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Marco Bode: Abstand zum bunten Fußballzirkus

Fußball ist für den früheren Nationalspieler Marco Bode gerade ganz weit weg. Stattdessen engagiert er sich ehrenamtlich - unter anderem für das Projekt "Mein erstes Buch".

Oldenburg/Bremen - Erwartungsvoll leuchtende Kinderaugen blicken hinauf zu Marco Bode. Umrundet von Erstklässlern sitzt der frühere Fußball-Nationalspieler in einer Oldenburger Grundschule und liest Geschichten vor. Mit jedem neuen Absatz rücken die Kinder näher an den langjährigen Werder-Profi heran. Auch wenn viele von ihnen gerade erst laufen konnten, als Bode 2002 seine Profikarriere beendete - sie freuen sich über seinen Besuch.

Denn der 37-Jährige bringt Präsente mit: Jeder Schulanfänger in Bremen, Bremerhaven, Oldenburg und Essen bekommt "Das erste Buch" geschenkt. "Das ist eine Sammlung von Geschichten, die Viertklässler für Erstklässler aufgeschrieben haben", erklärt Bode, der das Projekt vor vier Jahren gemeinsam mit Unternehmern und Kulturschaffenden entwickelte. Zwar beobachten ihn in den Grundschulen weit weniger Augen als noch zu Profi-Zeiten im Werder-Stadion. Doch auf übertriebenen Ruhm konnte der Fußballer mit dem dunklen Wuschelkopf schon während seiner Spielerjahre verzichten.

"Mir fehlt gar nicht so viel"

Er habe immer "eine gewisse Distanz" zum bunten Fußballzirkus gehalten, sagt Bode. Erst mit 18 Jahren und dem Abitur in der Tasche entschied sich der gebürtige Niedersachse aus Osterode/Harz, Profi zu werden. Anfang der Neunziger avancierte er zum Stammspieler in Bremen, bei den Europameisterschaften 1996 und 2000 gehörte er zum Team der Nationalmannschaft - schaffte den Durchbruch aber erst bei der WM 2002. Kurze Zeit später beendete Bode trotz verschiedener Angebote seine Karriere: Er habe den Absprung vom Fußball selbst bestimmen wollen. "Diese Entscheidung habe ich nie bereut", sagt Bode heute. "Mir fehlt gar nicht so viel und mit jedem Jahr ist das auch weiter weg."

Die rund vier Jahre seit dem Ende seiner Profikarriere bezeichnet der ruhige und oft nachdenkliche Sportler als "Experimentierphase": Bode absolvierte ein Managementstudium, kommentierte die EM 2004 im Fernsehen, entwickelte TV-Shows für Kinder, schreibt für Zeitungen und arbeitet in einer Sportmarketingfirma. Nebenbei engagiert sich der 37-Jährige ehrenamtlich beim Bremer Sportgarten, der Stiftung Jugendfußball oder eben beim Projekt "Das erste Buch".

Bei seiner Suche nach der passenden Beschäftigung sei er "noch nicht am Ende angelangt", sagt Bode. "Fußballspieler zu sein war mein Traumberuf." Etwas Gleichwertiges zu finden scheint nicht leicht - zumindest im Berufsleben. "Jetzt genieße ich die kostbare Zeit mit meiner Familie." Der 37-Jährige lebt mit seiner langjährigen Freundin und der fünfjährigen Tochter in Bremen.

Keine Rückkehr zum Fußball in Sicht

Im Zusammenhang mit dem Fußball könne sich der Ex-Profi zwar weitere Fernsehauftritte als Experte vorstellen, ins aktive Ligageschäft möchte er aber vorerst nicht einsteigen. "Es gibt Spiele, da kribbelt es schon noch im Bauch", gibt Bode zu. "Aber als Manager oder Trainer zieht es mich zurzeit nicht zurück." (Von Vivien Leue, dpa)

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