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Völlig losgelöst. Sergio Agüero nach seinem Siegtor für Manchester City in der dritten Minute der Nachspielzeit gegen die Queens Park Rangers. Foto: Reuters

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Sport: Meister der Nachspielzeit

Dzeko und Agüero schießen City im Drama von Manchester zum Titel.

Berlin - Als alles schon vorbei zu sein schien, ging es erst richtig los. Mit zwei Toren in der Nachspielzeit, einem Held aus Argentinien und dem dramatischsten Saisonfinale, das die Premier League in den zwanzig Jahren ihres Bestehens erlebt hat. Es war kurz vor fünf, als aus der Schockstarre im Etihad Stadium zu Manchester infernalischer Jubel wurde. Sergio Agüero, der Schwiegersohn von Diego Maradona, feierte mit nacktem Oberkörper sein spätes und so ungeheuer wichtiges Tor. Und Trainer Roberto Mancini, zuvor verzweifelt am Boden kauernd, hüpfte wie von Sinnen über den Rasen und bejubelte, was doch eigentlich schon verloren war: den Gewinn der englischen Meisterschaft für Manchester City nach einem 3:2 (1:0)-Erfolg über die Queens Park Rangers. Für den mit arabischen Ölmilliarden gesponserten Klub war es der erste Titel seit 1968.

„Der Fußball ist verrückt“, jubelte Trainer Mancini. „So ein Finale habe ich noch nie erlebt. Es ist fantastisch, unglaublich!“ Citys ungeliebter Lokalrivale United hatte sich für ein paar Minuten als Meister fühlen dürfen, aber am Ende reichte der 1:0-Sieg beim AFC Sunderland nur zu Platz zwei. Weil in der turbulenten Nachspielzeit erst der ehemalige Wolfsburger Edin Dzeko per Kopf zum Ausgleich getroffen und kurz darauf Agüero mit aller Wut und Verzweiflung das Siegtor erzielt hatte. Das bedeutete im Fernduell mit der punktgleichen Konkurrenz von United dank der besseren Tordifferenz Platz eins. „Eigentlich will ich sagen, dass das der beste Moment meines Lebens ist“, sagte City-Kapitän Vincent Kompany. „Aber ich muss auch sagen: Bitte, bitte nie wieder! So etwas will ich nicht noch einmal durchmachen!“ Der ehemalige Hamburger Kompany hatte das späte Glück erst möglich gemacht, mit seinem Siegtor vor zwei Wochen im Spiel gegen United, das zwischenzeitlich schon acht Punkte vor City gelegen hatte.

Der Nachmittag im Etihad Stadium hatte zwar standesgemäß begonnen, dann aber kaum zu verarbeitende Kapriolen geschlagen. Nach Pablo Zabaletas Führungstor kurz vor der Halbzeitpause war alles bereitet für die Meisterfeierlichkeiten. Aber QPR, immer noch stark abstiegsbedroht, spielte nicht mit. Quasi aus dem Nichts gelang Djibril Cissé zu Beginn der zweiten Halbzeit das 1:1, und wie viel Adrenalin auch bei den Londonern mit im Spiel war, offenbarte kurz darauf das Verhalten von Joey Barton. Der Mittelfeldmann schlug erst Citys Stürmer Carlos Tevez die Faust ins Gesicht, und nachdem er dafür die Rote Karte gesehen hatte, trat Barton den Argentinier auch noch in den Oberschenkel.

Doch in Überzahl verkrampfte City und kassierte durch Jamie Mackie sogar das 1:2. City stürmte, City drückte, aber City fiel nichts ein. Auch Dzekos Ausgleich in der ersten von fünf Nachspielminuten hätte nicht gereicht. Dann aber kam Agüeros großer Auftritt, als Mario Balotelli den Ball im Strafraum zwar nicht kontrollieren konnte, ihn aber mit der Fußspitze in den Lauf des Argentiniers verlängerte. Agüero lief noch ein paar Schritte und drosch den Ball mit wenig Finesse, aber größtmöglichem Nachdruck ins Tor. Da hielt es auch Mansour bin Zayed Al Nahyan nicht auf seinem Sitz. Der Scheich aus Abu Dhabi hatte den Machtwechsel in Manchester und ganz England mit seinen Ölmilliarden erst möglich gemacht. Geld schießt eben doch Tore, manchmal erst in der Nachspielzeit. Tsp

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