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Leigh Howard (unten), 21, und Cameron Meyer, 23, sind australische Bahn- und Straßenrennfahrer. Die Radprofis gewannen 2010 den Weltmeistertitel im Teamfahren. Cameron Meyer holte im selben Jahr auch den Weltmeistertitel im Punktefahren und in der Mannschaftsverfolgung. Beide nehmen erstmals am Sechstagerennen in Berlin teil. Foto: Adriano Coco

© Adriano Coco

Sport: „Mein Partner war geschockt“

Die Australier Howard und Meyer über ihr erstes Berliner Sechstagerennen

Herr Howard, Herr Meyer, wie gut sind Ihre Deutschkenntnisse?

HOWARD: Da erwischen Sie uns auf dem falschen Fuß. Unsere Deutschkenntnisse sind gleich null.

Das muss kein Nachteil sein. Während der Rennen läuft ununterbrochen deutsche Stimmungsmusik …

HOWARD (lacht): … Ach, der Sound ist ganz okay. Vielleicht liegt es ja wirklich daran, dass wir den Text nicht verstehen. Nein, im Ernst, die Musik ist kein Problem.

Sondern?

HOWARD: Die Lautstärke ist schon eher belastend. Da ist es nicht immer ganz einfach, sich zu konzentrieren. Wir fahren ja sonst meistens unter freiem Himmel, das kann man von der Atmosphäre her nicht mit einem Hallenrennen vergleichen.

Sie sind zum ersten Mal in Berlin beim Sechstagerennen dabei. Wie ist Ihr Eindruck von der Veranstaltung?

HOWARD: Es ist fantastisch. Die Stimmung ist unglaublich. Die Leute sind die ganze Zeit am Klatschen und Jubeln, jeder ist mit viel Leidenschaft dabei. Das macht die Atmosphäre hier wirklich besonders. Ich bin davor schon bei einigen anderen Sechstagerennen mitgefahren, aber hier in Berlin ist das leidenschaftlichste Publikum. Mein Partner war allerdings geschockt, als wir das erste Mal in die Halle kamen.

MEYER: Das stimmt. Für mich ist es das erste Sechstagerennen überhaupt, und ich hatte gar keine Vorstellung, was mich erwartet. Dann bin ich hier mit den anderen Fahrern rausgekommen, und die Leute haben uns sofort bejubelt. Ich bin noch nie vor so vielen Zuschauern gefahren, ein Wahnsinnserlebnis.

Sportlich lief es dagegen zu Beginn nicht so gut bei Ihnen. Woran lag das?

MEYER: Wir sind ja eigentlich keine Hallenspezialisten, sondern auf der Bahn unter freiem Himmel zu Hause. Das ist schon ein wenig anders. Jede Halle hat eine andere Bahn, der Belag ist unterschiedlich, die Länge auch. Daran muss man sich erst gewöhnen.

Inzwischen scheinen Sie immer besser mit den Bedingungen zurechtzukommen. Am Sonnabend haben Sie erstmals die Gesamtführung übernommen und am Sonntag verteidigt. Sehen Sie sich nun als Favoriten?

HOWARD: Nein, hier sind einige sehr starke Teams, es wird bis zum letzten Tag eng bleiben. Wir freuen uns natürlich, dass es inzwischen besser läuft. Von Nacht zu Nacht fühlen wir uns mit den Bedingungen in der Halle vertrauter.

Sie kennen sich schon länger, wirken sehr eingespielt. Ist das ein Vorteil gegenüber Fahrern, die sich erst kurz vor dem Sechstagerennen als Team zusammengetan haben?

HOWARD: Auf jeden Fall. Wir fahren schon seit einigen Jahren zusammen, kennen uns in- und auswendig. Dazu hilft es auch, dass wir privat sehr gut befreundet sind.

Dabei könnte man meinen, dass Sie sehr unterschiedliche Typen sind. Sie, Herr Howard, so heißt es, beschäftigen sich in Ihrer Freizeit mit Modellflugzeugen, Cameron Meyer geht dagegen gern shoppen.

HOWARD: Na ja, so verschieden sind wir gar nicht. Wir sind uns in vielen Dingen sogar ziemlich ähnlich, liegen meistens auf einer Wellenlänge, gerade was das Sportliche angeht. Dass jeder auch andere Interessen hat, ist doch ganz normal.

Einig zu sein scheinen Sie sich, was das Ausschlafen angeht. Sie gelten beide als Langschläfer und sind nie vor zwölf Uhr beim Frühstück zu sehen.

HOWARD (lacht): Das wirkt nur so. Die Rennen sind erst spät in der Nacht zu Ende, wir kommen nie vor vier oder fünf Uhr ins Bett. Da ist es klar, dass wir bis zur Mittagszeit schlafen. Hart war es für uns von Sonnabend auf Sonntag, als die ersten Rennen schon zur Mittagszeit starteten. An Schlaf war da kaum zu denken.

Früher war das normal, da konnten die Fahrer meist nie mehr als vier Stunden pro Nacht schlafen.

HOWARD: Das wäre nichts für uns. Welch ein Glück, dass sich das inzwischen geändert hat.

Das Gespräch führte Sebastian Stier.

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