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Sport: Mein Freund, der Bundestrainer

Wolfgang Steiert betreut nach Hannawald und Schmitt künftig alle deutschen Skispringer

In der Biografie des damaligen Skisprung-Bundestrainers Reinhard Heß meldete sich auch Wolfgang Steiert zu Wort. Auf die Frage, ob er Ambitionen habe, Nachfolger von Heß zu werden, antwortete der 39-Jährige: „Ja, ich habe Ambitionen, aber das ist auch legitim, oder etwa nicht?“ Ein halbes Jahr nach Erscheinden des Buches hat er sein Ziel erreicht.

In Planegg verkündete der Deutsche Skiverband (DSV) am Mittwoch, dass bis 2006 Wolfgang Steiert als Bundestrainer und Peter Rohwein als Kotrainer die deutsche Mannschaft führen werden. Der bisherige Bundestrainer Reinhard Heß, der mit seinem Rücktritt am Wochenende einer Absetzung zuvorkam, firmiert als Cheftrainer. Das hört sich gut an, ist es aber nicht. Der erfolgreichste Skisprung-Bundestrainer aller Zeiten soll künftig für die Bereiche Nachwuchsarbeit und Methodik zuständig sein. „Den Mann mit der Fahne wird es nicht mehr geben“, sagte Heß.

Die Fahne hält nun Steiert. Dieser Wechsel kommt nicht unerwartet, doch die Art und Weise war unrühmlich. Die Springer Martin Schmitt und Sven Hannawald, die Steiert seit Jahren als Heimtrainer betreut, haben sich für eine Ablösung stark gemacht. „Es sind eine ganze Reihe von Schwierigkeiten aufgetreten“, sagte DSV- Generalsekretär Thomas Pfüller, Heß hätte sich zu weit vom Team entfernt.

Mit Wolfgang Steiert bekommen Martin Schmitt und Sven Hannawald einen guten Freund als Chef. Seit den 90er Jahren betreut der gebürtige Hinterzartener die beiden besten Springer aus dem Schwarzwald. „Eine gute Stimmung in der Mannschaft kann ich nur erzeugen, wenn es mir selbst auch gut geht“, erzählte Steiert in der Heß-Biografie. „Da gehört schon einmal ein Besuch in einer Diskothek dazu.“ Der Lebemann und Vater zweier Töchter ist im eigenen Team nicht unumstritten. Athleten beklagten sich schon einmal über eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. „Das liegt an Wolfgang Steiert, der sich als Kotrainer nur um die beiden Stars kümmert“, sagte vor drei Wochen ein Springer, der ungenannt bleiben wollte. Steiert muss nun beweisen, dass er auch andere fördern kann.

Der gelernte Klempner ist auch ein Mann der Medien. Anders als Reinhard Heß kann er sich und seine Sportart gut verkaufen. RTL dürfte der Trainerwechsel nicht ungelegen kommen. Dieter Thoma, der bei diesem Sender als Experte arbeitet, begrüßte den Wechsel bereits: „Dass sich etwas ändern musste, wenn die Sportler nicht mehr zum Trainer stehen, war klar.“

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