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Allein im Schnee: Maria Höfl-Riesch Slalom-Weltcup in Semmering am 29. Dezember 2012.

© AFP

Maria Höfl-Riesch: Einzelkämpferin zwischen den Stangen

Einst bildeten die deutschen Frauen das stärkste Slalom-Team. Doch jetzt ist nur noch Maria Höfl-Riesch Spitze. Der Niedergang hat sich schon vor zwei Jahren angedeutet.

Susanne Weinbuchner wäre am Freitag gern in Zagreb dabei, beim fünften Weltcup-Slalom des Alpin-Winters. Im Riesenslalom-Weltcup durfte die 21-Jährige aus Lenggries schon ein paar Mal starten, aber im Slalom, nach eigener Aussage ihre bessere Disziplin, wartet sie noch auf ihren ersten Einsatz. Auch heute wird sie nicht am Start stehen. „Sie hat mit ihrer hohen Startnummer kaum realistische Chancen, sich für das Finale zu qualifizieren“, sagt der Alpindirektor im Deutschen Skiverband, Wolfgang Maier. Deshalb bleibt einer der acht deutschen Startplätze beim Slalom in Zagreb frei.

Vor ein paar Jahren war dies noch anders. Da drängten aus den Nachwuchskadern viele Athletinnen im Slalom nach oben und schafften manchmal auf Anhieb den Sprung unter die besten 30. Katharina Dürr glänzte 2008, Christina Geiger ein Jahr später, Susanne Riesch wurde einst Fünfte bei ihrem zweiten Weltcup-Slalom. Diese drei Athletinnen bildeten 2010 zusammen mit Maria Höfl-Riesch an der Spitze das Herzstück des besten Slalom-Teams der Welt. Um die vier Startplätze beim olympischen Torlauf in Whistler gab es einen harten Kampf, den Katharina Dürr verlor, obwohl sie sich mit drei Top-Ten-Resultaten empfohlen hatte.

Für die Weltmeisterschaft, die in einem Monat in Schladming beginnt, haben gerade einmal drei deutsche Läuferinnen die Qualifikationsnorm erfüllt, die einen Platz unter den besten Acht oder zwei unter den besten 15 vorsieht. Maria Höfl-Riesch, Christina Geiger und Lena Dürr. Der vierte Startplatz ist noch unbesetzt und könnte es auch bleiben.

Vom deutschen Slalom-Wunder ist nicht mehr viel übrig geblieben. In den ersten drei Torläufen der Saison tauchten neben den drei Athletinnen, die bereits für die WM qualifiziert sind, nur noch Fanny Chmelar, Barbara Wirth und Veronika Staber sporadisch im Finale auf. „Erklärungen dafür gibt es viele“, sagt Maier. Eine davon ist Verletzungspech. Susanne Riesch verpasst wegen einer schweren Knieverletzung schon die zweite Saison nacheinander, Kathrin Hölzl, die immerhin im Slalom zur erweiterten Weltspitze gehörte, wegen ihrer Muskelprobleme ebenfalls. Dazu kommen Kreuzbandrisse bei einigen talentierten Nachwuchsfahrerinnen wie Veronika Staber oder Marianne Mair. Eine andere Erklärung ist die veränderte Kurssetzung. Mittlerweile sind die Slaloms drehender, mit stärkeren Richtungswechseln. „Ein schleichender Prozess“, sagt Maier, sei das gewesen. Die Trainer hätten zwar darauf reagiert, aber offenbar waren einige Athletinnen, „nicht flexibel genug, sich umzustellen“. Dazu gehören Katharina Dürr und Chmelar, die vor vier Jahren einmal sogar als Zweite auf dem Siegerpodest stand und sich regelmäßig in den besten 15 platzierte.

Der Niedergang hatte sich schon vor zwei Jahren angedeutet und war den Verantwortlichen auch nicht verborgen geblieben, trotz noch immer guter Resultate. Kaschiert wurden die Defizite von Topleistungen einer einzigen Athletin: Maria Höfl-Riesch. „Wir fragen uns natürlich auch, ob die Trainer, ob der Verband etwas falsch gemacht hat, ob unsere Talentsichtung nachhaltig genug ist“, sagt Maier. Er überprüft deshalb regelmäßig das Fördersystem des DSV, kommt aber zu dem Schluss, dass es keine Alternative gibt. „Natürlich könnten wir die Selektionskriterien noch enger ziehen, aber dann nimmt man den Läuferinnen wegen Perspektivlosigkeit früh die Motivation, sich für den Leistungssport zu entscheiden.“ Also müsse man akzeptieren, auch schwächere Jahrgänge zu fördern, wie im Moment. Straffer sind die Anforderungen im Weltcup-Kader. Das bekam zuletzt unter anderem Fanny Chmelar zu spüren. „Mit 27 Jahren auf Rang 30 der Weltrangliste, das ist nicht das Anspruchsniveau des DSV“, sagte Maier und strich der Garmischerin vor dieser Saison einen Teil der Förderung. Chmelar musste sich auf eigene Kosten und in Eigenregie vorbereiten und kehrte erst wieder zum Saisonstart ins System zurück.

Das wird Christina Geiger vermutlich nicht so schnell passieren, obwohl sie für die Verantwortlichen so etwas wie das Sorgenkind ist. Die 22 Jahre alte Oberstdorferin gilt als hochtalentiert, „aber das allein“, sagt ihr Techniktrainer Christian Schwaiger, „reicht nicht, um Weltspitze zu sein“. Ihr fehlt der Biss, die Risikobereitschaft, um sich dauerhaft in Podiumsnähe zu bewegen. Sie gibt sich mit sechsten Plätzen wie dem zuletzt am Semmering zufrieden und stagniert deshalb, wenngleich auf hohem Niveau. Als Nummer zwei hinter Maria Hölf-Riesch schönt sie im Moment immerhin das deutsche Mannschaftsresultat. Elisabeth Schlammerl

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