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Marcel Reif

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Marcel Reifs Kolumne: Erstklassige Fortuna!

Immer auf 0:0 spielen, unbekannte Spieler, die irgendwo auf einem Krabbeltisch zu haben waren – was hätte man schon zu Fortuna Düsseldorf sagen sollen? Doch unser Kolumnist Marcel Reif findet, dass deutlich mehr dahinter steckt.

Was hätte man schon sagen sollen zur Fortuna, wenn man nicht besoffen ist vor Glück, wieder in der Bundesliga mitspielen zu dürfen? Trunken und beseelt und voller Inbrunst überzeugt: „Die Fortuna ist mein Verein, mein Herz, das schlägt für Düsseldorf am Rhein, da kannste jeden in Deutschland fragen, F 95 ist einfach nicht zu schlagen!“ Na ja, man hätte nüchtern sagen müssen, Jungs, das meint ihr ja eh nicht ernst, das wird schon auch noch anders kommen, und immer auf 0:0 spielen, ist okay, ist nicht ansehnlich, aber gut, ist halt das, was ihr könnt, und ob das am Ende reichen wird, ist doch sehr fraglich. Weil die Großen ein 0:0 auf Dauer nicht zulassen werden, und überhaupt, weil ein nahezu komplett neu zusammengestellter Kader keine Seele haben kann und folglich auch nicht funktionsfähig ist.

Das alles hätte man sagen können, und es wäre richtig gewesen und war auch noch richtig nach der ersten Halbzeit des Spiels gegen Schalke 04. Hergespielt wurde da die Fortuna, so sehr, dass sich Manager Heldt schon aufregte, dass nicht schon vier oder fünf Tore auf Schalkes Habenseite zu verbuchen waren. Aber dann kam die Seele und das Herz, ausgehend vom doch eigentlich als schnöselig verschrienen Publikum, das auch noch sang und feierte, als alles schon verloren schien. Und die Seele und das Herz kamen an auf dem Rasen, und was die Fortuna dann zeigte, war derart von Kampfkraft und Leidenschaft und letztendlich Erfolg geprägt, dass man nun sehr ernsthaft Fortuna Düsseldorf und Erste Liga in einem Satz nennen darf. Der Boden zumindest, die Basis ist vorhanden.

Auch ich habe vorab eher geschmunzelt, weil Wolf Werner und Norbert Maier scheinbar alles engagierten, was irgendwo auf einem Krabbeltisch zu haben war. Ich kenne die meisten Spieler auch jetzt noch nicht, gelobe baldigste Besserung, aber das ist wahrscheinlich der Schlüssel. Die Mannschaft hat keine Stars, die Mannschaft ist der Star, die Fans sind der Star, und ganz offensichtlich waren die Verantwortlichen nicht wahllos unterwegs, sondern sehr planvoll. Das wird nun auch allen anderen aufgefallen sein, all denen, die sich noch etwas gönnerhaft herabgeschaut hatten auf die Nullinger mit ihren zwei zufälligen Toren in Fürth.

Nein, nein, die Fortuna hat ihr Spektrum erheblich erweitert. Das ist keine weitgehend hilflose Truppe, die ihr Heil im Mauern sucht. Und schließlich war dieser Punkt, berechtigt gefeiert wie ein Sieg, ein Punkt gegen all die, die heute noch gar nicht wissen, dass ihre eigene Rettung eben nicht in Fürth oder Düsseldorf liegt. Die Fortuna, das ist heute zu sagen, wird weder schnell, schon gar nicht freiwillig einen Abstiegsplatz besetzen. Der bleibt frei für andere Kandidaten.

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