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Sport: McLaren besiegt McLaren

Noch ist Alonso die Nummer 1 im Team, aber Hamilton drängelt hinter ihm

Der Vorsprung des Siegers betrug am Ende „nur“ vier Sekunden. Aber der zweitplatzierte Lewis Hamilton meinte, so richtig hätte er es ja gar nicht mehr versuchen dürfen, seinen Teamkollegen noch von der Spitze zu verdrängen. Formel-1-Pilot Fernando Alonso war nicht nur der Gewinner des Großen Preises von Monaco, er war vor allem auch der Sieger im internen Duell der McLaren-Fahrer. Jedesmal, wenn Fernando Alonso auf dem Stadtkurs von Monte Carlo durch Überrundete etwas von seinem Vorprung aus der Anfangsphase eingebüßt hatte, konnte er sofort wieder kontern, und zwar ohne dabei – wie Hamilton – mehrfache Leitplankenberührungen zu haben oder ziemlich heftig über die Randsteine zu rattern. Keine Frage, dass auch der junge Hamilton, die Entdeckung des Jahres in der Formel 1, im Fürstentum eine starke Vorstellung im McLaren-Mercedes ablieferte, in einem Auto, das der gesamten Konkurrenz hier klar überlegen war.

Dennoch: Alonso machte klar, warum er schon zweimal Weltmeister war und derzeit der beste Fahrer im gesamten Feld ist. Ein fehlerfreies Wochenende, perfekt von der ersten bis zur letzten Runde, clever bis ins kleinste Detail, mit maximaler Effizienz und minimalstem Risiko durchgezogen, immer so schnell wie nötig, aber auch so sicher wie möglich. Selbst der dreimalige Weltmeister Jackie Stewart, als Brite einer der größten Hamilton-Fans, gab zu: „Fernando war perfekt.“

Lewis Hamilton, sichtlich enttäuscht nach Platz zwei, wunderte sich nach dem Rennen laut, dass er nur drei Runden nach Alonso zum ersten Boxenstopp geholt wurde. Er hatte damit gerechnet, fünf oder sechs Runden mehr zu haben, um einen größeren Vorsprung herausfahren zu können. Unter den englischen Hamilton-Fans wurde daraufhin über die fiese McLaren-Stallorder diskutiert, die den neuen Liebling der Nation am Sieg hindere. Der Weltverband Fia will den Fall noch einmal untersuchen, unter Experten werden von dieser Analyse aber kaum Konsequenzen erwartet.

Alonso bemühte sich hinterher um Aufklärung eines für ihn typischen, sehr cleveren Schachzugs: „Ich habe in der ersten Phase des Rennens gezielt Sprit gespart, schon auf dem Weg in die Startaufstellung, in der Einführungsrunde.“ Damit habe er zwei Runden länger als geplant draußen bleiben können.

Der Spanier scheint auf dem allerbesten Weg, seinen jungen Teamkollegen, so gut der auch sein mag, erst einmal unter Kontrolle zu haben. Er fühlt sich inzwischen auch im McLaren-Mercedes-Team immer besser integriert, im Auto immer wohler. „Ich bin hier vielleicht schon bei 85 bis 90 Prozent angekommen“, sagte er. „Sicher: Es gibt immer noch Dinge, die ich über das Auto und die Reifen lernen muss. Aber speziell dieses Rennen in Monte Carlo war sehr wichtig für mich, weil ich hier wieder vieles über die Reifen herausgefunden habe.“

Mit dem dritten Reifensatz, dem super-weichen, bei dem alle vorher massives Graining, das berüchtige Körnen der Reifen, befürchtet hatten, ging er deshalb am Anfang extrem vorsichtig um, selbst wenn dadurch Hamilton nahe an ihn herankam. Ergebnis: Im Gegensatz zu einigen anderen Fahrern kam er auch mit den weichen Reifen nie in Schwierigkeiten. Er sagt: „Jedes Mal, wenn ich ins Auto steige, werde ich besser.“ Die Konkurrenz vernimmt’s mit Schaudern.

Aber auch Lewis Hamilton wird dazulernen, vor allem in den Bereichen Taktik und Cleverness. „Im Moment hat Hamilton in Alonso schon noch seinen Meister gefunden“, sagt der ehemalige Grand- Prix–Fahrer und jetzige RTL-Kommentator Christian Danner. „Alonso ist aktuell die Messlatte. Aber für seine Jugend kommt Hamilton erstaunlich gut mit.“

Nicht nur Danner fühlt sich da an die legendären Teamduelle bei McLaren zwischen Ayrton Senna und Alain Prost Ende der Achtzigerjahre erinnert: Zwei Fahrer auf höchstem Niveau, die sich gegenseitig an immer neue Limits herantrieben. „Unglaublich, auf welchem Niveau die beiden gefahren sind. Offensichtlich hat Hamilton bis zum Ende Gas gegeben. Aber es war immer auch sehr fair - und hinterher haben sie sich umarmt.“ Das ist freilich ein großer Unterschied: Die Rivalität beschränkt sich auf faire Kämpfe auf der Strecke - persönliche Animositäten, wie damals zwischen Prost und Senna, gibt es nicht bei Alonso und Hamilton. Jedenfalls noch nicht.

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