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Der rumänische Fußball steckt in einer Krise. Viele Vereine sind insolvent oder kurz davor. Auch Traditionsvereine stürzen ab.

© dpa/Ghement

Maßlose Korruption im rumänischen Fußball: Mit Wein und Helikopterflügen

Vor neun Jahren drohte die rumänische Fußballliga die Bundesliga im Uefa-Ranking zu überholen. Dazu kam es nie. Was waren die Gründe dafür?

Es ist gerade neun Jahre her, da fühlte sich die Bundesliga bedroht von Rumänien. Die Fußballklubs des Landes am Schwarzen Meer bezwangen im Uefa-Cup gleich mehrere Bundesligisten. Rumänien lag im Uefa-Ranking in Reichweite der Bundesliga. Doch was folgte, war ein nahezu beispielloser Absturz. Mittlerweile belegen die Rumänen Platz 15 der Fünfjahreswertung. Acht von 18 Klubs der Liga 1 sind für europäische Wettbewerbe gesperrt; sieben sind insolvent, unter ihnen Top-Klubs wie Dinamo Bukarest, Rapid Bukarest und CFR Cluj.

Dabei trifft die rumänischen Klubs die europäische Isolation gar nicht mal so sehr. Sie spielen in erster Linie, um die einheimischen Fernsehgelder einzuheimsen, umgerechnet zwischen einer und vier Millionen Euro. Der Wettbewerb zwischen insolventen und halbwegs solventen, zwischen privat und staatlich finanzierten  Klubs ist Alltag in Rumänien. Immerhin sieben der 18 leiten ihre Existenz aus öffentlichen Zuwendungen ab. Fünf werden von ihren Kommunen finanziert, je einer von einem Strom- und Gasversorger. Vor dem letzten Spieltag der laufenden Saison spielen noch zwei Mannschaften um die Meisterschaft. Der früher unter dem Namen Steaua Bukarest bekannte Rekordmeister hat zwei Punkte Vorsprung auf ASA Targu-Mures, einen Aufsteiger, der von der Stadt Targu-Mures gesponsert wird. Es könnte der erste staatlich finanzierte Meister nach der Wende 1989 werden.

Korruption bei Targu-Mures?

Die Europäische Union verbietet die Verwendung von Steuergeldern bei der Finanzierung von Sportklubs. Laut rumänischen Medienberichten hat der Stadtrat Targu-Mures das Budget der Mannschaft in diesem Jahr von 2,75 auf 4,5 Millionen Euro erhöht. Die nationale Antikorruptionsbehörde (DNA) teilte vor ein paar Wochen mit, sie habe ein Ermittlungsverfahren gegen alle 19 Mitglieder des Stadtrats eingeleitet. Strafbestand: illegale Finanzierung eines Fußballklubs. Dazu ist der Klub auch noch in einen Bestechungsskandal verwickelt. Vor vier Jahren soll er den damaligen rumänischen Schiedsrichter-Chef mit 19 000 Euro, Wein und einer Helikopterflug geschmiert haben. Der korrupte Funktionär wurde Ende April zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Das Strafmaß gegen den Klub steht noch aus.

Allein im vergangenen Jahr wurden sieben Klubbesitzer wegen des Verdachts auf Korruption verhaftet. Einer von denen, Gigi Becali, Besitzer von Steaua Bukarest, wurde vor kurzem aus der Haft  entlassen. Inzwischen hat Steaua in einem Prozess mit der Armee die Rechte an Vereinsnamen, -farben und -logo verloren. Steaua heißt jetzt FCSB und ist nicht mehr Nachfolger jenes Vereins, der 1986 den Europapokal der Landesmeister gewonnen hatte. Noch ist offen, ob der neue Klub künftig in der Liga 1 starten darf. Ein Großteil der Fans will mit der neuen Mannschaft nichts zu tun haben.

Weil der Tabellendritte CFR Cluj wegen seiner Insolvenz nicht am Europapokal teilnehmen darf, könnte der Viertplazierte Astra Giurgiu nachrücken – doch dessen Besitzer wurde vor ein paar Wochen wegen Korruption zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt. Platz fünf belegt Petrolul Ploiesti, das ebenfalls insolvent ist und dessen Chef im Gefängnis sitzt, weil er den Klub für Geldwäsche und Steuerhinterziehung missbraucht hat. Es folgen in der Tabelle der erst vor zwei Jahren gegründete CSU Craiova und der ebenfalls insolvente Traditionsklub Dinamo Bukarest. Wahrscheinlich wird es am Ende den Achtplatzierten FC Botosani mit der internationalen Teilnahme erwischen. Einen Klub, dessen größter Erfolg in der 78 Jahre währenden Vereinesgeschichte darin besteht, dass er viermal das Achtelfinale im rumänischen Pokal erreichte.

Istvan Deak

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