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Trainer Arne Bandholz posiert zusammen mit Edina Müller im Trainingslager der Parakanuten in Kienbaum.

© dpa

Meine  Paralympics: Multitalent Edina Müller: Mit dem Basketball – und mit Paddel

Die querschnittgelähmte Edina Müller begann als Rollstuhlbasketballerin, nun nimmt sie als Kanutin Kurs auf Rio. Ein Beispiel für viele Paralympioniken, die Disziplinen wechseln.

Mit dem Geradeauspaddeln war das so eine Sache. Edina Müller, die man sonst als Rollstuhlbasketballerin mit Paralympics-Medaille um den Hals kannte, hatte anfangs im Para-Kanu doch einige Probleme mit dem Kurshalten. Erstmal versuchsweise das Ruder festgebunden, einen individuell angefertigten Sitz ausprobiert – dann klappte es mit dem Wassersport bei der 37-Jährigen mit Querschnittlähmung, auch jetzt während der Heim-WM in Duisburg: Sie holte Gold über 200 Meter.

Edina Müller ist ein echtes Multitalent. Ihren jetzigen Erfolg hat sie auch Arne Bandholz, Trainer und Sportwart des Hamburger Kanu Clubs, zu verdanken. Aber zuallererst sich selbst, und dem alten Hobby Wassersport neben dem Rollstuhlbasketball. Müller trainierte zunächst mit einem Wanderkanu samt Rennpaddeln. Und schon nach einem halben Jahr war die Paralympionikin erneut Weltspitze. Sie wollte ja eigentlich mit dem Leistungssport aufhören, doch dann lockten die Spiele in Rio im September. Von ihrer Arm- und Oberkörpermuskulaturkraft profitierte sie, die gleicht beispielsweise fehlende Stemmbrettstabilität aus, weil sie sich nicht aktiv abstützen kann.

Kriegen die denn gar nicht genug, diese Paralympioniken?

Manche wollen einfach nicht vier Jahre warten, bis sie wieder paralympisch an die Reihe kommen, wie Andrea Eskau, die als Nordische Winterathletin bekannt ist und zugleich in Peking 2008 beim Sommer-Straßenrennen im Handbiken Gold holte, in London 2012 kam zusätzlich der Sieg beim Zeitfahren dazu. Oft nutzen Athleten Trainingserfahrung und Kompetenz dank der ohnehin von Ihnen im Leben gefragten Flexibilität. Neue Disziplin, neue Motivation.

Ihren beeindruckenden Oberkörper nutzt auch Schwimmerin Christiane Reppe, Ehrgeiz und Spaß sind ihr Antrieb, diesmal fürs Handbiken.

Ob also das nahende Karriereende nochmal den Turbo in einem anderen Bereich anwirft, in dem man auch gewinnen kann. Oder ob es einfach naheliegende Synergieeffekte auch dank internationaler Wettkampferfahrung sind – manche Namen liest man auf der Anzeigetafel während der Spiele bei Hitze wie bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Der Attraktivität des Behindertenleistungssport tut dies keinen Abbruch.

Zuschauer fiebern doch noch mehr mit, wenn sie die Menschen und ihre Geschichten kennen. Edina Müller hält ihren Kurs jetzt jedenfalls. Und der heißt: Rio.

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