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Sport: Mehr Erfolg durch Vorwärtseinparken

Christine-Felice Röhrs über das Ergebnis einer Fußballwette Nach der WM. Da stehen die Kollegen, männlich, vor der Tipptabelle und weinen fast.

Christine-Felice Röhrs über das Ergebnis einer Fußballwette

Nach der WM. Da stehen die Kollegen, männlich, vor der Tipptabelle und weinen fast. „Das gibt’s doch nicht“, stöhnt einer, „Manipulation“ ein anderer. Noch einer schüttelt den Kopf und meint, dass da was schief gelaufen sein muss. Bei der WM? Klar. Wir haben verloren. Aber, nein, das ist gar nicht gemeint. Gemeint ist: Den ersten Platz bei der internen Tipprunde hat H. gemacht, ein Mädchen! Den zweiten Platz belegt Frau G., nicht mal Fachredakteurin. Und den dritten Kollegin S., die Sport für Mord hält.

Nun ist ja das Verhältnis von Frau zum Fußball hinreichend analysiert worden. Und jeder hat da eine feste Meinung, so oder so. Aber das Verhältnis von Frau zur Fußballwette – das stürzt die Herren in Verwirrung.

Bastelte man all die ratlosen Erklärungsversuche zusammen, so ergäbe sich folgende Deutung des Fußballwetten-Dilemmas: Weil Frau besser zuhören als rückwärts einparken kann, gilt als erwiesen, dass ihr räumliches Vorstellungsvermögen schlechter ausgeprägt ist. Das wiederum bedeutet einerseits, dass Frau nicht gut Straßenkarten lesen kann, andererseits, dass eine andere Gehirnhälfte besser ausgeprägt sein muss als die Straßenkartenlesehälfte: nämlich die, in der die soziale Intelligenz sitzt. Soziale Intelligenz, so wird es nach der WM im Sport interpretiert, hat viel mit Bauch zu tun und Verständnis für Menschen. Außerdem ist soziale Intelligenz das Gegenteil von Logik. Logik befähigt Männer, die Vergangenheit zu analysieren. Der Blick in die Zukunft aber bleibt ihnen verwehrt, weil sie nicht alle Informationen haben (die aus dem Bauch). Frauen aber können das. Und deshalb gewinnen sie Fußballwetten…

…was, nebenbei bemerkt, im Umkehrschluss bedeutet, dass Männer, die bei WM-Wetten gut abschneiden, Vorwärtseinparker = Mädchen sind.

Nun könnte man die Herren Sportredakteure mit der bronzeprämierten Tipp-Kollegin S. trösten. Die soll sich nämlich wiederholt in der Tipp-Spalte vertan haben und so nur durch Glück Dritte geworden sein. S. gibt das zwar zu. Aber sie sagt auch, dass sie oft nach dem Bauch entschieden hat, wie bei „Senegal gleich armes Land gleich hoch motiviert gleich Gewinner der Partie“.

Merke: Wer Fußballwetten gewinnen will, der parke öfter mal vorwärts ein. Und trainiere seinen Bauch.

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