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Maria Riesch: Ein Fall für zwei

Skirennfahrerin Maria Riesch lässt sich vor allem von ihrem künftigen Ehemann Marcus Höfl vermarkten – nicht allen gefällt das.

Garmisch-Partenkirchen - Am Mittwoch konnte man feststellen, dass sich etwas verändert hat im Verhältnis zwischen Maria Riesch und dem Deutschen Skiverband (DSV). Am Morgen meldete die „Bild“-Zeitung auf ihrer Internetseite, dass Maria Riesch über Nacht Fieber bekommen hatte. Anschließend verbreiteten die Nachrichtenagenturen diese Meldung im ganzen Land. Im ganzen Land? Offenbar nicht bis zum Fuße der Kandahar-Strecke in Garmisch-Partenkirchen, wo der DSV-Pressesprecher stand. Was kann er über die Krankheit seiner wichtigsten Fahrerin mitteilen? „Fieber? Davon habe ich noch nichts gehört“, sagt Ralph Eder knapp drei Stunden nach der ersten Meldung, „aber ich frage mal den Cheftrainer.“

Wer etwas über Maria Riesch erfahren will, sollte besser ihren Manager und künftigen Ehemann Marcus Höfl fragen. Der Manager von Franz Beckenbauer betreut seine 26 Jahre alte Verlobte bei den WM-Rennen intensiv, wohl auch heute bei der Abfahrt der Frauen (11 Uhr, live in ZDF und Eurosport). Er nimmt sie nach dem Lauf in Empfang, begleitet sie durch das Spalier der Kameras und Mikrofone. Während ihrer Interviews steht er neben ihr und hält ihre Ski. Er war es auch, der die Medien am Mittwoch über Maria Rieschs Fieber informiert hatte. „Wir haben einiges umgestellt, weil ich will, dass jemand nur für mich da ist“, erklärt die Doppelolympiasiegerin von Vancouver, „ich habe gemerkt, dass das Interesse an mir sehr groß ist. Wenn ich dann den Luxus haben kann, meinen Freund und Manager an meiner Seite zu haben, dann machen wir das auch so.“

So kommt es, dass Maria Riesch in den Tagen ihrer Heim-WM vor allem zu zweit anzutreffen ist. Vor der WM gab das Paar gemeinsam Zeitungsinterviews, nach Rieschs Medaillengewinn tauchte es gemeinsam in der Hütte des DSV auf und selbst, als sie nach Hause gegangen waren, tauchte es auf einer Videowand am Kurpark auf – beim Anprobieren von Ohrringen. Maria Riesch sagt über die neue Konstellation: „Vielleicht müssen sich die Leute einfach daran gewöhnen.“

Das Schweizer Boulevardblatt „Blick“ hatte vor dem ersten WM-Rennen unter dem Untertitel „Verlobter terrorisiert alle“ Spannungen zwischen Marcus Höfl auf der einen und dem DSV sowie der ARD auf der anderen Seite beschrieben. „Diese Geschichte ist haltlos und wurde von allen Betroffenen, insbesondere von der ARD und dem DSV vehement widerlegt“, sagt Höfl. Er vermutet ein Störmanöver der Boulevardzeitung dahinter, die ein besonders gutes Verhältnis zu Rieschs Schweizer Konkurrentin Lara Gut habe.

Auch der Präsident des DSV weist Spannungen zurück. „Wir haben mit Maria und Markus Höfl zwei, drei Grundsatzgespräche geführt“, sagt Alfons Hörmann, „wir haben dabei festgestellt, dass alles, was der Verbandsstruktur nicht schadet und was Maria Riesch dient, uns willkommen ist.“ So kümmerte sich Höfl um die individuelle Betreuung, und der Skiverband um alles, was den leistungssportlichen Bereich betrifft. „Auch im Verband sagen manche, dass das ein anderes Rollenverständnis ist, als wir es von unseren Athleten kennen“, sagt Hörmann. Für Höfl ist dieses Verhältnis zum Verband nichts Ungewöhnliches, „das ist gang und gäbe bei den Spitzenleuten im alpinen Skisport.“

Maria Rieschs Manager verneint allerdings vehement, einen Schritt zur Abnabelung vom Verband hin zu einem eigenen Team zu unternehmen. So wie es die Schweizerin Lara Gut betreibt. „Maria sagt, die sportliche Betreuung im DSV ist die Beste auf der Welt“, sagt Höfl. Und auch der DSV-Präsident hat keine Sorge. „Das sehe ich mit großer Gelassenheit“, sagt Alfons Hörmann, „jeder Athlet soll erst mal versuchen, so ein Team aufzustellen.“ Und schließlich will der Verbandschef auch den Informationsvorsprung des Managers vor seinem Pressesprecher nicht überbewertet wissen. „Insgesamt ist der Informationsfluss zwischen beiden Seiten gegeben“, sagt er, „dass Marcus Hölf als Erster erfährt, wenn Maria Riesch krank ist, wenn er mit ihr heimfährt, das ist doch klar.“ Benedikt Voigt

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