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Marcel Reif: TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

Marcel Reifs Kolumne: Gladbach spielt den Fußball der Zukunft

Die Borussia aus Mönchengladbach hat am Wochenende zwar erstmals seit einem Jahr wieder ein Heimspiel verloren, für Marcel Reif ist der von Lucien Favre eingeführte Systemfußball aber dennoch richtungsweisend.

Noch mal zurückgeschaut auf diesen Pokaltag. Der FC Bayern München hat in Mönchengladbach keine sechs Tore geschossen, auch keine sieben, er hatte mehr Chancen, aber er war auf einen Gegner getroffen, der sehr selbstbewusst auftritt und der sehr viel Qualität besitzt. Nach so einem Spiel im Elfmeterschießen auszuscheiden, daran zerbricht selten eine Mannschaft. Nein, man muss sich auch nach der gestrigen Niederlage gegen Hoffenheim nicht fürchten vor dem weiteren Saisonverlauf für Borussia Mönchengladbach, die werden weiter ihren Weg gehen, ein wunderbarer Weg ist das.

Einer der Gründe, warum die Bayern nicht so dominant waren: Franck Ribéry hatte nicht den Hauch einer Chance. Aber das ist es eben, was das Bayern-Spiel ausmacht: Sie leben von der Kombination ihrer großen Namen. Und bei der Borussia? Ist es da wichtig, wer spielt? Geht die Ordnung verloren, wenn einer mal ausfällt? Nein, und das ist die Zukunft des Fußballs. Die Bayern setzen auf ihre Helden, und wenn die unpässlich sind, kommen sie ins Wackeln (gut, sie haben viele Helden, die sind nicht alle gleichzeitig unpässlich). Borussia spielt nach System, mit einem Konzept, und wenn in so einem Konzept alle Positionen mit großen Könnern besetzt werden, dann haben wir den FC Barcelona. Dort ist Lionel Messi natürlich der Superstar, aber das auch nur, weil er sich im Rahmen des Konzepts bewegt. Und bei der Borussia ist Marco Reus eben Teil einer funktionierenden Einheit. Das war er auch gestern, obwohl die funktionierende Einheit zum ersten Mal seit einem Jahr wieder ein Heimspiel verlor.

Große Moment der Gladbacher Fußballgeschichte in unserer Bildergalerie:

Historisch betrachtet ist es schon erstaunlich, wie sich dieser Verein aus der kleinen Stadt am linken Niederrhein wieder in die Gruppe der Hauptdarsteller des deutschen Fußballs gearbeitet hat. Damals, vor fast einem halben Jahrhundert, da hatten sie eine glückliche Ansammlung von erstklassigen Spielern um Günter Netzer herum, hatten einen überklassigen Trainer in Hennes Weisweiler. Und danach waren sie eben ein Klub aus einer kleinen Stadt vom linken Niederrhein. Und nun? Nun haben sie eine Zukunft. Nicht aus Glück, sondern aus Planung. Für die zeichnen Trainer Lucien Favre und Sportdirektor Max Eberl verantwortlich.

Alles hat Hand und Fuß in dieser Mannschaft. Ich sehe keinen Grund, warum Borussia Mönchengladbach allzu schnell wieder ins Mittelmaß fallen sollte. Die Gladbacher haben ein wunderbares Publikum in einem tollen Stadion. Und sie haben Lucien Favre. Wo dessen Zukunft liegt, nun ja, ich bin sehr sicher, dass der FC Bayern München es sehr, sehr interessant findet, was der Schweizer aus der fast schon abgestiegenen Borussia gemacht hat.

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