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Marcel Reif

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Marcel Reifs Kolumne: Freiburg - so grandios wie die Bayern

Was Jupp Heynckes in München geleistet hat, dürfte als grandiose Leistung in die Geschichte der Bundesliga eingehen, meint unser Kolumnist Marcel Reif. Aber was beim SC Freiburg geschaffen wurde, verschlägt ihm fast den Atem.

Endlich, endlich, es ist vollbracht, diese so eindeutige Saison ist beendet. Wer die Mannschaft des Jahres ist? Dazu muss man sich nur die Zahlen anschauen, die sind eindeutig, demnach ist der FC Bayern Mannschaft der Saison. Und die stellen natürlich auch den Trainer der Saison: Jupp Heynckes. Was Heynckes in München geleistet hat, dürfte als grandiose Leistung in die Geschichte der Bundesliga eingehen. Er hat einen Verein entschleunigt, der ins Straucheln gekommen war durch einige Turbulenzen auf dem Trainerposten. Und hat gleichzeitig eine Mannschaft geformt, die ihresgleichen sucht in Europa, mit einer Spielweise, die das Beste vereint, was modernen Fußball ausmacht.

So weit die Bayern. Aber haben nicht auch andere verdient, genannt zu werden, wenn es um die Mannschaft des Jahres geht? Haben sie, Eintracht Frankfurt nämlich und der SC Freiburg. Die Frankfurter, ein Aufsteiger, ich habe nach der gelungenen Hinrunde Einbrüche prophezeit, da habe ich mich wohl gewaltig geirrt. Heribert Bruchhagen ist zu erwähnen, der es offensichtlich endlich geschafft hat, die Eintracht von ihrer Großmannssucht zu befreien, und der einen Trainer hat wirken lassen, den Armin Veh, der nicht allzu viel hinter Jupp Heynckes steht mit dem, was er aus den Möglichkeiten der Frankfurter erwirtschaftet hat.

Neben Veh steht Christian Streich, es verschlägt einem fast den Atem, was beim SC Freiburg geschaffen wurde. Das ist, auf anderer Ebene zwar, genauso grandios wie beim FC Bayern. Nur eine kleine Anmerkung dazu, Max Kruse, der kam von St. Pauli, und jetzt ist er kurz davor, Nationalspieler zu werden. Was belegt, dass es nicht nur des Geldes aus München bedarf, um auch heute noch Großartiges zu vollbringen.

Und der Spieler des Jahres? Der wiederum kommt für mich vom FC Bayern, bitte, da wird sicher jeder seine eigenen Präferenzen haben. Meine heißt Bastian Schweinsteiger, der, wie ich finde, wohl wie kein Zweiter den FC Bayern dieser Saison verkörpert, souverän, selbstbewusst, wiedererstarkt nach zwischenzeitlicher Flaute und zur Weltklasse gereift.

Und die Absteiger? Die Fürther haben geleistet, was sie zu leisten im Stande waren. Ein Aufsteiger, der eigentlich nicht aufsteigen kann, nur in einem kurzen Moment der Euphorie. Dramatischer aber ist so ein Abstieg wie der von Wolfsburg. Wie der von Hoffenheim, und irgendwie auch der von Schalke. Den Erstgenannten, immerhin, sei gedankt, dass sie den Beweis angetreten sind, dass all das viele Geld und Neureichtum allein keine dauerhafte Wirkung hat. Es braucht auch Sachverstand und Leidenschaft, vorgeführt in dieser so einseitigen Saison vor allem vom FC Bayern. Dass die Bayern aber nicht zum Vorbild taugen für andere Mannschaften in der Liga, Ausnahme: Borussia Dortmund, dürfte feststehen. Aber wie man es macht, das konnte man sehr gut in Frankfurt und Freiburg lernen. Chapeau! Es ist vollbracht.

Marcel Reif ist Sky-Chefkommentator

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