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Marcel Reif: TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

Marcel Reifs Kolumne: Drei Punkte der Unerfreulichkeiten

Unser Kolumnist Marcel Reif betrachtet die Situation bei Hertha BSC nach der Einlage von Igor de Camargo, das Verhalten von Dietmar Hopp als Abramowitsch von Sinsheim und den Rasenplatz von Holstein Kiel, der Dortmunds Anspruch auf die Meisterschaft untermauert.

Gab es auch Erfreuliches in der vergangenen Fußballwoche? Zu Igor de Camargo, dem Belgier in Diensten von Borussia Mönchengladbach, zu dessen Charaktereigenschaften, fallen mir ein paar Begriffe ein, aber die sind alle nicht druckreif. Unbeantwortet bleibt in diesem Zusammenhang die Frage, ob ein ehrlicher de Camargo die Probleme der Hertha aus Berlin gelöst hätte. Der gestrige Auftritt in Stuttgart weist auf ein eindeutiges Nein hin. Es lässt sich allerdings auch gut verstecken hinter den Spekulationen: Hätte de Camargo nicht falsch gespielt im Pokal, hätte Hertha womöglich nicht verloren, sondern das Selbstbewusstsein gestärkt. Und mit dem wären sie in Stuttgart nicht übel unter die Räder gekommen, hätte Andreas Ottl keinen emotionalen und intellektuellen Aussetzer gehabt, und hätte der Schiedsrichter den ersten Treffer von Ibisevic nicht anerkannt, und überhaupt wäre alles anders gelaufen, und wenn der Hund nicht gesch… hätte, wäre Oma auch nicht reingetreten.

Oder Hoffenheim. Der Dietmar Hopp beliefert inzwischen alle Klischees, die über ihn und seinen Verein im Umlauf sind. Der hat zwar unter der Woche gesagt, er sei nicht der Abramowitsch von Sinsheim, gebärdet sich aber viel schlimmer. Die TSG 1899 Hoffenheim, das war mal ein besonderer Klub. Jetzt ist er es wieder. Nämlich einer wie die aus den sechziger, siebziger Jahren, in denen sich Präsidenten, die ahnungslos vom Fußball, aber sehr profilneurotisch waren, in den Fußball einmischten. Das Unentschieden gestern in Bremen mag Hopp kurzfristig recht geben, mittel- und langfristig wird das Recht sich korrigieren.

Dritter Punkt der Unerfreulichkeiten: Der Platz in Kiel. Auf den lässt man keine Menschen professionell Fußball spielen. Aber genau auf diesem Spielfeld lässt sich das Erfreuliche finden. Haben die späteren Sieger aus Dortmund vorher irgendwas zu diesen irregulären Verhältnissen gesagt? Nein. Sie haben ihr Spiel runtergespielt, sehr sachlich, sehr seriös, und sie haben 4:0 gewonnen. Es war an diesem Pokaltag kein Feuerwerk gefragt, kein auch in dieser Saison schon erlebter Dortmunder Glanzauftritt, keine Leichtigkeit. Mit der allein wird man auch nicht Meister. Sondern mit der Art und Weise, mit der sich die Borussia der Probleme entledigt hat, sachlich, seriös. Dass sich Trainer Jürgen Klopp im Nachhinein über die Verhältnisse geäußert hat, ist sein gutes Recht, war richtig.

Sie machen ohnehin im Moment alles richtig in Dortmund. Und das macht sie gefährlich für das Maß aller fußballerischen Dinge in Deutschland. Will sagen: Der FC Bayern hat einen Konkurrenten bekommen. Und das ist doch für alle höchst erfreulich.

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