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Derzeit die Nummer eins. Tina Maze siegte am Sonntag in St. Moritz. Foto: dpa

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Sport: Maze muckt auf

Die streitbare Slowenin fordert Vonn heraus.

St. Moritz - Das Lächeln gefror Tina Maze auf dem Gesicht, von einem Moment auf den anderen. Die Skirennläuferin hatte fest damit gerechnet, dass sie den Super-G auf der Corviglia in St. Moritz gewinnen würde, zu groß war ihr Vorsprung, zu perfekt ihre Fahrt gewesen. Aber dann kam Lindsey Vonn und verhinderte Mazes Sieg. 24 Stunden später, am Sonntag, triumphierte die Slowenin dann doch. Um acht Hundertstelsekunden war sie im Riesenslalom schneller als Viktoria Rebensburg aus Kreuth und holte ihren 15. Weltcupsieg.

Später stellte sich heraus, dass es nicht nur die Bestzeit der Amerikanerin war, die Maze am Samstag die Laune verdorben hatte. Sie wollte etwas von der Konkurrentin vernommen haben, was sie unsportlich und sehr abfällig fand. „Fuck you Maze“ hatte sie gehört, als Vonn im Ziel abschwang, aus gut 30 Meter Entfernung. Der slowenische Verband legte deshalb Protest beim Internationalen Skiverband Fis ein, der aber abgewiesen wurde, weil sich der Vorwurf nach Kontrolle der Fernsehbilder nicht bestätigte. Vonn hatte versichert, „that’s fucking right“ („das, verdammt, ist es“) im Ziel gerufen zu haben. Einen Tag später fand eine inszenierte Versöhnung der beiden statt. „Tina hat sich bei mir entschuldigt, damit ist die Sache für mich erledigt“, sagte Vonn. Fürs Erste.

Die Aufregung in St. Moritz gehört zum Konkurrenzkampf im Gesamtweltcup. Maze führt nach vier Siegen die Wertung souverän an, Vonn liegt 167 Punkte zurück auf dem dritten Platz. Dabei wirkt die Titelverteidigerin aus Vail noch gelassen und scheint ihren fünften Gesamtweltcuptriumph nicht gefährdet zu sehen. Sie setzt auf ihre Dominanz in den Speedrennen, hat bisher auf Slalom-Starts verzichtet und im Riesenslalom nur wenige Punkte geholt. Am Sonntag landete sie nach einem Fehler im zweiten Durchgang auf dem 27. und letzten Platz. Vonns Taktik bezeichnete der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes, Wolfgang Maier, als „Pillepalle“. So bekomme sie nicht nur Schwierigkeiten, sich gegen Maze zu behaupten, sondern auch gegen Maria Höfl-Riesch, glaubt er. Die Garmisch-Partenkirchnerin festigte als Riesenslalom-Neunte den zweiten Platz vor Vonn in der Gesamtwertung.

In Maze hat Vonn eine Herausforderin gefunden, die die Bühne ebenfalls gerne nutzt im Konkurrenzkampf. Schon ein paar Mal hat Maze die Fis beschäftigt. Bei der WM 2011 zog sie die Zeitnahme in Zweifel, im vergangenen Winter trug sie unter ihrem Rennanzug Unterwäsche, die angeblich zu wenig luftdurchlässig war. Mazes kühne Antwort: In Cortina d’Ampezzo entblößte sie im Zielraum ihren Oberkörper bis auf ein Bustier. Auf dem stand: „That’s not your business“ – das ist nicht eure Angelegenheit.

Maze gilt als streitbare Athletin, sie kann stur sein und sehr mürrisch. Die fehlende Bereitschaft, sich unterzuordnen, hatte wohl einst zur Trennung vom Verband geführt. 2008 gründete die 29-Jährige aus Crna na Koroškem zusammen mit Andrea Massi, bis dahin Fitnesscoach der slowenischen Mannschaft, ein Privatteam. Der Italiener holte seinen Landsmann Livio Magoni ins Team. Der Einfluss aus Italien, der Einfluss von Massi, der seit vielen Jahren auch ihr Lebensgefährte ist, „hat mich lockerer gemacht“, sagt Maze. So locker, dass sie sich mitten in der Vorbereitung auf diese Saison sogar Zeit nahm, ein Musikvideo aufzunehmen. Mit ihrem Song „My way is my decision“ stürmte sie in den slowenischen Charts auf Platz eins.

Wie Vonn ist Maze auf den Erfolg fokussiert. Sie arbeitet hart dafür, dass sie konstanter wird als in den vergangenen Jahren. Der Sieg im Gesamtweltcup wäre für die Riesenslalom-Weltmeisterin logisch. 2010 war sie Vierte, 2011 Dritte und im vergangenen Jahr Zweite. „Geht es nach der Mathematik, muss jetzt die Eins kommen“, sagt Maze. Anders als Höfl-Riesch wähnt sie sich mit Vonn auf Augenhöhe. „Lindsey ist stark“, sagte sie, „aber nicht unschlagbar.“ Das zu beweisen, ist Mazes Ziel in diesem Winter. Marie Walser

Marie Walser

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