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Marcel Reif

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Marcel Reifs Kolumne: Live aus dem Stadion

Anlässlich des Abstiegsduells zwischen dem FC Augsburg und der TSG Hoffenheim wirft unser Kolumnist Marcel Reif einen genaueren Blick auf beide Vereine - und hebt die Rollen der jeweiligen Mäzen hervor.

Es gibt tatsächlich etwas, was den FC Augsburg mit der TSG 1899 Hoffenheim eint. Beide Klubs, gestern Gegner im Kampf gegen den Abstieg, haben Chefs, die glauben, durchregieren zu müssen. Da ist Walther Seinsch in Augsburg, da ist Dietmar Hopp in Hoffenheim, beides erfolgreiche Geschäftsleute, letzterer vielleicht ein wenig erfolgreicher. In ihren Betrieben wissen sie, dass es leitende Angestellte braucht, die etwas von der Sache verstehen. Im Geschäft mit dem Fußball scheinen sie diese Banalität vergessen zu haben. Gott, wer war der FC Augsburg? Dort hatten sie mal Helmut Haller, einen ganz Großen des deutschen Fußballs. Ein Nationalspieler und ein Pionier der in den italienischen Fußball ausgewanderten Emigranten. Zu dem Zeitpunkt spielte die TSG Hoffenheim – da hieß sie noch nicht aus Marketinggründen 1899 – gegen Neckarsteinach, Mosbach, Leimen, Wiesloch. Aber Bundesligastandort war Augsburg nie. Und dann hatten sie den Andreas Rettig als Manager und den Jos Luhukay als Trainer und stiegen in die Bundesliga auf und hielten sich dort wundersam eine Saison lang durchaus beachtlich. Bis der gewiss honorige Geschäftsmann Walther Seinsch eingriff.

In Hoffenheim hatten sie zu Beginn Ralf Rangnick, auch der ein leitender Angestellter, der etwas von der Sache versteht. Ich will jetzt gar nicht einfallen ins Lamento, dass Geld keine Tore schießt (tut es nämlich doch, man muss es nur mit Verstand einsetzen), will nicht klagen, dass Hopp versucht hat, dem Fußball die Romantik zu stehlen. Mag alles richtig sein, geschenkt. Wichtiger ist für die aktuelle Saison, dass dieser Hopp nicht loslassen kann, dass er sich einmischt in die sportlichen Belange. Und dass er seine Vorgabe, jungen Nachwuchs aus der Region in die Bundesliga zu führen, aufgegeben hat und Spieler aus aller Welt holt und damit den letzten Charme der TSG Hoffenheim verspielt.

Nun haben sie zwei Fachleute als leitende Angestellte, Stefan Reuter in Augsburg, Andreas Müller in Hoffenheim. Die Frage wird sein, welcher Fachmann sich die Einmischungen gefallen lassen wird. Um den FC Augsburg wird es nicht schade sein. Dann wird er eben wieder Zweitligist, er weiß, wer er ist, das wird auch die Anhänger nicht besonders aufregen. Und die TSG 1899 Hoffenheim? Man muss nicht in die Kapitalismuskritik des Fußballs einfallen. Man muss auch nicht die Erfahrung heranziehen, um zu behaupten, dass der Weg des Dietmar Hopp nicht der richtige ist. Dazu reicht der Blick auf die Tabelle. Da steht Hoffenheim seit der Niederlage in Augsburg auf einem direktem Abstiegsplatz.

Marcel Reif ist Chefkommentator beim Fernsehsender Sky.

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