veen. Der entdeckte Kimetto bei einem Straßenlauf, nahm ihn unter Vertrag. Damals noch dachte er, sein neuer Klient heiße Dennis Koech. Wie es zu dieser Verwechslung kam, wurde nie ganz geklärt. Nun aber begann der Aufstieg von Dennis Kimetto, verbunden mit einigen Aufregungen um seinen Namen. Denn der Manager meldete seinen Mann als Dennis Koech beim Berlin-Halbmarathon an, zudem wurde das falsche Geburtsjahr übermittelt: 1994. Damit wäre er als 17-Jähriger gestartet. Da spielte der kenianische Verband nicht mit und verweigerte die Starterlaubnis. Erst nach einigen Telefonaten klärte sich das Missverständnis. Dennis Koech heißt in Wirklichkeit Dennis Kimetto, er ist auch nicht 1994 geboren, sondern, offiziell, 1984. Ob das aber stimmt, weiß auch niemand.

Hier unser Video-Bericht vom diesjährigen Berlin-Marathon:

Auf jeden Fall gewann Kimetto den Halbmarathon und setzte sich anschließend auch beim 25-Kilometer-Lauf durch, sogar in Weltrekordzeit. Aufstiege wie diese wecken inzwischen auch in Kenia Misstrauen. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat gerade den Dopingfall des kenianischen Läufers Mathew Kisioro veröffentlicht. Der 23-Jährige war positiv auf ein anaboles Steroid getestet worden. Bis August 2012 waren zuvor in diesem Jahr bereits vier Kenianer wegen Dopingvergehen sanktioniert worden. Mutai sagt: „Wir machen sowas nicht“, und spricht damit auch für Kimetto. Überrascht hat die Leistung den Renndirektor Mark Milde aber schon: „Dass Dennis wie eine Klette bis zum Schluss dran geblieben ist, hätte ich nicht gedacht.“

Und auch zum Defekt der digitalen Uhr am Führungsfahrzeug äußerte sich Milde erneut. „Wir haben es früh bemerkt und die Zeiten mündlich übermittelt.“ Einen Einfluss auf das Rennergebnis habe die Panne aber nicht gehabt.

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