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Formel 1 - GP Abu Dhabi - Rosberg

© dpa

McLaren und Mercedes: Scheidung im Scheichtum

Das Verhältnis zwischen Mercedes und McLaren ist gestört. Mercedes möchte aus dem Vertrag aussteigen und zu Brawn wechseln. Beim letzten Saisonrennen in Abu Dhabi kommt es zum Gipfeltreffen der Chefs.

Wenn die großen Bosse angeflogen kommen, dann muss etwas im Busch sein. Und es ist etwas im Busch – bei Mercedes, McLaren und Brawn. Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche kommt deshalb zum Finale der bereits entschiedenen Formel-1-Saison nach Abu Dhabi, genauso wie Ron Dennis. Der ist zwar offiziell nicht mehr der Chef des McLaren-Formel-1-Projekts, aber immer noch der bestimmende Mann im Hintergrund beim englischen Rennstall. Der Anlass des Gipfeltreffens im Scheichtum ist eine Scheidung: Mercedes möchte so schnell wie möglich aus dem noch bis Ende 2011 laufenden Partnerschaftsvertrag aussteigen und die 40 Prozent Anteile an McLaren verkaufen. Dafür will man die Mehrheit an Brawn-GP übernehmen, dem Team, das Mercedes bereits mit Kundenmotoren beliefert und das Jenson Button zum Weltmeister machte.

Die Anwälte sind schon seit einiger Zeit dabei, das komplizierte Vertragswerk auseinander zu nehmen und zu einer Lösung zu kommen. Dass die Ehe zwischen Mercedes und McLaren zerüttet ist, ist nicht mehr zu übersehen. So stellte McLaren auf der IAA einen eigenen Supersportwagen ohne Mercedes-Motor vor. Das erfreute die Stuttgarter genauso wenig wie die Blockadepolitik McLarens gegen die geplanten Mercedes-Motorenlieferungen an Red Bull oder das Verhindern des Sternlogos auf den Brawn-Autos. Und dann kam auch noch heraus, dass Dennis bei BMW wegen des Kaufs von Motoren-Knowhow angefragt hat. Gerade Vorstandschef Zetsche ist wohl der Ansicht, man habe sich vom Partner viel zu lange viel zu viel gefallen lassen und für das eigene Engagement zu wenig zurück bekommen, dafür aber einige unnötige Skandale, von der Spionage- bis zur Lügenaffäre.

Rosberg könnte bei Brawn neben Weltmeister Button fahren

Mit Brawn könnte man den gleichen Erfolg mit weniger finanziellem Einsatz und bei mehr Mitspracherecht bekommen, auch in Fahrerfragen. Bei McLaren hat Mercedes trotz der 50-prozentigen Beteiligung an den Fahrergehältern nur ein Vetorecht, aber nicht die Möglichkeit, einen eigenen Wunschpiloten durchzusetzen.

Eine gütliche Einigung könnte vorsehen, dass Mercedes aus der Partnerschaft aussteigt und die Anteile zurückverkauft, aber noch zwei Jahre lang kostenlos Motoren an McLaren liefert. Dafür dürfte Mercedes dann schon für 2010 die Mehrheit an Brawn übernehmen und den Rennstall zum offiziellen Werksteam machen. Und zwar mit dem Wunschfahrer Nico Rosberg, der offenbar bereits ein festes Abkommen mit Mercecdes unterzeichnet hat. Der gebürtige Wiesbadener könnte den Platz im zweiten Brawn neben dem Weltmeister Jenson Button einnehmen. Offiziell gibt es dafür noch keine Bestätigung, aber Brawn-Geschäftsführer Nick Fry ließ Andeutungen in diese Richtung schon beim vergangenen Rennen in Brasilien fallen. Rosberg verkündete am Donnerstag in Abu Dhabi immerhin erstmals, dass er seinen Rennstall Williams nach dieser Saison definitiv verlassen wird. „Das ist mein letztes Rennen für Williams“, sagte er. „Und das ist es wirklich.“

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