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Merkel

© dpa

Markus Merk: "Der Fußball wird für alle gerechter"

Schiedsrichter Markus Merk fordert den Videobeweis – und hat dafür schon Regeln ausgearbeitet. Ein Interview mit dem bekanntesten deutschen Schiedsrichter.

Herr Merk, Sie haben im Bundesligaspiel zwischen Werder Bremen und Borussia Dortmund ein klares Abseitstor des Bremers Markus Rosenberg anerkannt. Nun verlangen Sie technische Hilfsmittel für Schiedsrichter. Welche?

Ich bin klar für den Videobeweis. Natürlich muss die menschliche Seite im Fußball erhalten bleiben. Trotzdem sollten wir ein Spiel nicht mehr ohne Hilfsmittel verantworten müssen, weil es um große wirtschaftliche Umfänge geht. Es kann nicht sein, dass alles am Ende auf Schiedsrichter abgewälzt wird. Für einen unmittelbaren Videobeweis habe ich auch ein Konzept ausgearbeitet. Es geht mir um Wirtschaftlichkeit und darum, den Schiedsrichter als Mensch zu schützen. Wenn man das nicht will, sage ich: Okay. Dann aber müssen wir zu einer größeren Toleranz bei Entscheidungen kommen.

Wie sieht denn Ihr Konzept aus?

Das Konzept umfasst 30 Seiten und sieht vor allem eine Einzelfallanalyse vor, allerdings nicht wie in anderen Sportarten. Beim American Football wird ja ständig unterbrochen, das gehört zum Spiel. Fußball ist anders. Ich bin für ein Vetorecht für den Schiedsrichter und beide Trainer, die aber jeweils nur zweimal im Spiel eine Überprüfung verlangen können. Das macht Fußball für alle gerechter.

Warum sprechen sich dann so viele gegen den Videobeweis aus?

Von meinem Gefühl her ist etwa ein Drittel der Beteiligten im Fußballbetrieb dagegen. Teile der Medien gehören dazu, auch Trainer und Spieler. Es geht einem eben unter Umständen ein Alibi verloren.

Wie muss man sich die technische Umsetzung vorstellen: Steht neben dem Spielfeld ein Videogerät, auf das der Schiedsrichter im Zweifelsfall zurückgreifen kann?

Es geht eher um die Frage: Wer trifft die Entscheidung? Es kann nicht der Schiedsrichter sein, sonst würde man ihm wieder die Schuld zuschieben. Es muss von neutraler Seite gemacht werden – ich denke, von einem Dreiergremium. Sie müssen innerhalb einiger Sekunden entscheiden. Das darf keine Minute dauern.

Und maximal sechs Einsprüche reichen?

Aus der Erfahrung kann ich sagen, dass du oft ein, zwei Dinge hast, die du dir gern noch einmal anschauen würdest. Auch im Gespräch mit Trainern hat sich diese Zahl ergeben.

Derartige Überlegungen machen Sie zu einem Kandidaten für die Schiedsrichter-Ausbildung.

Darüber denke ich nicht nach, dazu bin ich viel zu fit. Dass es die Altersgrenze für internationale Einsätze gibt, heißt nicht, dass ich körperlich in den Altersruhestand gegangen bin. Ich bin in der Bundesliga aktiv und habe noch viele Ziele.

Das Gespräch führte Oliver Trust.

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