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Marcel Reif: TV-Reporter und Tagesspiegel-Kolumnist.

© dpa

Marcel Reifs Kolumne: Stuttgarter Bruddeln

Unser Kolumnist Marcel Reif erfreut sich an der derzeitigen Ruhe beim VfB Stuttgart und betrachtet die Entwicklung der Schwaben in den letzten Jahren.

Bruddeln sie nun wieder in Stuttgart? Oder schwäbeln sie weiter, gemütlich, kuschelig, glückselig? Für Menschen, die sich im schwäbischen Gemüt nicht so auskennen: Bruddeln, das ist die böse Ausdrucksform des Schwaben, ein Grummeln, ein böses Stänkern, und das haben sie auf den Rängen des VfB lange und ausgiebig gepflegt. Dabei hatten sie immer Qualität beim VfB. Die beste, als sie einen Trainer hatten, für den Qualität von Quälen kommt. Aber auch als sie sich nicht mehr quälen lassen wollten, hatten sie mit Armin Veh viel Qualität und wurden immerhin Meister. Da schwäbelte es sehr schön. Aber dann wurden Spieler verkauft, Kuranyi zum Beispiel, später Khedira. Und sie hatten einen Manager, Horst Heldt, der noch jung war und unerfahren und einen Trainer, Markus Babbel, der sehr jung war und sehr unerfahren. Und beide wussten nicht so recht, ob sie schon Manager und Trainer sind oder doch erst noch Ex-Spieler. Zusätzlich hatten sie im Aufsichtsrat den gewichtigen Herrn Hundt und im Präsidium den nicht minder gewichtigen Herrn Staudt, die aber bei allem Gewicht vom Fußball nur wussten, dass der Ball rund ist.

Da bruddelte es gewaltig im Schwabenland, weil die Jugendlichkeit und die fehlende Fachkompetenz der qualitativ immer noch hoch gehandelten Mannschaft ein Alibi verschaffte. Das Bruddeln hatte auch nicht aufgehört, als sie Fredi Bobic nach Hause holten. Stirnrunzeln und Skepsis waren noch die höflichsten Formen des Kommentars. Und dann schreibt dieser Fredi Bobic zusammen mit Trainer Bruno Labbadia, der zuvor in Leverkusen und Hamburg nicht recht wusste, ob er noch Ex-Spieler ist oder schon Trainer eine Erfolgsgeschichte par Excellence. Mit Spielern, die man landläufig nicht kannte, Maza zum Beispiel oder den Dänen William Kvist, der für mich zur Zeit einer der besten Spieler der Liga ist. Und plötzlich ist auch Tasci wieder auf dem Weg in die Nationalmannschaft, geht Boulahrouz in den wievielten Frühling und Pogrebnjak, meine Güte, Pogrebnjak zeigte vor seiner Verletzung, dass er auch noch Fußball spielen kann. So sehr schwäbeln sie inzwischen in Stuttgart, dass ich, ehrlich gesagt, aus dem Kopf nicht weiß, wie der derzeitige Präsident heißt. Und das ist, ich wiederhole mich da gebetsmühlenartig und gerne, das sicherste Zeichen, dass es in einer Fußballmannschaft gut läuft. Es gibt also wirklich nichts zu bruddeln im Schwabenland. Auch wenn es gestern im Frankenland bei dem 1. FC Nürnberg nicht so gemütlich zuging. Andererseits, auswärts zweimal zurückgelegen, zweimal zurückgekommen, da gibt es nichts zu meckern, äh, nichts zu bruddeln.

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