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Sport: Mehrfach auffällig

Herthas Manager Hoeneß und die Schiedsrichter

Berlin - Dass ein Ausflug in die Lausitz dauerhafte Folgen haben kann, beweist derzeit Dieter Hoeneß. Der Manager von Hertha BSC hatte bei der 0:2-Niederlage am vergangenen Samstag beim FC Energie in Cottbus den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen. Seine massive Kritik an Schiedsrichter Lutz Wagner in der Öffentlichkeit war beim Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gelandet. Hoeneß musste schriftlich Stellung nehmen zum Geschehen von Cottbus und wartet auf weiteren Bescheid. Sicherheitshalber hat Hoeneß Anwalt Christoph Schickhardt eingeschaltet. „Ich sehe der Sache gelassen entgegen“, sagt Hoeneß.

Liebend gern würde Dieter Hoeneß sich ausschließlich auf das bevorstehende Spiel der Hertha am Samstag gegen Nürnberg konzentrieren, aber das ist nur bedingt möglich. „Ach wissen Sie“, sagt Hoeneß, „der Ausgang vor dem Sportgericht interessiert die Journalisten mehr als mich.“ Ganz alltäglich ist dieser Fall nicht. Hoeneß hatte Wagner nicht einfach nur kritisiert, sondern ihm „im Interesse aller Beteiligten“ einen baldigen Ruhestand gewünscht. „Der Herr Wagner kann Hertha nicht objektiv bewerten“, hatte Hoeneß gesagt.

Erschwerend kommt hinzu, dass Hoeneß in solcherlei Angelegenheiten mehrfach auffällig geworden ist. „Ich bin ja schon als Wiederholungstäter, sogar als Hooligan bezeichnet worden“, sagt Hoeneß und distanziert sich energisch von dem Vorwurf, er habe sich in Cottbus in der Wortwahl und im Verhalten vergriffen. Er habe niemanden persönlich angegriffen oder beleidigt. „Ich habe eine deutliche, eine harte Aussage gemacht. Ich habe eine Meinung vertreten, die sich lange Zeit gebildet hat“, sagt Hoeneß.

Tatsächlich ist Dieter Hoeneß seit 2002 wegen „unsportlichen Verhaltens“ gegenüber den Schiedsrichtern Uwe Kemmling und Markus Merk vom DFB-Sportgericht zweimal mit Geldstrafen und Innenraumsperren belegt worden. Wahrscheinlich ist, dass es im jetzt anhängigen Fall zu einer mündlichen Verhandlung beim DFB-Sportgericht erst Anfang kommender Woche kommt. Der oberste deutsche Fußballrichter, Rainer Koch, hält sich derzeit in Südafrika auf. Der promovierte Jurist und Vorsitzende des DFB-Sportgerichts wird erst Montag in Frankfurt am Main zurückerwartet.

Generell sieht sich Hoeneß im Recht: „Ich glaube schon, dass man sachlich etwas sagen können muss.“ In Cottbus seien Spieler auf ihn zugekommen mit der Bitte, etwas zu unternehmen. Für Herthas Manager ergab sich daraus „Handlungsbedarf“. Hoeneß habe zunächst überlegt, nur einen Brief an den DFB zu schreiben. Er wollte nicht derjenige sein, der sich ständig über Schiedsrichter beschwere oder sie für Niederlagen verantwortlich mache. „Ich würde mir wünschen, dass man so etwas ohne Öffentlichkeit machen kann, aber derzeit bringt das ja nichts“, sagt Hoeneß.

Volker Roth, Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses des DFB, hatte Hoeneß für dessen Schiedsrichterschelte scharf kritisiert. Klar, Schiedsrichter müssen geschützt werden, meint Hoeneß und sagt: „Aber das gilt auch für Mannschaften.“

Im Nachhinein sieht Dieter Hoeneß sich sogar bestätigt. Eine letzte Auseinandersetzung mit Kemmling im August 2003 führte dazu, dass der Schiedsrichter kein Hertha-Spiel mehr pfiff. Im Mai 2005 wurde Kemmling gar von der Liste der Schiedsrichter, die der DFB von 22 auf 20 reduzierte, gestrichen. „Das ist beim DFB mit Verzögerung angekommen“, sagt Hoeneß. Diesen Zusammenhang bestreitet der DFB energisch.

In Cottbus sei sein Hauptmotiv gewesen, „eine Ungerechtigkeit“ anzusprechen, sagt Dieter Hoeneß. Er ist der Meinung, dass sein Verhalten „nicht strafwürdig ist“. Sollte er dennoch mit einer Geldstrafe bedacht werden, dann wäre es „meine Bitte, dass ich das Geld spenden darf. So etwas war beim DFB bisher nicht möglich.“ Er muss es ja wissen.

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