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Marcel Reif: TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

Marcel Reifs Kolumne: Im Abstiegskampf wird die Unbekümmertheit siegen

Für Kaiserslautern sieht es ganz schlecht aus, für Köln und Hertha wird es auch schwer: Wer schafft den Klassenerhalt in der Bundesliga? Unser Kolumnist Marcel Reif wagt schon einmal eine vorsichtige Prognose.

Kaiserslautern gegen den HSV, Augsburg gegen den FC aus Köln, das waren am Samstag ähnliche Konstellationen. Da war jeweils eine Mannschaft, die weiß, wie es geht unten im Keller und den Weg zum Lichtschalter kennt. Das heißt, die Augsburger wissen es nicht, die waren noch nie in der Situation, aber die haben auch nichts anderes erwartet. Die machen eine Vergnügungsreise in die große Welt, die schauen und staunen, haben ihren Spaß, aber keinen Anspruch, in dieser Welt zu Hause zu sein. Das verschafft Leichtigkeit.

Auf der anderen Seite standen die, die immer schon Besseres zu sein glaubten, vielleicht waren sie es auch einmal, vielleicht ist es aber auch nur Zinnober. Der Kölner Dauerkarneval, er ist charmant, er ist witzig, wahrscheinlich heißt der künftige Vizepräsident auch noch Tünn, das passt. Was nicht passt, ist die weiterhin dramatische Tabellensituation.

Und der HSV? Der hat es mal unhanseatisch versucht. Mit großen Tönen, mit dem Glauben, nach zwei gewonnenen Spielen schon wieder in Europa ansässig zu sein. Das passt nicht zum Hanseaten, aber es passt zum weiterhin dramatischen Tabellenstand. Im gestrigen Quartett der stark Gefährdeten fehlt noch der 1. FC Kaiserslautern. Was nützt ihm all sein Wissen über die Niederungen? Nichts. Weil die Qualität nicht ausreicht für die erste Liga. Sie sind gefesselt in der Pfalz, so ohne Geld und mit so viel Erwartung.

Und was erwarten sie in Augsburg? Auch nichts. Den FC besiegen, fragen sie sich in Augsburg, den FC mit Lukas Podolski, auch wenn der bald weggehen wird, weggehen muss, weil er viel zu viel Talent hat, um sich aufzureiben in der Folklore? Können wir nicht, sagen die Augsburger, aber wir versuchen es mal. Den HSV besiegen, sagen die Kaiserslauterer? Können wir, auch wenn wir vielleicht gerade nicht so gut bestückt sind, aber der HSV, bitte, wir sind die Roten Teufel vom Betzenberg, wir schaffen die auch. Und schaffen sie dann eben nicht.

Und so wird in diesem Kampf gegen den Abstieg, in dem so viele Teams involviert sind, wie kaum einmal zuvor, die Unbekümmertheit siegen, es werden die bestehen, die sich nichts vormachen. Soll ich mich festlegen? Augsburg macht sich nichts vor, der 1. FC Kaiserslautern schon. Der Namensbruder aus Köln wohl auch. Und wenn sie in Hamburg nach dem Spiel in Kaiserslautern glauben, in der Realität angekommen zu sein, dürfte das ein gefährlicher Glaube sein. Aber da gibt es ja noch die Hertha aus Berlin.

Der Fernsehreporter Marcel Reif kommentiert im Tagesspiegel wöchentlich die Bundesliga.

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