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Sport: Masse Mensch

4000 Zuschauer sehen Deutschlands 3:2 gegen Pakistan bei Hockey-Champions-Trophy

Von Stefan Hermanns

Köln. Florian Kunz, der Kapitän, nutzte den Moment, um sich einen genauen Überblick zu verschaffen. Das Spiel der deutschen Hockey-Nationalmannschaft gegen Pakistan war schon fast vorüber, Kunz selbst hatte gerade mit einer Strafecke den Ausgleich zum 2:2 erzielt, als er erstmals zu den Rängen der Haupttribüne hochschaute. Als „sehr imposant“ empfand er den ungewohnten Anblick. 4000 Zuschauer waren am ersten Tag der Champions Trophy nach Köln gekommen. „Ich weiß nicht, ob es so etwas in Hockey-Deutschland schon mal gegeben hat“, sagte Kunz, der gestern sein 165. Länderspiel bestritt. Vermutlich nicht. Und der Normalfall ist es auch nicht. Als die deutsche Nationalmannschaft vor wenigen Tagen, ebenfalls in Köln, ein Testspiel gegen Belgien bestritt, standen 19 Zuschauer am Rand.

„Die Atmosphäre ist traumhaft“, sagte Kunz. Und sie ist neu für ihn und seine Kollegen. Aber vielleicht ist das alles auch so etwas wie der Beginn eines Hockeybooms in Deutschland. Zumindest hoffen das alle, die diesem Sport verbunden sind und die sich in der Regel von der Öffentlichkeit im Allgemeinen und den Medien im Besonderen vernachlässigt fühlen. Die Voraussetzungen, dass sich das ändert, jedenfalls sind günstig wie lange nicht mehr. Erst im März ist die Herren-Nationalmannschaft Weltmeister geworden, die Champions Trophy, das Turnier der sechs besten Mannschaften der Welt, wird bis zum kommenden Sonntag in Köln, also auf heimischem Boden, ausgetragen, und zum Beginn gab es gestern einen 3:2-Sieg für die Deutschen gegen Pakistan.

Dabei hatte Bundestrainer Bernhard Peters den Zuschauern auf der Anlage noch unmittelbar vor dem Anpfiff mitgeteilt, er könne nicht versprechen, „dass alles so klappt, wie wir uns das vorstellen“. So kam es dann auch. Oliver Domke brachte die Deutschen zwar in Führung, doch nur zwei Minuten später glich Kashif Jawad aus, und in der 51. Minute ging Pakistan durch einen Siebenmeter sogar in Führung. „Wir haben bei der WM bewiesen, dass wir Rückstände aufholen können“, sagte Kapitän Kunz.

Trotzdem sah es lange nach einer Niederlage aus. Die Gäste spielten sehr defensiv, konterten immer wieder gefährlich. „Man kann diese Konter nicht das ganze Spiel über verhindern“, sagte Kunz. Ihm gelang fünf Minuten vor Schluss und in Überzahl mit einer Strafecke das 2:2 – nach vier vergeblichen Versuchen zuvor. Und drei Minuten später schaffte Björn Emmerling mit einem Abstauber sogar den Treffer zum 3:2-Endstand.

„Man hat gesehen, dass die Mannschaft sich nicht aufgegeben hat“, sagte Florian Kunz. „Im Gegenteil: Sie hat Charakter bewiesen.“ Vielleicht lag es auch an den vielen Zuschauern, die irgendwie motivierend wirkten. Einen Nachteil dieser Masse Mensch hat der Mannschaftskapitän allerdings auch schon ausgemacht: „Manchmal war es so laut, dass man sich auf dem Platz kaum verständigen konnte.“

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